Senat in Rom beschließt Untersuchung im Fall Orlandi

Seit 40 Jahren verschwunden

Italiens Parlament hat die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses für zwei ungeklärte Entführungsfälle des Jahres 1983 beschlossen. Einer davon ist der Fall der verschwundenen vatikanischen Staatsbürgerin Emanuela Orlandi.

 Demonstranten machen im Jahr 2019 auf das Verschwinden von Emanuela Orlandi vor dem Vatikan aufmerksam 
 / © Burkhard Jürgens (KNA)
Demonstranten machen im Jahr 2019 auf das Verschwinden von Emanuela Orlandi vor dem Vatikan aufmerksam / © Burkhard Jürgens ( KNA )

Am Donnerstag votierte als zweite Kammer auch der Senat in Rom für ein solches Untersuchungs-Gremium. Es soll nun versuchen, Fakten über den Verbleib der im Sommer 1983 in Rom verschwundenen damals 15-jährigen Schülerinnen Mirella Gregori und Emanuela Orlandi herauszufinden.

Ein Plakat an einer Wand in Rom zeigt das Foto der seit dem 22. Juni 1983 vermissten Emanuela Orlandi / © Romano Siciliani/Romano Siciliani (KNA)
Ein Plakat an einer Wand in Rom zeigt das Foto der seit dem 22. Juni 1983 vermissten Emanuela Orlandi / © Romano Siciliani/Romano Siciliani ( KNA )

Vor allem der Fall Orlandi, Tochter eines Vatikan-Angestellten, hatte in Italien und im Vatikan seit 40 Jahren zu immer neuen Spekulationen und Nachforschungen geführt. Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelte mehrere Male ergebnislos und stellte das Verfahren zuletzt 2015 ein.

Neuerliche Ermittlungen

2023 nahm der neue Vatikan-Staatsanwalt Alessandro Diddi im Auftrag von Papst Franziskus neuerliche Ermittlungen auf und kündigte seine Kooperationsbereitschaft mit der italienischen Justiz an. Auch diese begann daraufhin erneut zu ermitteln.

Zu den wenigen, die in Italiens Senat nicht für einen Untersuchungsausschuss stimmten, gehörte der langjährige christdemokratische Parlamentspräsident Pier Ferdinando Casini. Er machte ebenso wie einige andere Kritiker des Beschlusses geltend, dass bei laufenden Ermittlungen zweier Staatsanwaltschaften ein zusätzlicher parlamentarischer Untersuchungsausschuss vermutlich nur wenig zur Wahrheitsfindung beitragen könne.

Im Vatikan neue Ermittlungen im Fall Orlandi

Die Staatsanwaltschaft des Vatikanstaates ermittelt im Fall der vor 39 Jahren verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi.

Wie die italienische Zeitung "Il Messaggero" berichtet, leitet der stellvertretende vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi die Ermittlungen.

Zuvor hatte die Familie Orlandi über Medien und durch ihren Anwalt Druck aufgebaut, um eine Wiedereröffnung des 2015 abgeschlossenen Falls zu erwirken. Durch die Netflix-Serie "Vatican girl" hatte der Fall 2022 weltweit neue Aufmerksamkeit erfahren.

Demonstranten mit Bild der seit 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi / © Andrew Medichini (dpa)
Demonstranten mit Bild der seit 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
KNA