Wie war der berühmte Veit-Stoß-Altar im Bamberger Dom ursprünglich einmal gestaltet? Diese Frage untersuchen derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie das Erzbistum Bamberg am Montag mitteilte. Fachleute des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, der Universität Bamberg und der Erzdiözese selbst befassen sich demnach nun mit dem wertvollen Flügelaltar aus dem 16. Jahrhundert. Die Forschungsergebnisse sollen 2025 auf einer Fachtagung vorgestellt werden.
"Immer wieder wurde diskutiert und untersucht, wie die Oberfläche des seit knapp 100 Jahren dunkelbraun lasierten Retabels ursprünglich gestaltet war", so das Erzbistum. Fest stehe, dass weite Teile des Lindenholz-Altars holzsichtig waren. Nur Augen, Münder und einige Details der Gewänder seien farbig gefasst gewesen.
Nischenexpertise
Birgit Kastner, Hauptabteilungsleiterin Kunst und Kultur des Erzbistums Bamberg, sagte, es sei ein Geschenk, mit den hochspezialisierten Wissenschaftlern des Landesamtes zusammenarbeiten zu können. Sie ergänzte: "Durch die Kooperation mit Professorin Marianne Tauber von der Universität Bamberg profitieren wir von der einzigartigen Nischenexpertise der Forensischen Restaurierungswissenschaft, die modernste Technologien für die zerstörungsarme chemische Analyse zur Verfügung hat." Die Erforschung und Bewahrung des kulturellen Erbes sei eine zentrale Aufgabe der Kirche.
Werk wurde vom Sohn beauftragt
Veit Stoß (um 1447-1533) war ein Nürnberger Künstler. Sein Marien- oder Weihnachtsaltar genanntes Werk ist ein Flügelaltar mit Lindenholzreliefs, die 1523 fertiggestellt wurden. Auftraggeber war Stoß' Sohn Andreas, Prior im Nürnberger Karmelitenkoster. Als das Kloster im Zuge der Reformation aufgelöst wurde und Andreas Stoß nach Bamberg kam, kaufte er den Altar für die Bamberger Obere Pfarre. Der Altar wurde 1937 zur 700-Jahr-Feier der Weihe des Bamberger Doms als Leihgabe in diesen überführt. Der zentrale Schrein des Flügelaltars zeigt die Geburt Jesu, während die seitlichen Flügelreliefs Szenen aus dem Leben Mariens und Jesu präsentieren.
Der Altar wurde in der Vergangenheit mehrfach verändert. Verluste von Teilen und Schädlingsbefall führten zu einer umfassenden Restaurierungskampagne in den 1930er Jahren. Die Behandlung mit Chemikalien, um das Werk zu festigen und um Schädlinge zu bekämpfen, veränderte sein Erscheinungsbild.