Bätzing sieht Kirche wegen Hengsbach in schwieriger Lage

"Alles muss auf den Tisch"

Mit einem Pressestatement hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, die Vollversammlung eingeleitet. Themen waren unter anderem die Causa Hengsbach, die AfD und das System der Anerkennungsleistungen.

Beate Gilles (l.), Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK); Bischof Georg Bätzing (m.), Vorsitzender der DBK; und Matthias Kopp, Pressesprecher der DBK, bei einem Pressestatement / © Julia Steinbrecht (KNA)
Beate Gilles (l.), Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz (DBK); Bischof Georg Bätzing (m.), Vorsitzender der DBK; und Matthias Kopp, Pressesprecher der DBK, bei einem Pressestatement / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Bischof Georg Bätzing sieht nach den Enthüllungen über den früheren Essener Kardinal Franz Hengsbach die katholische Kirche insgesamt in einer sehr schwierigen Situation. "Alles muss auf den Tisch", sagte der Limburger Bischof am Montag in Wiesbaden zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischöfe.

Kardinal Franz Hengsbach bei einem Empfang zu seinem 75. Geburstag auf dem Essener Burgplatz (KNA)
Kardinal Franz Hengsbach bei einem Empfang zu seinem 75. Geburstag auf dem Essener Burgplatz / ( KNA )

Dass gegen den Kardinal konkrete Verdachtsfälle wegen sexuellen Missbrauchs vorlägen, habe eine neue Qualität, sagte Bätzing.

Hengsbach sei für Generationen von Katholiken eine wichtige Persönlichkeit gewesen. Für diese Menschen seien die neuen Nachrichten eine riesige Enttäuschung.

Bätzing zieht klaren Trennstrich zwischen Kirche und AfD

Bischof Bätzing hat erneut einen klaren Trennungsstrich zwischen Kirche und AfD gezogen. Ein Engagement in Kirche und AfD sei unvereinbar, sagte Bätzing am Montag in Wiesbaden zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischöfe. Das passe mit Blick auf das christliche Menschenbild nicht zusammen.

Bätzing bezeichnete Teile von AfD-Personal und Positionen als fremdenfeindlich und extremistisch. Menschenverachtende oder demokratiefeindliche Positionen müsse die Kirche als nicht tolerabel brandmarken. "Wir wollen ein weltoffenes und demokratisches Deutschland", so der Limburger Bischof. Zugleich müssten aber Probleme im Land und in der Demokratie deutlich benannt werden. Die Kirche und insbesondere die Caritas sähen sich in der Rolle, die Not von Menschen sichtbar und hörbar zu machen.

Bischof Bertram Meier / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Bertram Meier / © Julia Steinbrecht ( KNA )

In der katholischen Kirche melden sich seit einiger Zeit prominente Stimmen zum Umgang mit der AfD zu Wort. So hatte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, im August ihre Forderung bekräftigt, AfD-Mitglieder von kirchlichen Wahlämtern auszuschließen. "Meine Haltung ist klar: Wer in der AfD ist, darf in der Kirche keine Macht bekommen." Die Haltung der Partei sei eine "Haltung der Zerstörung".

Der Augsburger Bischof Bertram Meier dagegen will AfD-Mitglieder nicht pauschal von Ämtern in der katholischen Kirche ausschließen, etwa von dem des Lektors oder der Lektorin. "Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen", sagte Meier kürzlich. "Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke." In solchen Fällen gehe es vielmehr darum, das Gespräch zu suchen. Für Katholiken gelte es jedoch, politische Kräfte zu stärken, die Menschlichkeit, Versöhnung, Frieden und soziale Gerechtigkeit verträten.

Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Marc Frings, erklärte, christliche Überzeugung sei es, an der Seite von Armen und Ausgeschlossenen zu stehen. Das sei unvereinbar mit "Hass auf Geflüchtete sowie auf den Islam". Zudem verfolge die AfD ein völkisches und nationalistisches Weltbild. "Kirchliche Akteure können gar nicht anders, als eine deutliche Distanz zu markieren."

System der Anerkennungsleistungen weiter geeignet

Bischof Bätzing hält zudem das bestehende kirchliche System der freiwilligen Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer weiterhin für geeignet. Allerdings sei durch ein Urteil des Landgerichts Köln zu Schmerzensgeldzahlungen für einen Betroffenen eine neue Situation entstanden, sagte Bätzing am Montag in Wiesbaden. Damit müssten sich die Bischöfe auseinandersetzen.

Symbolbild Geld und Kirche / © Simone Voigt (shutterstock)
Symbolbild Geld und Kirche / © Simone Voigt ( shutterstock )

Das Landgericht Köln hatte im Juni das Erzbistum Köln zur Zahlung von 300.000 Euro an den ehemaligen Ministranten Georg Menne verurteilte.

Das Urteil in dem Zivilverfahren war möglich, weil das Erzbistum für den strafrechtlich eigentlich verjährten Fall erstens auf die Einrede der Verjährung verzichtet und zweitens das Gericht die sogenannte Amtshaftung bejaht hatte, also eine zivilrechtliche Haftung der Diözesen für das Tun ihrer Beschäftigten.

Bätzing sagte, das bestehende System biete viele Chancen, weil es sich an Urteilen der Gerichte orientiere, Widerspruchsmöglichkeiten für Betroffenen biete und es zugleich ermögliche, Fälle ganz neu aufzurollen.

Willkommenskultur hat sich nicht erledigt

Bischof Bätzing warnt ferner angesichts wachsender Flüchtlingszahlen vor Abschottung. "Willkommenskultur hat sich nicht erledigt", sagte er weiter. Es gelte, neu dafür zu werben, "dass die Fremden, die in unser Land kommen, nicht als Gefährdung oder Bedrohung angesehen werden".

Es dürften nicht Grenzen bei der Flüchtlingsaufnahme im Vordergrund stehen, "auch wenn unser Land natürlich irgendwo Grenzen der Belastbarkeit hat", sagte der Limburger Bischof. Vielmehr sei es notwendig, "dass wir die Menschen sehen, die aus ihrer Not heraus an unsere Tür klopfen", so Bätzing. "Und für Christinnen und Christen ist es Pflicht, ihnen die Türen und die Herzen zu öffnen", fügte er hinzu.

Die katholischen Bischöfe wollten sich bei ihrer bis Donnerstag in Wiesbaden-Naurod tagenden Herbstvollversammlung um die Themenfelder Flucht, Vertreibung, Asyl und Integration kümmern, kündigte Bätzing an. In den Kirchen engagierten sich hunderttausende Menschen dafür, "dass Menschen, die aus der Not heraus zu uns gekommen sind, bei uns Aufnahme und Integration finden".

Information der Redaktion: Der Artikel wurde am 25.09.2023 um 16.00 Uhr aktualisiert.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA