DOMRADIO.DE: Zusammen mit der katholischen Seelsorgeeinheit Düsseldorfer Rheinbogen haben Sie einen ökumenischen Pilgerweg ins Leben gerufen. Wann ist diese Idee entstanden?
Kay Faller (Evangelischer Pfarrer in Düsseldorf-Süd): Das war während der Corona-Pandemie, als man nicht verreisen konnte. Wir sind damals in den Park gegangen und haben verschiedene Geschichten aus der Bibel inszeniert.
Dabei kommt es immer darauf an, eine biblische Geschichte in der Umgebung wahrzunehmen und zugleich die eigene Geschichte mitzunehmen.
Das bedeutet dann auch, von der Bibel her die eigene Lebensgeschichte aufzuschließen. Letztes Jahr sind wir vier Abschnitte in Düsseldorf am Rhein entlang gewandert. Diese Veranstaltungsreihe nannten wir Flussgeschichten. Letztes Jahr ging es nach Norden, dieses Jahr gehen wir nun in vier Abschnitten dem Rhein und seinen Nebenarmen entlang in den Düsseldorfer Süden.
DOMRADIO.DE: Was zeichnet die Route der Flussgeschichten 2.0 aus?
Faller: Einerseits ist es einfach schön, den Rhein entlangzuwandern. Das gibt der Seele weiten Raum. Andererseits kommt es darauf an, die jeweilige Landschaft mit einer passenden Bibelgeschichte ins Gespräch zu bringen und uns selber miteinander ins Gespräch miteinander zu bringen.
Gestern sind wir auf der ersten Etappe gestartet und sind die Düssel entlanggegangen, die in diesem Abschnitt Brückerbach heißt. Da gibt es große Steine im Fluss.
Das hat mich an eine Geschichte erinnert, in welcher Josua mit der Bundeslade ins gelobte Land geht und die Priester mit den Füßen ins Wasser müssen, damit das Volk trockenen Fußes den Fluss überqueren kann. Da dachte ich, es wäre schön, diese Geschichte im Brückerbach nachzustellen.
Nun war gestern aber leider Hochwasser und wir konnten uns deswegen nicht in den Bach stellen. Aber einige Ehrenamtliche haben uns super unterstützt. Mein katholischer Kollege Florian Ganslmeier und ich stellten uns einfach in zwei Bottiche. Diese waren gefüllt mit Wasser aus dem Brückerbach.
Darin haben wir uns dann interviewen lassen. Dabei ging es um kirchliche Transformationsprozesse: Was steht eigentlich an? Was wollen wir? Wie sieht die Zukunft der Ökumene aus? Was für Prozesse müssen wir konkret wagen, damit wir ans andere Ufer kommen?
DOMRADIO.DE: Wie viele Menschen waren dabei und was gab es da schon für ein Feedback?
Faller: Beim ersten Abschnitt waren über 50 Menschen dabei. Die kommen teilweise aus unseren beiden Gemeinden, also aus der Evangelischen und Katholischen Kirche. Das Programm wird auch ökumenisch vorbereitet.
Einige Leute haben auch dank eines Artikels in einer Lokalzeitung zu uns gefunden. Und auch einige Kollegen, die das interessant fanden und Inspiration für die eigene Gemeinde suchten, haben sich uns angeschlossen.
DOMRADIO.DE: Im Rahmen diese Projekts sind Sie auch eine Art Fremdenführer in der eigenen Stadt, oder?
Faller: Ja, das hat schon was. Ich suche mir aber auch immer Einheimische, die mehr Kenntnisse von dem jeweiligen Ort haben als ich. Bei der dritten Flussgeschichte beispielsweise werden wir den Schlosspark in Benrath besuchen gehen und werden dann auch an einer Führung teilnehmen.
Oder manchmal treffen wir auch Menschen mit einer besonderen Beziehung zu dem jeweiligen Ort, den wir besuchen. Letztes Jahr waren wir im Umland von Düsseldorf, wo Gemüse, Obst und Blumen angebaut werden. Wir haben uns da mit einem Bauern über die Veränderungen im Landschaftsbau und im Gartenbau unterhalten.
Es ging um die Zukunftsperspektiven der Rheindörfer. Diese Gespräche haben wir aufgezeichnet und online gestellt.
DOMRADIO.DE: Gibt es dabei auch noch etwas zu essen und zu trinken?
Faller: Immer! Auf dem Weg und am Ende des Tages wartet jeweils eine kleine kulinarische Überraschung. Beim letzten Mal gab es Brot mit verschiedenen Dips. Ein anderes Mal gab es Wraps. Wir lassen uns immer etwas einfallen, was zu unserem Programm passt.
DOMRADIO.DE: Das Programm für diesen Sommer steht bereits komplett fest. Welche Themen stehen noch an?
Faller: Der erste Abschnitt stand unter dem Motto "Steine statt nasse Füße". Nächste Woche geht es durch die Jücht, einen stark landwirtschaftlich geprägten Rheinbogen. Dieser Tag steht unter dem Motto "Die Ernte des Lebens". Und wir enden dann bei einem Taizé-Gottesdienst, der traditionell immer am 19.7. stattfindet.
Die dritte Etappe dreht sich dann um das Schloss Benrath und den Schlosspark. Das Tagesmotto lautet da "Bei Königs". Dabei werden wir uns dann mit einer königlichen Geschichte aus der Bibel beschäftigen.
Ein Kontrastprogramm bietet dann die vierte Etappe: Unter der Spannung von "Suche der Stadt Bestes" und "Wir haben hier keine bleibende Stadt" geht es dann unter anderem zu den Hochhäusern Düsseldorfs zwischen Urdenbach und Garath.
Das Gespräch führte Carsten Döpp.