"Pilgern live" besucht Benediktinerinnen bei Rüdesheim

Die Botschaft Hildegards weiterführen

Auf seiner Fahrradpilgertour hat Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen Station Nr. 2 erreicht, die Abtei St. Hildegard in Eibingen. Im Gespräch mit der Äbtissin geht es auch um die Zukunft des beeindruckenden Klosters.

Abtei "St. Hildegard" bei Rüdesheim, mitten in Weinbergen / © Harald Lueder (shutterstock)
Abtei "St. Hildegard" bei Rüdesheim, mitten in Weinbergen / © Harald Lueder ( shutterstock )

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Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE-Chefredakteur): Diese Abtei der Heiligen Hildegard von Bingen ist ein wunderschönes Haus. Merken Sie das noch, wenn Sie hier Tag für Tag sind? 

Sr. Katharina Drouve OSB, Priorin Abtei Sankt Hildegard Eibingen / © Collage (Abtei St. Hildegard / shutterstock) (DR)
Sr. Katharina Drouve OSB, Priorin Abtei Sankt Hildegard Eibingen / © Collage (Abtei St. Hildegard / shutterstock) ( DR )

Äbtissin Katharina: Ja, das merke ich wirklich fast jeden Tag. Vor allem, wenn man aus diesem Haus aus dem Fenster schaut in den Rheingau. Das ist wirklich traumhaft schön. 

Brüggenjürgen: Die Benediktiner zieht es immer nach oben, an die Berge und mitten im Wein?

Äbtissin Katharina: Ja, genau. Uns zumindest hat es hierher gezogen. Aber das Kloster ist so angelegt worden, dass es mitten im Wein liegt. 

Brüggenjürgen: Sie und Ihre Mitschwestern sind hier nach der Regel des Heiligen Benedikt unterwegs, "ora et labora". Was ist Ihnen dabei besonders wichtig? 

Äbtissin Sr. Katharina Drouve OSB (Priorin Abtei Sankt Hildegard Eibingen): Besonders wichtig ist mir persönlich dabei wirklich dieses ausgewogene Maß zwischen Gebet und Arbeit, dass das unseren Alltag durchdringt. Auch, dass wir unser Lebensunterhalt mit unserer Hände Arbeit verdienen, wie es in der Regel steht. Also, dass das Gebet auch durch die Arbeit geerdet wird. Die Regel von Taizé sagt das so schön: Damit dein Gebet wahrhaftig ist, musst du in harter Arbeit stehen. Ich glaube, das stimmt. 

Brüggenjürgen: Auch sagt die Regel, dass der Liturgie nichts vorzuziehen ist. Ich konnte gerade mit Ihnen die Vesper beten. Der Gesang funktioniert hier noch hundertprozentig. 

Sr. Katharina: Finden Sie? 

Brüggenjürgen: Ganz außergewöhnlich.

Sr. Katharina: Na ja, wir sind manchmal nicht ganz zufrieden, aber es stimmt, der Gesang ist sicher noch sehr schön. 

Wir tun auch einiges dafür und üben und haben auch Tage, in denen dann jemand zu uns kommt, der uns noch mal speziell da weiter trainiert. 

Brüggenjürgen: Welche sind denn die wirtschaftlichen Säulen, die Ihr Kloster tragen? 

Sr. Katharina: Die wirtschaftlichen Säulen sind natürlich der Weinbau, den Sie eingangs schon erwähnt haben. Unser Weinverkauf ist integriert in den Klosterladen, der in sich eine Säule bildet mit dem Buch, den Nonnenburgartikeln, den Dinkel und Likörprodukten und eben auch dem Wein. Der wird übrigens auch versandt. 

Dann haben wir schon sehr lange eine Restaurierungswerkstatt für kirchliche Archivalien. Das ist auch ein gutes Standbein. Außerdem gibt es den Gästebereich. Und seit vier Jahren haben wir ein inklusives Klostercafé, das wir als gGmbH führen. 

Bronzestatue der Heiligen Hildegard von Bingen vor der Kirche der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim / © Arne Dedert (dpa)
Bronzestatue der Heiligen Hildegard von Bingen vor der Kirche der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim / © Arne Dedert ( dpa )

Brüggenjürgen: Was bedeutet für Sie der Name "Hildegard von Bingen". Ist er verpflichtend, ist er Aufgabe, ist er Chance, ist er Herausforderung? 

Sr. Katharina: Er ist eine Aufgabe, finde ich. Also eine Aufgabe, auch diese Tradition weiterzuführen über die Jahrhunderte hinweg. Wir stehen ja auch in der Nachfolge von zwei Klöstern, von dem Kloster auf dem Rupertsberg und hier unten, dem Kloster in Eibingen. Ich denke, das ist ganz wichtig, dass wir die Botschaft Hildegards, die sich natürlich nicht nur auf Dinkel bezieht, weiterführen. 

Brüggenjürgen: Hildegard war eine Zeitgenossin, die sich auch mit den mächtigen Kirchenmännern durchaus mal angelegt hat. Ist das eine Sache, die bis heute nachwirkt und Sie als Ordensfrauen auch ihre Stimme einbringen, so dass sie gehört werden muss? 

Sr. Katharina: Ich glaube, dass Hildegard auf jeden Fall ihren Weg immer gegangen ist und auch das getan hat, wofür sie einstehen konnte. Und ich glaube, dass sich das bis heute auch weiter tradiert hat. 

Brüggenjürgen: Wenn wir in die Zukunft schauen – was denken Sie, ist für Sie das richtige Rezept, um weiter existieren zu können? 

Sr. Katharina: Ich glaube, am wichtigsten ist, dass wir authentisch leben, dass wir selber wissen, wofür wir stehen und was der tiefste Kern unseres Daseins hier ist. 

Der Altabt von Maria Laach, Abt Anno, hat vor Jahren mal in einem Interview gesagt, für ihn sei das Wichtigste, dass das Gerücht Gottes in dieser Welt präsent bleibt, durch die Klöster. Und ich glaube, dass das eine Aufgabe für uns ist. 

Ich glaube wirklich, immer wieder zum Kern zu finden und so authentisch wie möglich dieses Leben zu leben, das ist das eine. Das andere ist natürlich die Herausforderung dieses großen, schönen Hauses. Das wird für uns jetzt wirklich zu groß. Also gilt es Möglichkeiten zu finden, wie wir auf Dauer diesen Ort weiter halten können. 

"Pilgern Live" – Himmlische Hotspots - 12 Klöster in 12 Tagen

Die multimediale "DOMRADIO.DE-Rad-Pilger-Tour" in Zusammenarbeit mit dem Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken geht in diesem Jahr vom Kölner Dom bis nach Südtirol.

 DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen läutet mit der schon traditionellen Rad-Pilger-Tour wieder den Sommer ein. Für seine diesjährige Tour hat er sich eine Route entlang von Klöstern zusammengestellt. Eine mehr als 1.100 Kilometer lange Strecke führt ihn in zwölf Tagen zu zwölf Klöstern in Deutschland, Österreich und Norditalien.

Ingo Brüggenjürgen geht auf Tour (DR)
Ingo Brüggenjürgen geht auf Tour / ( DR )

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Quelle:
DR