Neuer Kapuziner-Provinzial blickt auf die Zukunft des Ordens

Auf der Suche nach der perfekten Lösung

Bruder Helmut Rakowski ist neuer Provinzial der Kapuziner in Deutschland und Holland. Künftig ist er Chef von rund 140 Brüdern. Im Interview blickt er zurück und erklärt auch, vor welchen aktuellen Herausforderungen sein Orden steht.

Helmut Rakowski OFMCap / © Tobias Rauser (Deutsche Kapuzinerprovinz)

DOMRADIO.DE: Die Kapuziner fallen vom Optischen mit ihrem Habit schon mal ein bisschen aus der Zeit. Aber trotzdem ist das auch im 21. Jahrhundert ein moderner Orden. Was macht denn ein Bettelorden im 21 Jahrhundert? Was macht sie als Ordensgemeinschaft aus?

Bruder Helmut Rakowski OFMCap (Neuer Provinzial der Kapuziner in Deutschland und Holland): Ich glaube, den Bettelorden macht aus, dass wir nicht als die Machtvollen zu den Leuten gehen, sondern in einer gewissen Abhängigkeit stehen. Wir sagen: Wir predigen, wir helfen euch, wir unterstützen euch, aber wir sind auch auf euch angewiesen. Das wollte auch der Heilige Franziskus, der ja am Anfang stand.

Ich glaube, es gibt in der Zusammenarbeit schon eine ganz interessante Mischung, dass man nicht aus einer Machtposition heraus handelt. Das ist heute ein ganz wichtiges Thema.

DOMRADIO.DE: Wie sieht das konkret im Alltag für Sie aus? Sie gehen bei Ihrer Arbeit nicht abends noch auf die Straßen und erbetteln sich Geld, vermute ich.

Br. Helmut: Nein, das sieht schon anders aus. Was das Betteln angeht, leben wir zur Hälfte von Spenden. Viele Dinge und auch meine Tätigkeit werden in Zukunft nicht bezahlt sein. Da brauchen wir Unterstützung. Davon sind wir immer noch abhängig.

Gleichzeitig sagen wir: Von dem, was wir haben, teilen wir auch und sehen zu, dass wir uns denen zuwenden, die Not haben, die Hilfe brauchen, die ein offenes Ohr brauchen oder auch eine offene Tür.

DOMRADIO.DE: Sie waren in Mexiko und lange Jahre im Vatikan. Was nehmen Sie sich aus diesen Stationen mit für die neue Position als Provinzial?

Br. Helmut: Mexiko war für mich eine Öffnung zu anderen Kulturen, zur vielfältigen Welt, in der wir leben und zur Vielfalt, in der Menschen sich befinden.

Im Vatikan war es noch mal eine ganz andere Begegnung mit der Weltkirche und mit den unterschiedlichen Bedürfnissen, was uns manchmal zu akzeptieren schwerfällt. Wir merken, dass wir manchmal schneller vorangehen wollen und dann von Afrika und Asien gebremst werden. Das heißt aber auch nicht, dass wir stehen bleiben dürfen.

DOMRADIO.DE: Seit 2018 waren Sie dann geistlicher Direktor der Katholischen Journalistenschule in München. Für die Arbeit mit den Medien sind Sie also prädestiniert. Muss sich der Orden mehr den modernen Medien öffnen?

Br. Helmut: Wir haben seit etwa anderthalb Jahren eine Öffnungsoffensive gemacht und haben gesagt: Wir brauchen ein Kloster im Netz, wir müssen da präsent sein. Wir sind einfach gezwungen Niederlassungen zu schließen, wir sind immer weniger. Das ist ein Fakt.

Aber es gibt Bereiche, wo Menschen sich weiterhin bewegen. Das ist das Internet, das sind die Social Media-Kanäle. Wir versuchen dort präsent zu sein, und nicht nur über uns zu erzählen, sondern auch Inhalte zu bringen: Was bewegt mich? Was ist mein Lebenszweck? Was lehrt mich der heilige Franz? Was lehrt mich das Evangelium?

DOMRADIO.DE: Was kommt auf die Kapuziner in den nächsten Jahren zu? Die Jesuiten mussten ihre Provinzen in Mitteleuropa alle zu einer Großen zusammenlegen. Sehen Sie für die Kapuziner eine ähnliche Entwicklung kommen?

Br. Helmut: Grundsätzlich haben wir immer noch die gute Situation, dass wir junge Menschen haben. Das ist eine gute Voraussetzung. Wir könnten mehr gebrauchen. Wir haben gerade auch wieder zwei Jahre eine Lücke, aber das ist noch überschaubar. Es wird aber auf Dauer über Grenzen hinweg zusammengearbeitet werden müssen. Ja, wir werden zusammenwachsen, auch mit unseren Nachbarn.

Österreich, die Schweiz, die Niederlande sind schon dabei. Ob das jetzt heißt, dass wir eine Einheit werden oder wir einfach intensiver zusammenarbeiten, das steht in den nächsten drei Jahren zu klären an. Denn nur größere Einheiten sind auch nicht die perfekte Lösung alleine.

Das Interview führte Renardo Schleglmilch.

Kapuziner wählen neuen Provinzial

Die Deutsche Kapuzinerprovinz hat eine neue Leitung. Beim Provinzkapitel in Münster wurde Bruder Helmut Rakowski (60) zum neuen Provinzial in der Nachfolge von Bruder Christophorus Goedereis gewählt, wie das Provinzialat am Mittwoch in München mitteilte. Seine Amtszeit beträgt drei Jahre. Rakowski trat 1981 in den Orden ein und wurde 1989 zum Priester geweiht.

Symbolbild: Kapuzinermönche / © Friso Gentsch (dpa)
Symbolbild: Kapuzinermönche / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
DR
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