In Italien jährt sich ein Bootsunglück mit 94 toten Migrantinnen und Migranten zum ersten Mal. Die kalabrische Stadt Crotone, vor deren Küste das Holzboot zerschellte, ließ laut eigenen Angaben am Sonntagvormittag 94 Bäume in Erinnerung an das Unglück pflanzen.
Die Aktion trägt den Namen "Alis Garten" in Gedenken an einen Jungen, der bei dem Vorfall starb.
Demo und stilles Gebet
Für Sonntagnachmittag waren eine Demonstration sowie stille Gebete geplant. In der Nacht von Sonntag zu Montag sollte eine Mahnwache am Strand an den Zeitpunkt des Unglücks erinnern.
Einige Angehörige der Opfer sind zu den Gedenkveranstaltungen angereist. Sie wollten sich unter anderem bei einer Pressekonferenz am Montag äußern.
Der Erzbischof von Matera-Irsina, Antonio Giuseppe Caiazzo, erinnerte in einem Beitrag für die italienische Tageszeitung "Avvenire" daran, dass Menschen wegen Armut, Elend, Krieg, Ungerechtigkeit und Verfolgung ihre Heimat verließen.
Die Herkunftsländer seien von den Folgen des Postkolonialismus gezeichnet, den auch Italien zu verantworten habe.
Schlepper wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt
In den frühen Morgenstunden des 26. Februar 2023 war das Holzboot mit Migrantinnen und Migranten an Bord vor der Küste Kalabriens gekentert. 94 Menschen starben, darunter 35 Minderjährige. Rund ein Dutzend sind nach wie vor vermisst.
Kürzlich hatte ein Gericht in Crotone einen der Schlepper zu 20 Jahren Haft und einer Geldstrafe von drei Millionen Euro verurteilt. Weitere Schlepper sind angeklagt. Ins Visier der Ermittlungsbehörden gerieten zudem Mitarbeitende der Finanz- und Küstenwache.
In ihrem Fall stellt sich die Frage, ob sie den Menschen auf dem Holzboot hätten helfen können. Die italienische Regierung verschärfte nach dem Unglück ihre Maßnahmen gegen Schlepperei.