Erzbistum Bamberg feiert ein Jahr umstrittenen Heinrich II.

"Ohne Heinrich wäre Bamberg nicht Bamberg"

Vor 1010 Jahren wurde der mittelalterliche Herrscher Heinrich II. zum Kaiser gekrönt. Im Juli 1024 starb er und wurde nach Bamberg überführt, wo er das Bistum gegründet hatte. Die Bamberger nehmen dies zum Anlass, ein Jahr zu feiern.

Blick auf den Bamberger Dom / © Chris Redan (shutterstock)
Blick auf den Bamberger Dom / © Chris Redan ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Heinrich II. wird im offiziellen Kalender der römisch-katholischen Kirche als Heiliger aufgeführt. Wie heilig war er denn wirklich? 

Dr. Birgit Kastner, Ordinariatsrätin im Erzbistum Bamberg (Erzbistum Bamberg)

Dr. Birgit Kastner (Leiterin der Hauptabteilung Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg): Heinrich II. ist eine Person, die durch ihren Chronisten Dietmar von Merseburg gefeiert, hochgelobt wurde. Aber Heinrich wurde gleichzeitig auch schon in seiner Zeit kritisiert, wegen seiner Gewaltbereitschaft und für Kriege, die er gegen den Polen-Herzog führte.

Besonders natürlich aus unserer heutigen Perspektive geht das Heilige, das Fromme, mit einem Kriege führenden gewaltbereiten Herrscher nicht mehr einher, zumal er die Kirche auch ein Stück weit für seine Macht instrumentalisiert hat. Aus heutiger Zeit besteht da schon so eine gewisse kritische Distanz zu Heinrich II. 

Dr. Birgit Kastner

"Bamberg wäre nicht Bamberg ohne Heinrich und Kunigunde, ohne die Bistumsgründung Heinrichs 1007." 

DOMRADIO.DE: Fakt ist aber, dass das heutige Erzbistum Bamberg eine Gründung Heinrichs II. ist. Was erinnert heute noch an ihn? 

Kastner: Bamberg wäre nicht Bamberg ohne Heinrich und Kunigunde, ohne die Bistumsgründung Heinrichs 1007. Er hat diese kleine, unbedeutende Siedlung an der Regnitz zu seiner Kaiserpfalz gemacht. Die Mauern der Kaiserpfalz stecken in dem Bischofspalast des 15./16. Jahrhunderts, der sogenannten alten Hofhaltung. 

Er hat den Kaiserdom errichtet, den großen Dom auf dem Domberg, der über die Stadt dominiert. Er hat das Michaelskloster gegründet, das auch heute ein Wahrzeichen von Bamberg ist. Er hat Kirchen wie Sankt Stephan, Sankt Gangolf, Sankt Jakob gegründet. Er hat ein Kreuz über die Stadt gelegt mit seinen Kirchgründungen. Die Stadt als zweites Rom, als fränkisches Rom – diese Bezeichnung Bambergs geht auf Heinrich II. zurück. Er hat die Stadt geprägt und die Grundlage dafür geschaffen, dass sich Bamberg zu einer ganz blühenden Stadt, zu einem großen Bistum, Fürstbistum entwickelt hat.

Dr. Birgit Kastner

"Wir stellen 'Heinrichs-Zeugen' in den Dialog mit zeitgenössischen Kreuzen."

DOMRADIO.DE: Der 13. Juli ist sein 1000. Todestag. Dazu planen Sie ein Gedenkjahr. Was ist an Feierlichkeiten und Veranstaltungen geplant? 

Kastner: Anlässlich des Todestages Heinrichs am 13. Juli feiert das Bistum jedes Jahr das Heinrichsfest. Und anlässlich des Heinrichsfestes wird es einiges mehr geben, das den Blick auf Heinrich lenken soll. Im Dom, wo sich das Kaisergrab befindet, das Tilman Riemenschneider 1500 geschaffen hat, wird es mit einer Kunstinstallation ins Licht gerückt. 

Die Künstlerin Elke Mayer entspinnt eine so genannte Fadeninstallation in den Sommermonaten, die dann zum Heinrichsfest eröffnet wird. Wir werden jetzt im Diözesanmuseum auch den Blick auf Heinrich richten. Dabei geht es um die vielen Stiftungen Heinrichs, sein Fokus auf das Kreuz, auf Christus. Die Ausstellung heißt "Kreuze, 1000 Jahre nach Heinrich dem Zweiten" mit dem Untertitel "Eine Begegnung von Edelstein und Kettensäge". Das heißt, wir stellen diese Heinrich-Stiftungen, das Fritzlarer Heinrichs-Kreuz, eine Replik der Heinrichs-Krone, den Heiligen Nagel mit seinem Ostensorium, der auf Heinrich zurückgeht, der im Dom verwahrt wird. 

Diese "Heinrichs-Zeugen" stellen wir in den Dialog mit zeitgenössischen Kreuzen, die eben auch nicht mit Gold und Edelsteinen, sondern mit Holz und Kettensäge gearbeitet sind. Diese Idee soll einen neuen Bezug zu Heinrich aufzubauen. 

Dr. Birgit Kastner

"Es wird ein Jahr, das reich an Kunst und Kultur ist."

DOMRADIO.DE: Heinrich war als Kaiser ja vor allem auch ein weltlicher Herrscher. Beteiligen sich die Stadt und der Freistaat Bayern auch an dem Gedenkjahr? 

Kastner: Selbstverständlich. Von der Stadt Bamberg ohne Heinrich II., würden wir heute nicht sprechen. Sie wäre sicher auch nicht Welterbestadt. 

Für die Stadt Bamberg ist es also wirklich ein großes Jubiläum. Es wird eine Gedenkmünze herausgegeben. Das Historische Museum der Stadt befindet sich in der bereits auch genannten alten Hofhaltung. Sie birgt ein Stück der Palastmauer Heinrichs, aber auch Münzen und andere Dinge, die auf die Regentschaft Heinrichs deuten. So wird die Stadt Bamberg dort im Herbst eine Ausstellung zu Heinrich II. und Kunigunde und das Leben im Mittelalter in Bamberg zeigen. Die Staatsbibliothek Bamberg, die über die Säkularisation in Staatsbesitz gekommene Große Heinrichs-Bibliothek, wird diese wertvollen Handschriften, die ja auch Weltdokumentenerbe sind, zeigen. Die Bamberger Apokalypse, das Perikopenbuch Heinrichs, wird im Herbst dann auch dieses Jahr in Bamberg zu sehen sein. 

Das heißt, das ist ein Reigen, der mit dem Aschermittwoch der Künstler begonnen hat. Nächste Woche startet die Ausstellung Kreuze und im Sommer das Heinrichsfest. Und dann kommen auch die städtischen Jubiläumsveranstaltungen. Es wird also ein Jahr, das reich an Kunst und Kultur ist. Und auch unsere Dommusik wird mit besonderen Konzerten in diesem Jahr aufwarten. 

DOMRADIO.DE: Kunigunde hat als Heilige im Erzbistum Bamberg einen eigenen Gedenktag, den 3. März. Welche Rolle spielt sie? Steht sie im Schatten ihres Mannes? 

Kastner: Das ist oft eine heutige falsche Vorstellung vom Mittelalter oder von diesen Königs- oder Kaiserpaaren. Kunigunde war Mitregentin (consors regni), eine mitverantwortliche Regentin, die vor allem gestiftet, geschenkt hat: zahlreiche Kirchen, Klöster. Das Kloster Kaufungen bei Kassel ist eine so wichtige Station, in die sie sich dann auch nach Heinrichs Tod zurückgezogen hat. 

Sie hat Urkunden gezeichnet, sie hat regiert. Viele Städte, viele Orte sind mit dem Namen Kunigundes verbunden. Heinrich und Kunigunde sind auch das einzig heiliggesprochene Kaiserpaar und populärer in der Volksfrömmigkeit, in der Verehrung. Im Zweiten Weltkrieg hat man gesagt, dass sie ihren Schleier über Bamberg gelegt hat und es so vor einer Zerstörung bewahrt hat. Die Verehrung der Kunigunde, das Kunigundenfest, das jährlich stattfindet, wo alle Kunigunden aus dem Bistum Bamberg herbeikommen, ist auch heute noch sehr, sehr lebendig. 

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Erzbistum Bamberg

Blick auf die Bamberger Altstadt / © saiko3p (shutterstock)
Blick auf die Bamberger Altstadt / © saiko3p ( shutterstock )

Das Bistum Bamberg wurde auf die Initiative von König Heinrich II. hin bei der Reichssynode in Frankfurt gegründet. Erster Bischof von Bamberg war Eberhard I., der dieses Amt von 1007 bis 1040 innehatte. Mit dem Bistum Bamberg ins Leben gerufen wurde das Domkapitel, das den heiligen Georg als Patron wählte.

Beim 4. Laterankonzil 1215 erlangte das Domkapitel das alleinige Bischofswahlrecht und beanspruchte die Mitregierung des Hochstifts und der Diözese.

Quelle:
DR