Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE-Chefredakteur): Was machen die Kapuziner mitten in Frankfurt?
Bruder Jens Kusenberg (Kapuziner-Konvent Liebfrauen): Wir feiern dreimal am Werktag Gottesdienst. Dazwischen hören wir jeweils die Beichte. Am Sonntag feiern wir fünfmal Messe.
Dann gibt es im Kloster Gesprächsangebote. Leute kommen an die Pforte, sprechen sich bei uns aus. Und wir haben hier den Franziskus-Treff. Da kommen aktuell 160 Leute zum Frühstück morgens hin.
Brüggenjürgen: Fordert es einen in der Seelsorge heraus, wenn man internationales Publikum hat, wenn man Christen aus aller Welt eine Heimat gibt?
Bruder Jens: Für mich ist das ganz schön, denn da wird Weltkirche sichtbar und lebendig. Und die Leute, die hierhin kommen, bringen "ihr's" mit und das belebt einfach das Geschäft.
Brüggenjürgen: Sie sind nicht mehr so viele Brüder, es sind acht, die im Moment hier sind.
Bruder Jens: Viel mehr können auch gar nicht in dieses Kloster rein. Aber im Moment sind wir acht.
Brüggenjürgen: In vielen Klöstern sind die Kapuziner stark überaltert. Wie schauen Sie in die Zukunft?
Bruder Jens: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich weiß nicht, wie die Zukunft ist. Die Realität ist, wie sie ist. Wir hoffen einfach, dass es immer wieder – in welcher Zahl auch immer – Männer anspricht, wie wir unser Leben leben.
Brüggenjürgen: Gibt es denn etwas, was Sie sich als Programm verordnen, für dass Sie sich stark machen möchten?
Bruder Jens: Wir dürfen niemals die Armen aus dem Blick verlieren, dafür haben wir den Franziskus-Treff. Wenn wir den Franziskus-Treff mit den Armen oder den Beichtstuhl aufgeben, dann können wir es ganz vergessen.
Brüggenjürgen: Das ist ja ihr "Unique Selling Point". Die Kapuziner waren von Anfang an immer die kleineren, die Minoriten, die sich immer besonders um die Armen gekümmert haben. Wie sieht das ganz konkret in Ihrem Alltag aus?
Bruder Jens: Wir haben das Frühstücksangebot, es gibt ein Sozialarbeitsangebot, die Sozialberatung. Bei der wird gerade überlegt, ob man eine Krankenstation für Obdachlose eröffnet. Dann entsteht gerade eine kleine Werkstatt.
Und wir haben natürlich die Kirche, das ist unser ganz niedrigschwelliges Angebot, dass die Leute einfach zu uns kommen können, mit uns sprechen können, ohne Angst zu haben.
Brüggenjürgen: Sie sind durch ihre braune Ordenskleidung mit der kleinen Kapuze als Ordensmann erkennbar. Wie ist das im Alltag mitten in Frankfurt? Nebenan tobt das Leben, die Einkaufsstraßen sind belebt. Wie sieht das in der Realität, im Alltag aus?
Bruder Jens: Ich bin nicht derjenige, der am Verrücktesten angezogen ist auf der "Frankfurter Zeil".
Brüggenjürgen: Aber werden Sie aufgrund dieser Tatsache angesprochen?
Bruder Jens: Manchmal schon. Viele Leute wissen damit noch irgendwas zu verbinden. Viele kennen uns auch als Kapuziner, manchmal gibt es auch Ablehnung, aber wo ist das nicht so?
Brüggenjürgen: Für was setzen Sie sich im nächsten Jahr besonders ein?
Bruder Jens: Wir machen das, was wir gut können: in diesem Jahr, im nächsten Jahr. Wir wollen für die Leute da sein, im Gottesdienst, beim Frühstücksangebot an der Pforte, im Sprechzimmer.