Initiiert wurden die Holy Games ("Heilige Spiele") von der Erzdiözese Paris und der Französischen Bischofskonferenz (CEF). Mehr als 70 Pariser Pfarreien beteiligen sich an der Aktion und laden in den kommenden Wochen während der Paralympics Besucher aus aller Welt zu Gebeten, Gottesdiensten, Konzerten und Sportaktionen ein.
Gemeinden laden Bedürftige zum Mittagessen ein und kümmern sich um Gäste mit Einschränkungen, das Motto: "L'Évangile, c'est sport" – "Das Evangelium ist Sport". Die "Holy Games" wollen die Verbindung zwischen Kirche und Sport, Heiligkeit und Spielen und der Würde jedes Einzelnen und der Gemeinschaft aufzeigen, heißt es auf der offiziellen Webseite.
Hauptanlaufpunkt für die Sportlerinnen und Sportler ist die bekannte Pariser Kirche "La Madeleine" im achten Arrondissement: Dort wurde bereits im vergangenen Jahr eine Sonderkapelle eingeweiht, die "Unserer Lieben Frau der Athleten" gewidmet ist. Besucher können Kerzen aufstellen, beten und finden seelsorgliche Unterstützung.
In dem Gotteshaus, das von außen an einen antiken Tempel erinnert, fand am 19. Juli dieses Jahres auch die Eröffnungsmesse für die Olympischen Spiele statt, an der neben über hundert diplomatischen Delegationen auch der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, sowie die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo teilnahmen.
Mission und Sport
Mit der Aktion "Holy Games" hat die katholische Kirche in Frankreich bereits die Olympischen Spiele im Juli und August begleitet. Mit dem bisherigen Ergebnis zeigt sich der Weihbischof von Paris, Philippe Marsset zufrieden: "Wir wenden uns vor allem an die jungen Menschen und wollen für die Holy Games den missionarischen Schub des Weltjugendtags im vergangenen Jahr in Portugal nutzen", sagte der Olympia-Bischof gegenüber der katholischen Webseite OSV News: "Und das ist uns bislang definitiv gelungen!"
Bishop Marsset freut sich besonders auf den Blindenfußball, bei dem die Spielerinnen und Spieler mit einem mit Rasseln versehenen Ball nach Gehör spielen. "Die Zuschauenden applaudieren nur durch Winken, damit das Klatschen die Spieler nicht ablenkt. Das ist spektakulär", sagt Marsset, "und immer ein großer Moment von Gemeinschaft."
Gegen den Relevanzverlust
Die Aktion Holy Games ist auch eine Reaktion auf den Relevanzverlust der Katholischen Kirche in Frankreich. Die Säkularisierung, der Laizismus, die Missbrauchsskandale: Ausgerechnet in dem Land, das gerne als die "älteste Tochter der römischen Kirche" gepriesen wird, gibt es immer weniger Katholiken: Der Katholizismus – das belegen Studien – ist in Frankreich die Religion, die am stärksten zurückgeht und am wenigsten innerhalb der Familie weitergegeben wird, während sich gerade in den benachteiligten Vorstädten immer mehr junge Muslime offen zu ihrer Religion bekennen und evangelikale Gruppen auf Missionskurs sind.
Dabei sei die Verbindung zwischen Olympia und der Kirche historisch, sagen die Macher der "Holy Games": Die ersten olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen seien Ergebnis einer Freundschaft zwischen dem französischen Pädagogen Pierre de Coubertin und dem Dominikanerpriester Henri Didon gewesen, dem das Motto "Citius, Altius, Fortius" ("schneller, höher, weiter") zugeschrieben wird. 1905 reiste Coubertin nach Rom und erwirkte dort die Unterstützung von Papst Pius X. Das war der Grundstein für die heute enge Verbindung zwischen Kirche und Sport.
Olympische Fackel in Lourdes
Die Vorbereitungen für die "Holy Games" nahmen mehrere Jahre in Anspruch und schlossen auch zahlreiche andere Diözesen Frankreichs mit ein. So machte etwa die olympische Fackel bei ihrem im Vorfeld zurückgelegten Weg durch Frankreich Stationen an vielen christlichen Stätten, um dabei die christliche Dimension der Spiele hervorzuheben, wie es seitens der Initiatoren hieß.
An Pfingsten etwa wurde sie durch den weltberühmten Marienwallfahrtsort Lourdes getragen. Bereits im Juni gab es das Fußballturnier "Pater Cup" mit Teams aus an den "Holy Games" beteiligten Priestern, davor ein Laufevent von der Katherdale Notre Dame zu anderen Pariser Kirchen.
In den USA, wo die nächsten Olympischen Spiele stattfinden, hat man die "Holy Games" genau beobachtet: Eine Delegation der US-Bischofskonferenz habe dem französischen Bischof Marsset bereits einen Besuch abgestattet und sich über die Organisation informiert, schreibt die im Erzbistum Boston erscheinende katholische Tageszeitung "The Pilot".
Unter den Besuchern war auch Fr. Joe Fitzgerald, der 1996 als Teil der US-amerikanischen Handballnationalmannschaft an den Olympischen Spielen in Atlanta teilnahm, bevor er später ins Priesterseminar eintrat. Es könnte also 2028 in Los Angeles zu einer Neuauflage kommen, ob unter dem Namen "Holy Games After" oder "Holy Games Plus", wird derzeit entschieden.