Mehr Ukrainer misstrauen laut Umfrage der Kirche

Fast acht Prozent Vertrauensverlust

Die christlichen Kirchen in der Ukraine haben laut einer Umfrage an Ansehen verloren. Laut den Ergebnissen misstrauten ihnen Ende Mai 24,7 Prozent und damit deutlich mehr als noch im März. Damals seien es nur 16,9 Prozent gewesen.

Ein ukrainischer Militärseelsorger spricht mit einem verletzten ukrainischen Soldaten / © Ben Birchall (dpa)
Ein ukrainischer Militärseelsorger spricht mit einem verletzten ukrainischen Soldaten / © Ben Birchall ( dpa )

Die Umfrage führte das Kiewer Meinungsforschungsinstituts Rasumkow-Zentrum durch. Das Institut fragte in den Interviews nach "der Kirche" und nicht nach bestimmten Konfessionen. Der Kirche vertrauen demnach nun 60,8 Prozent, während es im Frühjahr noch 69,7 Prozent und im Sommer 2021 63,5 Prozent waren.

Eine beschädigte Kirche am Rande von Irpin, Ukraine / © Drop of Light (shutterstock)
Eine beschädigte Kirche am Rande von Irpin, Ukraine / © Drop of Light ( shutterstock )

Zehn andere Institutionen genießen laut der aktuellen Umfrage in der ukrainischen Bevölkerung mehr Vertrauen als die Kirche. Spitzenreiter sind die Streitkräfte des Landes, denen 93 Prozent vertrauen. Es folgen die Freiwilligentruppen (85,9 Prozent) und Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj (83,3 Prozent).

Ebenfalls besser als die Kirche schneiden ab: die Nationalgarde, Freiwilligenorganisationen, der staatliche Notfalldienst, der Grenzschutz, das Verteidigungsministerium, der Inlandsgeheimdienst und "gesellschaftliche Organisationen". Der Kirche vertrauen indes mehr Ukrainerinnen und Ukrainer als den 17 übrigen Institutionen, nach denen auch gefragt wurde. Dazu zählen die Polizei, Bürgermeister, Medien, die Regierung, das Parlament und Gerichte.

Kiewer Höhlenkloster mitverantwortlich

Das Rasumkow-Zentrum befragte nach eigenen Angaben 2.020 Erwachsene in allen ukrainischen Regionen, die von der Regierung in Kiew kontrolliert werden. Die Umfrage wurde als Teil eines Programms vorgenommen, das von der niederländischen Botschaft in Kiew finanziert wird.

Höhlenkloster in Kiew / © Travel Faery (shutterstock)

Mitverantwortlich für den Vertrauensverlust der Kirche könnte der Streit um das berühmte Kiewer Höhlenkloster sein. Die als prorussisch kritisierte Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) weigert sich seit Monaten, das Kloster zu verlassen, obwohl die Regierung die Rückgabe des Heiligtums an den Staat verlangt. Die mit Rom verbundene griechisch-katholische Kirche warf der UOK in diesem Zusammenhang ein "schändliches Verhalten vor", das manchmal dem von Oligarchen ähnele.

Der Vorgang treffe alle Konfessionen und schade automatisch dem Ansehen der Kirche, warnte Kiews griechisch-katholischer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk im April.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA