Marx Plädoyer für verheiratete Priester findet Unterstützung

Freiwilligkeit mit einbeziehen

Kardinal Reinhard Marx ist dafür, dass katholische Priester heiraten dürfen. "Es ist falsch, die Möglichkeit, den Zölibat zu leben, einfach auf den Einzelnen abzuladen", so Marx. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken begrüßt das.

Reinhard Kardinal Marx  / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( KNA )

Zölibatäres Leben habe sicher einen Wert für die Kirche, so ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp im Deutschlandfunk. Es wüchsen jedoch Zweifel, das Prinzip weiter zwingend an das Priesteramt zu binden. Man müsse einen Weg finden, der Freiwilligkeit miteinbeziehe.

Irme Stetter-Karp / © Harald Oppitz (KNA)
Irme Stetter-Karp / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Debatte darüber werde auch beim Synodalen Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland geführt.

Kardinal Reinhard Marx

"Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet. Nicht nur aus sexuellen Gründen, sondern weil es für ihr Leben besser wäre und sie nicht einsam wären. Diese Diskussionen müssen wir führen"

Damit stellte sich Stetter-Karp kurz vor Auftakt der dritten Synodalversammlung in Frankfurt hinter Marx. Der Kardinal hatte der "Süddeutschen Zeitung" gesagt: "Bei manchen Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet. Nicht nur aus sexuellen Gründen, sondern weil es für ihr Leben besser wäre und sie nicht einsam wären. Diese Diskussionen müssen wir führen."

Zurückhaltung bei Öffnung von Weiheämtern für Frauen

Zur Frage, ob er einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und sexuellem Missbrauch sehe, antwortete der Erzbischof: "Pauschal kann man das nicht sagen. Aber diese Lebensform und dieses Männerbündische ziehen auch Leute an, die nicht geeignet sind, die sexuell unreif sind."

Zurückhaltender äußerte er sich zur Öffnung von Weiheämtern für Frauen. Die Diskussion müsse weiter geführt werden. Er persönlich sei "da nicht am Ende". Allerdings seien die Argumente, dass dies nicht gehe, für ihn im Laufe seines Lebens immer schwächer geworden. "Ich weiß nur, dass wir einen großen Konsens brauchen. Oder man zerbricht das ganze Gebäude."

Kardinal Marx (DR)
Kardinal Marx / ( DR )

Kritisch bewertete Marx die katholische Sexualmoral. Diese habe "viele Verklemmungen erzeugt. Da haben wir Schuld auf uns geladen".

Ihm habe mal ein alter Priester gesagt: "Wenn ich alles wiedergutmachen könnte, was ich im Beichtstuhl angerichtet habe bei dem Thema." Das habe ihn, Marx, erschüttert. "Langsam bekommen wir eine Rechnung, die sich über Generationen hinweg angehäuft hat", fügte er hinzu.

Zölibat

Das Wort "Zölibat" kommt von dem lateinischen Ausdruck caelebs, was so viel bedeutet wie ehelos. Der Begriff "Zölibat" bezeichnet die von Priestern und Mönchen zahlreicher Religionen geforderte Ehelosigkeit und den Verzicht auf jede Form der sexuellen Betätigung. Begründet wird der Zölibat in erster Linie mit dem Hinweis darauf, dass Jesus Christus selbst ehelos war und die Ehelosigkeit "um des Himmelreiches willen" für diejenigen empfahl "die es erfassen können" (Mt 19,12).

Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel (KNA)
Zölibat: Debatte dauert an / © Katharina Ebel ( KNA )

 

Quelle:
KNA