Finanz-Mammutprozess im Vatikan wird fortgesetzt

Nach mehreren Anläufen

Der Mammutprozess im Vatikan rund um Finanzgeschäfte des Staatssekretariats wird am Mittwoch fortgesetzt. Dabei wird es um nachgereichtes Beweismaterial der vatikanischen Strafverfolgung gehen.

Gerichtsprozess zum vatikanischen Finanzskandal / © Vatican Media (KNA)
Gerichtsprozess zum vatikanischen Finanzskandal / © Vatican Media ( KNA )

Anfang Oktober hatte der zuständige Richter Giuseppe Pignatone Strafverfolger Alessandro Diddi erneut aufgefordert, verwendetes Video- und Audiomaterial dem Gericht sowie den Verteidigern der zehn Angeklagten zur Verfügung zu stellen.

Die Verteidigung hatte eine Fortsetzung des Prozesses ohne diese Materialien für unmöglich erklärt. Eine erste Frist nach dem Prozessauftakt Ende Juli ließ Diddi verstreichen und begründete dies mit dem Schutz der Persönlichkeitsrechte der Beteiligten. Anfang November soll Diddi Medienberichten zufolge dann doch rund 50 Video- und Tonaufnahmen nachgereicht haben; diese seien jedoch unvollständig gewesen.

Erstmals ein Kardinal auf der Anklagebank

Insbesondere bei der Befragung des Hauptzeugens Alberto Perlasca seien Elemente herausgeschnitten worden, so die Zeitung "Il Messaggero". Auch bei Angeklagten, etwa den Finanzmanagern Gianluigi Torzi und Raffaele Mincione, fehlten Aufnahmen. Teils gebe es auch keine Abschriften.

Die insgesamt zehn Angeklagten sollen an verlustreichen Investitionen von mehreren hundert Millionen Euro in eine Londoner Luxusimmobilie beteiligt gewesen sein. Auch Spendengelder dürften davon betroffen sein. Mit Angelo Becciu sitzt zudem - infolge einer Rechtsanpassung durch Papst Franziskus - erstmals ein Kardinal auf der Anklagebank.

Amtsmissbrauch, Veruntreuung und Geldwäsche

Weitere Angeklagte sind unter anderen Beccius Sekretär Mauro Carlino, der Schweizer Finanzexperte und Ex-Präsident der vatikanischen Finanzaufsicht, Rene Brülhart, die Finanzmanager Torzi und Mincione sowie die Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna. Die Vorwürfe reichen von Amtsmissbrauch, Veruntreuung und Geldwäsche bis hin zu Betrug und Erpressung.

Der Hauptzeuge Perlasca war viele Jahre Verwaltungsleiter der ersten Abteilung im Staatssekretariat. Er schloss im Auftrag Beccius und seines Nachfolgers Erzbischof Edgar Pena Parra erste Verträge mit den angeklagten Finanzmanagern Mincione und Torzi. Mittlerweile lebt er wieder in seinem Heimatbistum Como.


Quelle:
KNA
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