Präsident Ortega sperrt nächsten Kirchenvertreter weg

Nicaraguanische Bischöfe an Weihnachten hinter Gittern

Gefangene Bischöfe, ausgebürgerte Priester: Die katholische Kirche in Nicaragua erlebt ein trauriges Weihnachtsfest. Inzwischen reichen dem linksautoritären Regime friedliche Gebete, um Kirchenleute in Haft zu nehmen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua mit seiner Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo / © Xin Yuewei (dpa)
Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua mit seiner Ehefrau und Vizepräsidentin Rosario Murillo / © Xin Yuewei ( dpa )

Der jüngste Schlag gegen die katholische Kirche in Nicaragua kam unmittelbar vor Weihnachten. Die Polizei verhaftete am Mittwoch Bischof Isidoro del Carmen Mora Ortega aus der Diözese Siuna an der Karibikküste des mittelamerikanischen Landes. 

Symbolbild Stacheldraht über Gefängnismauern / © Vadzim Mashkou (shutterstock)
Symbolbild Stacheldraht über Gefängnismauern / © Vadzim Mashkou ( shutterstock )

Einen Tag zuvor soll er sich laut lokalen Medienberichten in einer Predigt hinter den bereits inhaftierten und verurteilten Bischof Rolando Alvarez gestellt haben. Inzwischen ist es üblich, dass Vertreter der Polizei bei Gottesdiensten von Bischöfen oder prominenten Priestern auf den Kirchenbänken Platz nehmen und im Fall regierungskritischer Äußerungen Bericht erstatten.

Verhaftet fürs Gebet

"Wir verurteilen die Entführung von Bischof Isidoro Mora durch das Regime von Daniel Ortega und Rosario Murillo, das seine ständige Verfolgung gegen die katholische Kirche in Nicaragua fortsetzt", erklärte die Gemeinschaft "Libertad Religiosa Nicaragua" in ihren sozialen Netzwerken. Bischof Mora "wurde verhaftet, weil er Botschaften und Gebete für das Volk und Bischof Rolando Alvarez geäußert hat, der seit mehr als 500 Tagen in Nicaragua im Gefängnis sitzt", schrieb Arturo McFields, ehemaliger nicaraguanischer Botschafter bei der Organisation Amerikanischer Staaten, auf X.

Lokale Medien zitierten die Worte, die zur Verhaftung von Bischo Mora führten, so: "Wir sind immer vereint im Gebet für diese geliebte Diözese Matagalpa, im Gebet für Bischof Rolando und im Gebet für den Weg eines jeden von Ihnen", sagte Mora demnach zu Beginn seiner Predigt in der Kathedrale von San Pedro Apostol. "Meine Gebete, Zuneigung und Freundschaft für Sie und für Bischof Rolando." Harmlos eigentlich, aber im Polizeistaat Nicaragua reicht das inzwischen, um hinter Gittern zu landen.

Spannung nimmt zu 

Mit der Verhaftung des zweiten Bischofs nehmen die Spannungen in Nicaragua weiter zu. Die linke Regierung des Präsidenten Daniel Ortega und seiner Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo, geht seit Jahren gezielt gegen die Kirche, aber auch gegen Nichtregierungsorganisationen vor. 

Die lateinamerikanische Menschenrechtsorganisation Calidh wandte sich in Offenen Briefen an Papst Franziskus, sich stärker für die Freilassung des inhaftierten Bischofs Alvarez einzusetzen. Das Schreiben wurde an die Päpstlichen Nuntiaturen in Argentinien und Costa Rica geschickt. 

"Brauchen keinen weiteren Märtyrer"

In den sozialen Netzwerken schrieb Calidh mit Blick auf den in den 1980er Jahren ermordeten Bischof Oscar Romero aus El Salvador: "Mittelamerika braucht keinen weiteren Märtyrer und die Kirche kann nicht zulassen, dass Alvarez das tragische Schicksal des Verteidigers der Vernachlässigten von El Salvador erleidet."

Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo (dpa)
Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo ( dpa )

Im August 2022 wurde Alvarez, der als einer der schärfsten Kritiker des linksautoritären Regimes Ortega gilt, verhaftet, nachdem seine Residenz schon Tage zuvor von Polizisten belagert worden war und er Gottesdienste nur noch über Internet und Radio öffentlich hattefeiern können. Die Regierung warf dem Bischof vor, gewalttätige Gruppen organisiert und zu "Hassverbrechen" angestiftet zu haben, mitdem Ziel, "den Staat Nicaragua zu destabilisieren". 

Staatsbürgerschaft entzogen

Im Februar 2023 verurteilte ein Gericht Alvarez in einem Schnellverfahren wegen Ungehorsams, Untergrabung der nationalen Integrität und weiterer angeblicher Vergehen zu einer Haftstrafe von 26 Jahren. Die Behörden entzogen ihm die nicaraguanische Staatsbürgerschaft. Alvarez hatte sich geweigert, mit 222 weiteren politischen Gefangenen in die USA abgeschoben zu werden, die allesamt als Regierungskritiker gelten.

Die Europäische Union und die USA fordern ebenso wie zahlreiche Menschenrechtsorganisationen die Freilassung des Bischofs, derinzwischen laut Umfragen eine der populärsten Figuren Lateinamerikas ist.

Bischof Alvarez in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt

Mit einem drakonischen Urteil will das sandinistische Regime in Nicaragua ein Exempel statuieren, um kritische Stimmen im Land einzuschüchtern: Der Bischof von Matagalpa muss für mehr als 26 Jahre ins Gefängnis. "Ich will keinen neuen Märtyrer-Bischof in Lateinamerika": Mit diesen Worten beorderte Papst Franziskus Managuas Weihbischof Silvio Baez schon vor einigen Jahren ins Exil. Nur widerwillig und "im Geiste des Gehorsams" verließ der prominente Kritiker des sandinistischen Regimes Ende April 2019 seine Heimat Nicaragua.

Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle (dpa)
Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle ( dpa )
Quelle:
KNA
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