Theologische Betrachtung zum fünften Sonntag der Osterzeit

Mit Jesus verbunden sein

"An den Früchten werdet ihr sie erkennen", heißt es im Matthäusevangelium. Wer mit Jesus verbunden bleibt, wird reiche Frucht bringen. Das Gleichnis thematisiert die Kraftquelle des geistlichen Lebens und fordert den Glauben heraus.

Autor/in:
Fabian Brand
Weinrebe / © Andrew Hagen (shutterstock)
Blumen in einem Garten / © matka_Wariatka (shutterstock)
Blumen in einem Garten / © matka_Wariatka ( shutterstock )

Gartenarbeit will gelernt sein: Gerade in diesen frühlingshaften Tagen zieht es viele Menschen wieder nach draußen. Nach dem Winter erwacht die Natur zu neuem Leben; man verlässt gern das Haus und genießt es, die ersten Arbeiten im Garten zu verrichten. Die ersten Samen sind schon ausgebracht, die ersten Blumen zieren schon die Natur, Bäume und Sträucher blühen. Und für den Hobbygärtner gibt es viel zu tun: Unkraut jäten, Beete herrichten, gießen, düngen und so weiter. Im Garten gibt es schließlich immer etwas zu tun!

Landwirtschaftliche Gleichnisse 

Obwohl Jesus kein Gärtner war greift er in seinen Gleichnisreden immer wieder auf Vergleiche aus dem landwirtschaftlichen Bereich zurück. Das Gleichnis vom Senfkorn oder vom Wachsen der Saat sind nur zwei Beispiele dafür. Und auch im Evangelium am fünften Ostersonntag entführt uns Jesus wieder in die Welt der Hobbygärtner: Da geht es nämlich um einen Weinstock und darum, dass nur die Reben Frucht tragen können, die mit diesem Weinstock verbunden sind.

Benediktinerschwester Thekla Baumgart, Winzerin und Leiterin des Klosterweinguts der Abtei Sankt Hildegard, geht durch den Weinstock der Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard / © Julia Steinbrecht (KNA)
Benediktinerschwester Thekla Baumgart, Winzerin und Leiterin des Klosterweinguts der Abtei Sankt Hildegard, geht durch den Weinstock der Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Wer selbst einen Weinstock im Garten hat, kann beobachten, dass Jesus recht hat: Wer aus Versehen oder absichtlich eine Rebe abschneidet, wird schnell merken, wie die Kraft aus diesem Zweig schwindet und der Ast verdorrt. Auch Jesus hat einen solchen Vorgang wohl einmal gesehen. Und er hat daraus ein Gleichnis gemacht, das er seinen Jüngern kurz vor seinem Leiden und Sterben mit auf den Weg gibt.

Der Weinstock und die Reben

Das Gleichnis vom Weinstock gibt uns an diesem Ostersonntag einen wichtigen Gedanken mit auf den Weg: Es kommt darauf an, mit Jesus verbunden zu sein! "Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen", sagt er zu seinen Jüngern. Um im Bild zu bleiben: Wer von dieser Verbindung mit dem Rebstock abgeschnitten wird, in dem ist kein Leben mehr. Er welkt dahin und geht ein. So, wie man das an einem Weinstock oder an andren Gewächsen in der Natur gut verfolgen kann. Es kommt also darauf an, die Verbindung mit Jesus zu bewahren. Oder, wie Jesus selbst sagt: in ihm zu bleiben.

In Beziehung bleiben: hören und handeln

Wie aber können wir diese Verbindung mit Jesus aufrechterhalten? Exemplarisch kann man zwei Wege nennen: Der erste Weg ist das Hören auf Jesus und sein Wort. Immer wieder hören wir im Gottesdienst Abschnitte aus den Evangelien. Das Wort Christi, des auferstandenen Herrn, ist die Mitte unserer gottesdienstlichen Versammlung.

Symbolbild Eine Frau liest in der Bibel / © shine.graphics (shutterstock)
Symbolbild Eine Frau liest in der Bibel / © shine.graphics ( shutterstock )

Aber wir können dieses Wort Jesu auch im Alltag vernehmen: Man kann sich jeden Tag einen kleinen Moment der Stille herausnehmen und einen Abschnitt aus einem der vier Evangelien lesen. Das muss keine ganze Geschichte sein, meist reichen wenige Verse aus. Jeden Tag auf Jesu Wort hören und darüber nachdenken, was er mir in der momentanen Situation gerade sagen will: Das ist eine Möglichkeit, um mit Jesus verbunden zu bleiben.

Ein anderer Weg, diese Verbindung tagtäglich herzustellen, ist es, im Alltag so zu handeln, wie es Jesus auch getan hätte. Natürlich: Wir wissen nicht, was Jesus in manchen Situationen tun würde. Aber das ein oder andere können wir aus den Evangelien ableiten: Jesus begegnet allen Menschen in Liebe; er ist ein Bote der Freude, er sieht die Menschen, die längst aus dem Blick der Gesellschaft verschwunden sind.

Mitmenschen durch Christus sehen

"Was würde Jesus tun?" / © Thinglass (shutterstock)

So handeln, wie Jesus es tun würde: Diesen Gedanken kann man mit den Tag hineinnehmen. Und vielleicht gibt es immer wieder Situationen, in denen man sich dann an ihn erinnert: Was würde Jesus jetzt an meiner Stelle tun? Wie würde er reagieren? Was würde er meinen Mitmenschen sagen oder wünschen?

Wir bleiben mit Jesus verbunden, wenn wir ihn in unserem alltäglichen Leben Raum geben. Er kann in uns bleiben, wenn wir uns tagtäglich neu für ihn und für sein Evangelium öffnen. Dann sind wir nicht wie die dürren Reiser des Weinstocks, die nach und nach verdorren. Sondern dann dürfen wir spüren, dass das Leben in uns ist. Und dass wir aus diesem Leben Frucht bringen können, weil andere Menschen an unserem Beispiel lernen. Weil durch uns auch unsere Mitmenschen mit Christus in Berührung kommen und spüren dürfen, wie sehr er die Menschen liebt.

Bibel lesen - Bibel verstehen

Das Wort von Karl Kraus "Übersetzen heißt Üb' Ersetzen!" trifft sehr genau die Herausforderung der Aufgabe, ein Werk von einer Sprache in eine andere zu "transportieren". Das gilt auch im Fall der Heiligen Schrift, die ja Gottes Wort in Menschenwort ist und deshalb den Gesetzmäßigkeiten menschlicher Sprache folgt wie jedes andere Buch auch.

Die Bibel / © NYU Studio (shutterstock)
Quelle:
KNA