Hilfswerk berichtet von Brandanschlag auf Kapelle in Chile

"Repräsentieren nicht die Mehrheit der Indigenen"

Im Dorf California in der südchilenischen Region Araucania ist erneut eine Kapelle bis auf die Grundmauern abgebrannt worden. Die Dorfbewohner sind schockiert. Das berichtet das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" in München.

Mapuche-Dorfbewohner / © Alexander Brüggemann (KNA)
Mapuche-Dorfbewohner / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Nach Angaben der chilenischen Presse hinterließen die Angreifer am Tatort Flugblätter und ein Banner, das mit "Resistencia Mapuche Malleco" (RMM) unterzeichnet ist. Bei der RMM handele es sich um eine Guerillagruppe, die vorgebe, die Rechte des indigenen Mapuche-Volkes zu verteidigen.

Mapuche demonstrieren in traditionellen Trachten für ihre Rechte / © Jürgen Escher (Adveniat)
Mapuche demonstrieren in traditionellen Trachten für ihre Rechte / © Jürgen Escher ( Adveniat )

In California lebten mehrheitlich Mitglieder der Mapuche, die das kleine Gotteshaus in den 1950er Jahren selbst errichtet hätten, sagte Magdalena Lira, Nationaldirektorin von "Kirche in Not" in Chile. Die Dorfbewohner seien schockiert gewesen. Sie verstünden den Grund für den Anschlag nicht. Von der Kapelle sei nur eine kleine Marienstatue "wie durch ein Wunder" übrig geblieben.

Kein Einzelfall

Mapuche

Die Mapuche sind die Ureinwohner im Süden von Chile und Argentinien. Sie wurden auch Araukanier genannt und waren das einzige indigene Volk Lateinamerikas, das der spanischen Eroberung standhielt. Nach der chilenischen Unabhängigkeit 1818 begann in den 1860er Jahren die Entrechtung: Einmarsch der Armee, Enteignung, Niedergang der eigenen Traditionen und Sprache. Erst seit einigen Jahren setzte eine Neubesinnung auf die eigene Kultur und Identität ein. Allerdings radikalisiert sich eine kleine Minderheit politisch.

Mapuche-Vertreter in Temuco / © Alejandro Zonez (dpa)
Mapuche-Vertreter in Temuco / © Alejandro Zonez ( dpa )

Der erneute Brandanschlag, der sich am 4. März ereignete, ist nach Angaben des Hilfswerks kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren seien Dutzende Gotteshäuser in dem südamerikanischen Land angegriffen worden. Dem Bericht "Religionsfreiheit weltweit 2021" von "Kirche in Not" zufolge wurden in Chile zwischen Oktober 2019 und Oktober 2020 allein 59 Kirchen beschädigt oder zerstört. Beobachter gingen jedoch davon aus, dass die Zahl der Gewaltakte seither erheblich gestiegen sei.

"Viele Übergriffe auf Gotteshäuser begannen im Herbst 2019 in Zusammenhang mit den sozialen Unruhen in Chile", berichtete Lira. Aber bereits vorher habe es vor allem in Araucania Brandstiftungen und Vandalismus gegeben. Dahinter stünden Gruppen, "die behaupten, die Ureinwohner dieser Region, die Mapuche, zu verteidigen. Aber sie repräsentieren nicht die Mehrheit der Indigenen."

Christentum als Symbol imperialer Unterdrückung

Nach Angaben des Hilfswerks sehen Guerillaeinheiten wie die RMM das Christentum als Symbol kolonialer Unterdrückung und fordern die Rückgabe von Landbesitz. "Viele Untersuchungen zeigen, dass sich die Mehrheit der Mapuche als Christen identifiziert. Sie haben ein Recht darauf, in ihrem Glauben geachtet und in ihrer Religionsfreiheit geschützt zu werden", erklärte Lira. Infolge der gewaltsamen Übergriffe, aber auch durch eine Waldbrandkatastrophe in der Region im Februar, seien viele Gotteshäuser zerstört worden. Die Gemeinden hätten kaum mehr einen Ort, um sich zu treffen.

Quelle:
KNA
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