Zwar habe sich seit 2010 viel getan, sagte Leutheusser-Schnarrenberger der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag). Die Aufarbeitung sei aber keine Erfolgsgeschichte.
Keine gemeinsamen Kriterien
"Wahrscheinlich hätte es stärkeren Nachdrucks vonseiten der Politik insgesamt bedurft. Sie hätte noch mehr Gewicht auf dieses Thema legen sollen. Wenn solche Vorwürfe da sind wie bei der Kirche, muss man so schonungslos wie möglich damit umgehen."
Schavan sagte, es fehle an einer gemeinsamen Aufarbeitung aller Bistümer nach gleichen Kriterien: "Stattdessen wird Scheibchen für Scheibchen aufgearbeitet. Geredet wird über das, was jeweils veröffentlicht wird."
Kein runder Tisch für Aufarbeitung in der Kirche
Die beiden Politikerinnen gehörten ab 2010 zu den Leiterinnen eines Runden Tisches zu sexualisierter Gewalt in Kirchen, Sportvereinen, Schulen und anderen Institutionen. Die schwarz-gelbe Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) entschied sich damals gegen den Vorschlag von Leutheusser-Schnarrenberger, einen Runden Tisch speziell für die katholische Kirche einzurichten, um verjährte Verbrechen aufzuarbeiten.
Schavan, die nach ihrer Zeit als Ministerin Botschafterin im Vatikan war, sagte jetzt mit Blick auf die deutschen Bischöfe: "Sie wollten damals die Aufarbeitung selbst in die Hand nehmen, haben sich jede Einmischung verbeten und sich um ihre Autorität gebracht."
Dass sich der damalige Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in Wirklichkeit selbst allen Regeln widersetzt habe, wisse sie erst heute. Ihr Vertrauen sei "schwer lädiert".