Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur von DOMRADIO.DE): Die Abtei Münsterschwarzach zählt viele Besucher. Was denken Sie, macht die Faszination aus?
Pater Zacharias Heyes OSB (Mönch und Künstler aus der Abtei Münsterschwarzach): Ich glaube, unser benediktinisches Leben macht die Faszination aus. Das heißt, dass wir nach der alten Benediktsregel leben, dass wir hier eine Stabilität leben, dass wir vor Ort sind, dass wir einen Tagesrhythmus haben.
Es ist ein bisschen Geheimnis umwoben, dieses Leben hinter den Klausurmauern. Uns macht auch aus, dass wir eine Offenheit und eine große Gastfreundschaft leben. Dafür haben wir ein großes Gästehaus.
Es ist auch die Faszination, dass wir viele Betriebe haben wie zum Beispiel Handwerksbetriebe. Uns macht auch aus, dass wir das Alte Beten und Arbeiten noch miteinander verbinden. Ich glaube, dass wir Mönche so für die Gäste greifbar und erlebbar sind, weil wir zu den Menschen hingehen, auch in den vielen Kursen, die wir im Gästehaus haben. Das alles zusammengenommen macht die Faszination aus.
Brüggenjürgen: Sie haben gesagt, ein bisschen ist es auch etwas Geheimnisvolles hinter den Klostermauern. Dann gucken wir doch mal hinter die Klostermauern. Wie sieht ein Leben dort aus? Was kriegen wir Außenstehende nicht mit?
Pater Zacharias: Die kriegen nicht mit, was wir hinter den Klostermauern wirklich leben. Zum Beispiel, das wir uns auch immer wieder auf unsere Zellen zurückziehen. Uns ist wichtig, dass wir einen geschützten Bereich, den Klausurbereich haben.
Dort können wir als Gemeinschaft für uns sein, aber auch jeder Einzelne kann für sich in seiner Zelle mit Gott alleine sein. Dort, wo er betet, wo er meditiert, wo er Kraft tankt, wo er wieder zu sich kommt und in seine Mitte findet.
Brüggenjürgen: Was fasziniert Sie an diesem klösterlichen Leben?
Pater Zacharias: Mich fasziniert die Struktur, dass der Tag eine Ordnung hat, dass ich genau weiß, wann ich was tue. Mich faszinieren diese Stabilität und der Gedanke, dass ich an einem Ort ein Leben lang lebe. Die Menschen, die zu uns kommen, wissen, dass wenn sie in 20, 30 oder 40 Jahren auf der Autobahn hier vorbeifahren oder abfahren und hier her kommen, dann ist der Pater Zacharias immer noch da am gleichen Ort.
Außerdem ist es diese alte Verbindung von Beten und Arbeiten. Das Handwerk ist mir auch wichtig. Ich bin Handwerker und Künstler. Ich male, bildhauere und arbeite mit Holz.
Dieses Ineinandergreifen und die vielen Entfaltungsmöglichkeiten, die wir auch aufgrund der Größe haben, sorgen dafür, dass sich jeder in seiner Person entfalten und mit den Talenten und Begabungen, die er hat, einbringen kann.
Brüggenjürgen: Die Mahlzeiten werden hier im Kloster in der Regel nicht im Gespräch, sondern mit einer Tischlesung eingenommen. Sie ziehen sich auch innerhalb der Klausur in die Stille der Zelle zurück. Was macht die Faszination der Stille aus?
Pater Zacharias: Die Stille ist ein wichtiger Ort und ein wichtiger Bestandteil. Darauf legen wir sehr viel Wert, weil die Stille der Ort ist, an dem ich Gott wahrnehmen kann, wo ich Gott spüren kann, wo ich wieder zu Gott komme.
Ein alter Satz heißt: 'Gott ist die leisere Stimme in mir'. Das heißt im Schweigen mit Gott in Kontakt und in Berührung sein, das ist der Dreh und Angelpunkt. Die Gottsuche, schreibt Benedikt den Mönchen in die Regel, sei die Hauptaufgabe für einen Mönch. Damit immer wieder in Berührung mit ihm zu gehen und das in der Stille zu tun.
Brüggenjürgen: Sie sind Missionsbenediktiner, das heißt, sie wollen die Frohe Botschaft möglichst weit in die Welt hinaustragen. Viele Leute fühlen sich von der christlichen Botschaft aber nicht mehr angesprochen. Was denken Sie, wie kann es gelingen, das Evangelium lebendig in diese Welt hineinzutragen?
Pater Zacharias: Ich glaube durch ein authentisches Leben, wie wir es versuchen, und dass wir wirklich das Evangelium zu den Menschen tragen. Dass wir verstehen, es geht nicht so sehr um Kirche oder um Strukturen, sondern es geht um das Evangelium.
Es geht um die Frohe Botschaft, dass wir Gott zu den Menschen tragen, dass wir sozusagen eine unmittelbare Erfahrung und Berührung mit Gott ermöglichen. Dass wir das tun, indem wir in den Spuren Jesu gehen, versuchen, seine Barmherzigkeit, seine Menschlichkeit, seine Liebe, auch letztlich seinen Frieden zu den Menschen zu tragen.
Wir versuchen bewusst ein einfaches Leben zu leben und Zeugnis zu geben von dieser Menschenfreundlichkeit Gottes. Ich erlebe es so, dass die Menschen uns Mönche als einen Andersort im Leben der Kirche wahrnehmen, in dem wir uns um eine authentische Nachfolge Jesu bemühen.