Käßmann warnt vor Stationierung von US-Langstreckenraketen

Fehlende öffentliche Debatte

Keine Diskussion, nur eine lapidare Mitteilung. Die frühere evangelische Bischöfin Käßmann hält die geplante Stationierung von US-Langstreckenraketen in Deutschland für gefährlich - und vermisst eine öffentliche Debatte.

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)
Margot Käßmann / © Meiko Herrmann ( KNA )

"Damit lassen sich Ziele in Russland angreifen, aber unser Land kann auch sehr schnell selbst zum Angriffsziel werden", sagte die frühere evangelische Bischöfin Margot Käßmann im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Es sei erschreckend, dass entsprechende Pläne der Bevölkerung lapidar mitgeteilt worden seien.

Anfang Juli hatten Deutschland und die USA angekündigt, erstmals seit dem Kalten Krieg wieder US-Langstreckenwaffen in Deutschland zu stationieren, die bis nach Russland reichen. Abgeordnete der SPD-Bundestagsfraktion übten daran Kritik. Die CDU-Fraktion kritisierte, dass es dazu keine größere Debatte gegeben habe.

Käßmann erinnert an Friedensbewegung in den 80ern

Käßmann betonte, in den 80er Jahren habe sich die Friedensbewegung intensiv für Abrüstung engagiert, damit genau das nicht passiere. "Heute sollen mit dem Argument notwendiger Abschreckung massive Aufrüstung und Militarisierung still hingenommen werden. Wer sie hinterfragt, wird umgehend als dumm, naiv oder Putinversteherin diffamiert." 

Das sei eines demokratischen Diskurses unwürdig. "Wir brauchen dringend eine breite öffentliche Diskussion über Wege zum Frieden und die Rolle Deutschlands dabei, in der unterschiedliche Positionen respektiert werden."

Käßmann war von 2009 bis 2010 Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 hatte sie mehrfach gegen Aufrüstung und für Verhandlungen mit Russland ausgesprochen.

Margot Käßmann

Margot Käßmann ist eine der prominentesten deutschen Theologinnen. Die frühere hannoversche Landesbischöfin war 2009 die erste Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In der Öffentlichkeit ist die Mutter von vier Töchtern für ihre klaren Stellungnahmen und durch zahlreiche Publikationen bekannt, die sich auch mit ihren persönlichen Lebenserfahrungen beschäftigen. Mit ihrem 60. Geburtstag 2018 ging Käßmann vorzeitig in den Ruhestand. Zuvor war sie Botschafterin des Rats der EKD für das 500. Reformationsjubiläum.

Margot Käßmann / © Meiko Herrmann (KNA)
Margot Käßmann / © Meiko Herrmann ( KNA )
Quelle:
KNA