Innenminister Lauri Läänemets sagte am Freitag dem Sender ERR, wenn sich der russische Metropolit Eugeni (Reschetnikow) nicht von Äußerungen des orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. zum Krieg in der Ukraine distanziere, werde er ihm den Wohnsitz in Estland entziehen. Sein Ministerium habe dem Geistlichen dazu in einem Brief eine Frist bis zum kommenden Mittwoch gesetzt.
Bisherige Erklärung reicht nicht
Läänemets geht es um die Aussage von Kyrill I. in einer Predigt Ende September, dass russische Soldaten im Falle ihres Todes im Krieg von all ihren Sünden gereinigt würden. Wenn jemand aus Pflichtgefühl und der "Notwendigkeit, einen Schwur zu erfüllen", bei der Verrichtung des Militärdienstes sterbe, so komme dies einem Opfer gleich, so das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt damals. "Deshalb glauben wir, dass dieses Opfer alle Sünden abwäscht, die der Mensch begangen hat."
Der sozialdemokratische Politiker verlangte nun, dass der Metropolit in den Medien Estlands eindeutig erklärt, ob er Kyrills Position teile oder nicht. Die Erklärung der Leitung der estnisch-orthodoxen
Kirche von Donnerstag reiche nicht aus.
Die von Eugeni geleitete Synode hatte mitgeteilt: "Unsere Kirche ist gegen alle Kriege, sie ist für den Frieden und für die friedliche Lösung aller Konflikte." Sie habe im März auch die Botschaft des estnischen Kirchenrats unterstützt, die das militärische Vorgehen Russlands in der Ukraine verurteilte.
"Frage der Sicherheit"
Die Kirchenleitung kritisierte aber, dass sie immer wieder zu einer Stellungnahme aufgefordert
werde: «Wenn die Kirche in diese Auseinandersetzungen hineingezogen wird und beginnt - wie die Politiker - die Geschehnisse wütend zu verurteilen, wo kann man dann Ruhe für seine besorgte Seele finden?» Die Kirche rufe zu Gebeten für die Ukraine und für Frieden auf.
Eugeni müsse sowohl das Innenministerium als auch die estnische Öffentlichkeit davon überzeugen, dass er Kyrills "Kriegstreiberei" ablehne, so der Minister. "Wir müssen absolut sicher sein, dass keine
einzige Organisation, einschließlich religiöser, auf dem Territorium der Republik Estland den Krieg unterstützt." Es handele sich um eine Frage der Sicherheit.