"Ich habe den Eindruck, dass wir mittlerweile relativ viel über die Missbrauchsfälle in den Kirchen wissen, aber immer noch nicht alle nötigen Konsequenzen gezogen worden sind", sagte Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) den "Badischen Neuesten Nachrichten" (Samstag).
Staatlichen Aufarbeitung wäre schwierig
"Warum wird in diesen Fällen von den Staatsanwaltschaften nicht noch intensiver ermittelt - der nötige Anfangsverdacht ist ja vielfach gegeben?", fragte sie. Leutheusser-Schnarrenberger sprach sich auch dafür aus, Missbrauchsbetroffene bei möglichen Schmerzensgeldklagen zu unterstützen.
Skeptisch zeigte sich die FDP-Politikerin bei Forderungen nach einer staatlichen Aufarbeitung von Missbrauch in den Kirchen. "Die großen Erwartungen an eine staatliche Wahrheitskommission könnte eine zusätzliche staatliche Kommission wohl nicht erfüllen, weil ihr die rechtlichen Instrumente fehlen würden."
Konflikt mit Zollitsch
2010 hatte Leutheusser-Schnarrenberger als Ministerin die Kirche zu mehr Transparenz bei der Aufarbeitung aufgerufen. Der damalige Bischofskonferenz-Vorsitzende und Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hatte dies als unzulässige Einmischung scharf zurückgewiesen.
Eine in dieser Woche veröffentlichte Studie belastet Zollitsch schwer. Ihm wird Vertuschung, Rechtsbruch und Täterschutz vorgeworfen. Inzwischen teilte er mit, er werde sein Bundesverdienstkreuz und zwei Landesorden zurückgeben sowie auf sein Recht verzichten, im Freiburger Münster beigesetzt zu werden.