Jesuit blockiert gemeinsam mit Klimaaktivisten Straße

Kritik an hartem Vorgehen Bayerns

Es ist die vierte Aktion des Jesuitenpaters Alt, mit der er gegen Gesetze verstößt. Mit den Aktionen gemeinsam mit Klimaaktivisten will er unter anderem Bischöfe dazu aufrufen, sich für Klimaschutz und die Aktivisten einzusetzen.

Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt blockiert eine Straße / © Theo Klein (epd)
Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt blockiert eine Straße / © Theo Klein ( epd )

Der Jesuit Jörg Alt hat sich erneut an einer Straßenblockade für eine andere Klimapolitik beteiligt. Zusammen mit Aktivisten der sogenannten Scientist Rebellion setzte er sich vor dem Münchner Justizpalast am Karlsplatz. Der Pater sowie ein weiterer Aktivist klebten sich dort fest. Zeitgleich wurde ein Aufruf von mehr als 100 Theologinnen und Theologen veröffentlicht. Darin werden die Bischöfe aufgerufen, sich für eine Wende in der Klimapolitik einzusetzen. Zudem sollten sie sich solidarisch mit den Aktivistinnen und Aktivisten zeigen, die sich "gewaltfrei für die Rettung der Schöpfung einsetzen".

Hartes Vorgehen des Freistaats

Die Aktion in München startete 100 Sekunden vor 12 Uhr und dauerte etwa eineinhalb Stunden. Den Blockierern, darunter auch der Jesuitenpater Joe Übelmesser, wird nun Nötigung und ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vorgeworfen, wie ein Polizeisprecher am Rande der Aktion erklärte. Für Alt ist es der vierte Gesetzesverstoß. Er hatte sich bereits in Nürnberg am Altstadtring festgeklebt, war ohne Fahrschein Straßenbahn gefahren. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegen den Jesuiten, nachdem dieser abgelaufene Lebensmittel aus den Müllcontainern von Supermärkten genommen und danach verteilt hatte.

Churches for Future

Auf dem Netzwerktreffen des Ökumenischen Netzwerks Klimagerechtigkeit im April 2019, haben Mitglieder des Netzwerkes beschlossen, sich mit Anliegen der Jugendlichen von "Fridays for Future" zu solidarisieren und einen Aufruf zum Unterzeichnen gestartet. Kirchen, kirchliche Arbeitsbereiche und Organisationen werden darin aufgerufen, sich mit der Bewegung "Fridays for Future" zu solidarisieren, um anzuerkennen, dass die Schülerinnen und Schüler für eine wichtige Sache auf die Straße gehen. 

Logo Churches for Future (Churches for Future)

Mit der Aktion übergaben die Aktivistinnen und Aktivisten eine Erklärung an das Justizministerium. In einer Rede kritisierte Alt das harte Vorgehen in Bayern gegen Protestierende. Der Freistaat zeichne sich weniger durch Klimaschutz als durch Härte aus. "Wenn die Welt in Flammen steht, hilft es nicht, den Feueralarm wegzusperren." Er hoffe, dass die Fragen des Klimaschutzes auch auf dem am Freitag beginnenden CSU-Parteitag in Augsburg diskutiert würden. "Es reicht für eine christliche Partei nicht, Kreuze aufzuhängen, Christsein bedeutet in meinen Augen, die Welt mit Gottes Augen zu sehen."

Aktion mit Notwehr-Paragraph begründet

Kritik übte der Jesuit und Migrationsforscher auch an der Flüchtlingspolitik. Es werde durch den Klimawandel immer mehr Migration geben, so Alt. "Alle Menschen müssen verstehen, dass drängende Probleme von Schlagbäumen und Zäunen nicht aufgehalten werden können." Die Blockade selbst rechtfertigte Alt mit dem Notwehr-Paragrafen.

In dem von Alt mitinitiierten Aufruf heißt es, ziviler Ungehorsam sei bis in die Gegenwart hinein Bestandteil christlicher Praxis und werde immer wieder neu inspiriert durch die Erinnerung an Propheten und Jesus. Als Beispiel wird etwa das Kirchenasyl genannt. Durch die Klimakatastrophe seien die Lebensumstände von 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen bereits jetzt hochgradig gefährdet, schreiben die Wissenschaftler mit Verweis auf den Bericht des Weltklimarats. Jeden Tag stürben bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Vor allem für den globalen Süden seien die Konsequenzen desaströs.

"Diese sich rasch entwickelnde Notlage fordert uns Theolog*innen zum Handeln heraus", heißt es in der Erklärung weiter. Es könne keine Theologie betrieben werden, die diese Notlage der Erde nicht als ihre zentrale Herausforderung begreife. Man stehe in der Pflicht, alles zu tun, um die Erkenntnisse der Klimawissenschaften im öffentlichen Raum bekannt zu machen und sie in das eigenen Handeln und Forschen zu integrieren, so die Theologen.

Quelle:
KNA
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