Missbrauchskommission will konkrete Präventionsmaßnahmen

"Begrenzung von Macht"

Die unabhängige Missbrauch-Aufarbeitungskommission im Erzbistum Freiburg will bis Oktober konkrete Maßnahmen vorlegen, um Kinder und Jugendliche besser vor Missbrauch zu schützen. Dies ist eine Folge der jüngst vorgestellten Studie.

Symbolbild Kindesmissbrauch / © Iren_Geo (shutterstock)
Symbolbild Kindesmissbrauch / © Iren_Geo ( shutterstock )

Es geht beispielsweise um die Kontrolle von Macht in der Kirche, bessere Ausbildungsstrukturen für Seelsorger und die Begleitung von Priestern in ihrem Arbeitsalltag, sagte der Kommissionsvorsitzende Magnus Striet am Donnerstagabend bei einer Podiumsdebatte in der Katholischen Akademie Freiburg.

Aus der am Dienstag veröffentlichten Missbrauchsstudie müssten Konsequenzen gezogen und konkretes Handeln abgeleitet werden.

Generalvikar sprach sich für Begrenzung von Macht aus

Der Freiburger Generalvikar Christoph Neubrand sagte Missbrauchsbetroffenen bestmögliche Hilfen zu. "Diesen Menschen gilt unser erster Blick." Gleichzeitig gehe es darum, immer wieder kirchliche Strukturen zu überprüfen. Er sprach sich für eine Begrenzung von Macht aus. Auch die Bischöfe müssten in ein System von Kontrolle und Gewaltenteilung eingebunden sein.

Pressekonferenz der GE-Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Freiburg am 18. April 2023 in Freiburg mit Richter Eugen Endress (m.) und Magnus Striet (r.) / © Andree Kaiser (KNA)
Pressekonferenz der GE-Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Freiburg am 18. April 2023 in Freiburg mit Richter Eugen Endress (m.) und Magnus Striet (r.) / © Andree Kaiser ( KNA )

Die Vize-Kommissionsvorsitzende und Medizinerin Elisabeth Lammert erläuterte, dass Missbrauch und sexualisierte Gewalt in Kindheit oder Jugend oft lebenslang traumatische Folgen hat. "Niemand und nichts kann solche schlimmen Erfahrungen der Todesangst und der Ohnmacht ungeschehen machen."

Körper stellt auf Programm des reinen Überlebens um

Kinder erlebten Missbrauch als Gefühl der Vernichtung, sagte die Fachärztin für Psychiatrie. "Der Körper stellt dann auf ein Programm des reinen Überlebens um. Und diese Überlebensangst kann dann später immer wieder völlig unvermittelt wach werden." Oft könnten Therapien helfen, dies gelinge aber "längst nicht immer".

Die von unabhängigen Experten erarbeitete Freiburger Missbrauchsstudie zeigt massives Fehlverhalten der früheren Bistumsleitungen auf. Den Erzbischöfen Robert Zollitsch (2003-2013) und Oskar Saier (1978-2002) werden Missachtung von Missbrauchsopfern und Täterschutz vorgeworfen.

Missbrauchsstudie im Erzbistum Freiburg

Die Untersuchung zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung von Missbrauchstaten im Erzbistum Freiburg sieht bei den früheren Erzbischöfen Robert Zollitsch und Oskar Saier schweres Fehlverhalten und gravierende Rechtsverstöße im Umgang mit Straftaten durch Priester. Der Schutz der Institution Kirche und der Täter habe über allem gestanden, sagte Studienautor Eugen Endress bei der Vorstellung des 600-Seiten-Berichts. Für Betroffene und Angehörige habe es keine Hilfen gegeben: "Sie wurden allein gelassen."

Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser (KNA)
Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser ( KNA )
Quelle:
KNA