Neues Essener Kloster will über die Pfarrei hinaus ausstrahlen

"Bewusst neue Akzente setzen"

Vielerorts werden Kirchen geschlossen. Im Essener Stadtteil Kray ist dagegen am Wochenende ein neues Kloster eröffnet worden. Pater Jens Watteroth leitet die Hausgemeinschaft in dem neuen Essener Kloster und verrät, wie es dazu gekommen ist.

Einweihung des Klosters im Essen-Kray / © Achim Pohl (Bistum Essen)
Einweihung des Klosters im Essen-Kray / © Achim Pohl ( Bistum Essen )

DOMRADIO.DE: Haben Sie und Ihre Mitbrüder sich schon in Ihrem neuen Kloster eingelebt? Das war ja mal ein Pfarrhaus.

Pater Jens Watteroth OMI (Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria): Wir sind noch dabei uns einzuleben. Wir sind eingezogen, aber hier sieht es aus wie wahrscheinlich bei vielen Leuten direkt nach dem Umzug. Hier stehen noch Kisten und noch nicht ganz aufgebaute Möbel. Wir sind noch dabei anzukommen.

DOMRADIO.DE: Was müssen Sie noch anpacken?

P. Watteroth: Alles mögliche. Wir haben dafür gesorgt, dass unsere Hauskapelle in Funktion ist, dass wir da beten können und dass wir natürlich eine Küche haben, einen Gemeinschaftsraum und jeder ein Zimmer. Aber es ist schon noch einiges mehr zu tun, bis es so weit ist, dass wir wirklich sagen können, dass wir ganz da und auch innerlich angekommen sind. Das braucht natürlich Zeit.

DOMRADIO.DE: Wie kam es zu dieser Neugründung? Überall müssen Kirchen schließen. In Essen-Kray wird ein neues Kloster eröffnet. Warum?

P. Watteroth: Es ist eine bewusste Entscheidung unserer Gemeinschaft. Auch wir schließen parallel dazu Klöster. Wir wollten nicht nur schließen und uns zurückziehen, sondern auch ganz bewusst neue Akzente setzen und haben entschieden, dass wir sowohl in Deutschland als auch in der Tschechischen Republik jeweils eine neue Niederlassung eröffnen.

So haben wir uns auf die Suche nach einem Ort gemacht, sind dann im Kontakt mit verschiedenen Bistümern unter anderem in Essen-Kray gelandet und haben hier einen guten Ort für so einen Neuanfang gesehen.

DOMRADIO.DE: Was sind das für neue Akzente, die Sie da setzen möchten?

P. Watteroth: Wir möchten das leben, was unseren Orden eigentlich ausmacht. Unser Ordensgründer hatte im Blick, vor allem die Menschen zu erreichen, die von den kirchlichen Strukturen nicht erreicht werden und hatte die Armen im Blick, denen es nicht so gut geht auf irgendeine Art. Das ist das, was wir auch umsetzen wollen.

Wir möchten so leben, dass wir über die Gemeinde ausstrahlen und über die Pfarrei hinaus, in der wir auch mitarbeiten. Aber eigentlich geht es uns darum, präsent zu sein, ein bisschen auszustrahlen, den Menschen zu begegnen, die hier leben.

DOMRADIO.DE: Warum sind Sie ausgerechnet nach Essen-Kray gegangen? Gab es da auch noch andere Optionen?

P. Watteroth: Es gab andere Optionen. Essen-Kray war für uns ansprechend, weil wir den Eindruck hatten, dass wir hier eine Situation finden, wo es viele Menschen gibt - gibt es an anderen Orten auch -, die nichts mehr mit der Kirche zu tun haben. Der Stadtteil verändert sich durch Migration und dadurch, dass es mehr bedürftige Menschen gibt. Das ist die eine Seite.

Das zweite ist, dass es hier im Anfangsstadium das Projekt der Gastkirche gibt, was bisher hauptsächlich von Ehrenamtlichen aus der Pfarrei getragen wird. Dort geht es darum, den Kirchenraum so zu verändern, dass dort sich jeder willkommen fühlt, ganz egal ob katholisch oder christlich oder woher.

Da möchten wir gerne mit einsteigen. Das hat uns angesprochen. Wir sehen Menschen, mit denen wir das gemeinsam anpacken können. Und wir glauben, dass wir als Oblatenmissionare hier einen guten Ort haben. Das ist das, was uns angezogen hat.

DOMRADIO.DE: Das ist das Projekt Gastkirche der Gemeinde St. Barbara in Kray. Haben Sie schon Ideen, was Sie da genau machen können, wie Sie da die Leute ansprechen?

P. Watteroth: Da gibt es erste Ideen dazu. Da geht es vor allem um verschiedene Angebote im Bereich von Beratung, im Bereich von Hilfestellungen, Essensausgabe, Kleiderkammer, sage ich mal als Stichworte. Aber da gibt es sicherlich noch viel zu entwickeln. Das war für uns jetzt auch interessant, weil dieses Projekt noch so in den Kinderschuhen steckt.

Es gibt Ideen, aber da gibt es noch viel zu entwickeln. Da können wir noch einsteigen und auch unser eigenes mit reinbringen. Als missionarische Gemeinschaft ist unser Anliegen natürlich immer auch wirklich die Verkündigung des Glaubens. Caritative Aktionen sind sehr wichtig und sicherlich die Basis. Aber uns geht es natürlich auch darum, den Glauben weiterzugeben.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Die ehrenamtliche Gemeindeleiterin Elke Scheermesser zusammen mit den Oblatenmissionaren / © Achim Pohl (Bistum Essen)
Die ehrenamtliche Gemeindeleiterin Elke Scheermesser zusammen mit den Oblatenmissionaren / © Achim Pohl ( Bistum Essen )
Quelle:
DR
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