Bischof Neymeyr warnt vor Rechtsextremismus

"Als Deutsche immer wachsam"

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Antisemitismus aufgerufen. Die Welt habe gehofft, dass "Antisemitismus und Antiziganismus in Deutschland ausgerottet wären". Dies sei nicht der Fall.

Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

"Wir müssen als Deutsche immer wachsam sein gegenüber Ungeistern, für die unser Volk offensichtlich besonders anfällig ist", betonte er laut Manuskript bei der diesjährigen Männerwallfahrt des Bistums am Donnerstag.

Von der Verharmlosung des Holocaust sei es "nur ein kurzer Weg über die Gutheißung des Holocaust bis hin zu seiner Wiederholung", betonte Neymeyr, der in der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum verantwortlich zeichnet: "Das müssen wir bei Anschlägen auf Synagogen in unserem Land erfahren."

"Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit noch nicht überwunden"

Auch die "emotionalen Reflexe" gegen Sinti und Roma, die wie andere Ukrainerinnen und Ukrainer vor dem Krieg geflohen seien, hätten gezeigt, "dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit noch lange nicht überwunden ist". Dies gelte auch für die "Ablehnung, auf die viele Menschen stoßen, die eine anderen Hautfarbe oder ein anderes Aussehen haben", selbst wenn sie in Deutschland geboren und aufgewachsen seien.

Für Christen sei jeder Mensch "zuerst und zunächst ein Geschöpf Gottes", betonte der Bischof: "Von ihm geschaffen und gewollt." Dies sei eine enorme Herausforderung, weil sie nicht nur zur Nächstenliebe mahne, sondern auch zur Feindesliebe, sagte Neymeyr: "Auch der Mensch, der ein Verbrechen begangen hat, und der nach den geltenden Gesetzen dafür bestraft wird, bleibt ein Mensch." Die Männerwallfahrt solle auch Ausdruck dieses Glaubens und von Glaubensstärke sein.

Meldestelle für antisemitische Vorfälle

Ein Jahr nach Beginn der Bundesförderung einer neuen deutschlandweiten Meldestelle für antisemitische Vorfälle haben die Verantwortlichen eine erste Bilanz gezogen. Zwischen Februar 2019 und Jahresende registrierte der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Bundesverband RIAS) mit Sitz in Berlin 316 Meldungen, wie Projektmitarbeiter Alexander Rasumny sagte.

Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert (dpa)
Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert ( dpa )
Quelle:
epd