Dabei ging er vor Journalisten in Rom etwa auf Gänsweins Amt als Privatsekretär von Benedikt XVI. ein, wie italienische Zeitungen am Donnerstag berichteten. Seiner Ansicht nach sei es nicht Joseph Ratzinger selbst gewesen, der nach dem Rücktritt "den Aufruhr verursachte". Vielmehr hätten "andere, die ihm nahe standen", Reden und Briefe verbreitet, "um sie gegen bestimmte Entscheidungen von Franziskus in Stellung zu bringen, die sie nicht teilten". Dies sei eine unehrliche Art, Kirche zu leben, urteilte der Kardinal.
In den Vordergrund gedrängt
Der Jesuit Hollerich ging auch auf Gänsweins Amt als Protokollchef des Vatikans ein. Nach internen Diskussionen hatte Franziskus den Deutschen 2020 von diesem Posten beurlaubt. Bei der Beerdigung von Benedikt XVI. Anfang Januar empfand Hollerich die Rolle Gänsweins als "Haupttrauernder" nicht angemessen.
Er habe sich in den Vordergrund gedrängt und den Platz des amtierenden Papstes einnehmen wollen - das sei eine sehr ernste Sache, so der Kardinal. Derjenige, der die Kirche repräsentiere, sei der Papst, nicht der Präfekt des Päpstlichen Hauses. "Wer als Sekretär eines Papstes tätig ist, muss immer sein Schatten sein und darf nicht das Rampenlicht suchen", so der Vorwurf des Luxemburgers.