Zum zweiten Jahrestag des russischen Angriffs hat die griechisch-katholische Kirche in Kiew zur Verteidigung der Ukraine aufgerufen. Russland lasse der Ukraine keine andere Wahl, als sich militärisch zu verteidigen, erklärten die Bischöfe der mit Rom verbundenen Kirche am Dienstagabend. Moskau führe einen neokolonialen Krieg mit deutlichen Anzeichen eines Völkermords.
"Die Vernichtung der Ukrainer ist zu einem politischen Programm der russischen Führung geworden, zu ihrer Manie, die von vielen Bürgern des Aggressorstaats unterstützt wird, was auf den ungesunden Zustand der russischen Gesellschaft hinweist", klagten die Bischöfe. Forderungen nach einem Kompromiss mit Russland, die in der Ukraine von Zeit zu Zeit zu hören seien, entbehrten jeder Grundlage. Sie zeugten von einem mangelnden Verständnis für die Situation.
Solche Forderungen seien unmoralisch
Solche Forderungen seien unmoralisch, da sie die Grundsätze der Achtung der Menschenwürde und eines gerechten Friedens verletzten, hieß es weiter. Ein Kompromiss könne nicht erreicht werden, "wenn eine der Parteien die Existenz der anderen leugnet". Der Krieg sei ein nationaler Befreiungskampf der ukrainischen Nation für das Recht auf ihre Existenz sowie für die Unabhängigkeit, Freiheit und Würde ihrer Bürger.
Die Kirche kritisiert auch die internationale Gemeinschaft. In der Zeit vor dem Krieg habe "niemand zugehört", als die ukrainische
Gesellschaft darauf hingewiesen habe, dass in Russland eine aggressive Ideologie aus "Ressentiments, Nationalismus und pseudoreligiösem Messianismus" entstehe. Die Rolle des Moskauer Patriarchats bei der Schaffung und Verbreitung dieser Ideologie der "russischen Welt" sei inzwischen unbestritten.
Russisch-orthodoxe Kirche verleiht Denkart quasireligiösen Geist
Die russisch-orthodoxe Kirche habe dieser Denkart einen quasireligiösen Geist verliehen, indem sie Russland als letzte Bastion des Christentums auf Erden darstelle, die den Mächten des Bösen widerstehe. "Gleichzeitig spricht die russisch-orthodoxe Kirche den tödlichsten Atomwaffen der Welt einen fast heiligen Status zu", so die Bischöfe.
Der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften lud unterdessen zu drei Tagen Gebet und Fasten für die Ukraine von 1. bis 3. März ein. Dabei solle für das ukrainische Volk, die Soldaten, die Freilassung der Kriegsgefangenen und den Sieg gebetet werden. Dem Rat gehören 15 Glaubensgemeinschaften - christliche, jüdische und muslimische - sowie die ukrainische Bibelgesellschaft an. Damit repräsentiert er nach eigenen Angaben mehr als 95 Prozent der religiösen Gemeinden des Landes.