"Damit lassen sich Ziele in Russland angreifen, aber unser Land kann auch sehr schnell selbst zum Angriffsziel werden", sagte die frühere evangelische Bischöfin Margot Käßmann im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es sei erschreckend, dass entsprechende Pläne der Bevölkerung lapidar mitgeteilt worden seien.
Anfang Juli hatten Deutschland und die USA angekündigt, erstmals seit dem Kalten Krieg wieder US-Langstreckenwaffen in Deutschland zu stationieren, die bis nach Russland reichen. Abgeordnete der SPD-Bundestagsfraktion übten daran Kritik. Die CDU-Fraktion kritisierte, dass es dazu keine größere Debatte gegeben habe.
Käßmann erinnert an Friedensbewegung in den 80ern
Käßmann betonte, in den 80er Jahren habe sich die Friedensbewegung intensiv für Abrüstung engagiert, damit genau das nicht passiere. "Heute sollen mit dem Argument notwendiger Abschreckung massive Aufrüstung und Militarisierung still hingenommen werden. Wer sie hinterfragt, wird umgehend als dumm, naiv oder Putinversteherin diffamiert."
Das sei eines demokratischen Diskurses unwürdig. "Wir brauchen dringend eine breite öffentliche Diskussion über Wege zum Frieden und die Rolle Deutschlands dabei, in der unterschiedliche Positionen respektiert werden."
Käßmann war von 2009 bis 2010 Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 hatte sie mehrfach gegen Aufrüstung und für Verhandlungen mit Russland ausgesprochen.