Pfarrgemeinde hilft ukrainischen Krankenhäusern

Nächstenliebe ganz praktisch gelebt

Über 3.600 Kilometer weit ist Michael Schidelko in den letzten Tagen gereist, um persönlich Spenden für Ukraine zu übergeben. Er engagiert sich im Verein Interplast Germany und wird dabei von seiner Pfarrei in Bad Honnef unterstützt.

Symbolbild Hilfsgüter für Menschen in der Ukraine / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Hilfsgüter für Menschen in der Ukraine / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind regelmäßig persönlich unterwegs, um Spenden und Hilfsgüter für die Ukraine zu bringen. Im letzten Jahr haben Sie schon mal Material für Krankenhäuser geliefert, Sie sind ja selbst Chirurg. Was haben Sie dieses Mal gebracht?

Team um Dr. Michael Schidelko (zweiter von links) / © Michael Schidelko (privat)
Team um Dr. Michael Schidelko (zweiter von links) / © Michael Schidelko ( privat )

Dr. Michael Schidelko (Ehrenamtlicher Arzt bei Interplast Germany e. V. und Mitglied der Pfarrgemeinde St. Martin in Bad Honnef-Selhof): Wir haben zu einigen Krankenhäuser mittlerweile persönliche Beziehungen aufgebaut, sodass wir Wunschlisten bekommen haben und wussten, was sie besonders benötigen. Das war zum einen aus medizinischer Sicht Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel, aber auch allgemeine Mittel wie Decken, warme Socken, Schlafsäcke und Hygieneartikel. Das hatten wir diesmal schwerpunktmäßig dabei.

DOMRADIO.DE: Sind Sie mit einem Team dort hingefahren?

Schidelko: Seitens der Pfarrgemeinde hatten wir ganz schnell mehrere Leute zusammen, die sich bereit erklärten, die Autos zu fahren. Diesmal hatten wir zwei Transportwagen.

Wir hatten über unsere Verbindungsfrau, Xenia Rak, aus der Ukraine ständig Kontakt mit denjenigen, die die Artikel, die wir gesammelt haben, auch übernehmen. Wir sind in zwei Tagen mit Übernachtung in Budapest hingefahren. Am Morgen des dritten Tages haben wir uns dann mit dem Team in der rumänischen Grenzstadt Siret getroffen, das aus der Ukraine über die Grenze gekommen ist. Dort gibt es eine Art Transportumladeplatz, der praktisch schon im Niemandsland zur Ukraine liegt.

DOMRADIO.DE: Einfach mit dem Auto in die Ukraine zu fahren, geht nicht so leicht, oder?

Schidelko: Nein, das wollten wir nicht. Wir haben es aus versicherungstechnischen Gründen auch gar nicht erst versucht und natürlich auch deswegen nicht, weil wir zumindest am Anfang nicht wussten, wie die Gefahrenlage ist.

Es wäre wahrscheinlich auch sehr viel komplizierter für uns geworden, den Grenzübergang mit den ganzen Formalitäten zu passieren. Insofern haben wir diese Lösung angeboten bekommen, dass wir uns außerhalb der Ukraine treffen

Vor Ort wurde umgeladen. Das ging eigentlich ganz schnell. Die Leute, die kamen, kannten wir schon von den letzten Transporten. Dann gibt es immer ein großes Hallo.

Hilfslieferung für die Menschen in der Ukraine / © Michael Schidelko (privat)
Hilfslieferung für die Menschen in der Ukraine / © Michael Schidelko ( privat )

DOMRADIO.DE: Wie sind denn die Reaktionen der Menschen, denen Sie die Spenden bringen?

Schidelko: Die Freude ist immer sehr groß. Das ist inzwischen eine freundliche Verbrüderung. Diesmal haben wir auch paar Geschenke von denen bekommen. Das hat uns schon sehr gerührt.

DOMRADIO.DE: Was treibt Sie persönlich an, dies mit der Pfarrgemeinde zu tun? Für Christen gibt es ja das Gebot der Nächstenliebe.

Schidelko: Das ist im Prinzip nichts anderes. Unser Verein Interplast ist ein gemeinnütziger Verein. Wir sind von vornherein verpflichtet, alles, was wir an Zeit aufbringen, kostenlos zu machen. Wir bekommen kein Honorar, auch bei sonstigen Auslandseinsätzen.

Insofern ist das, egal ob man Christ ist oder nicht, immer ein Werk der Nächstenliebe. Für mich persönlich ist es auch als Mitglied der hiesigen katholischen Gemeinde St. Martin ein Bedürfnis, auf diese Art und Weise christliche Nächstenliebe zu zeigen.

Das Interview führte Michelle Olion.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
DR