Bonn feiert Cassius und Florentius beim Stadtpatronefest

Soldaten und Märtyrer

Bonn feiert mit einer Festwoche seine Stadtpatrone. Die zwei Soldaten Cassius und Florentius haben im 3. Jahrhundert für Würde und Freiheit gekämpft. Münsterkaplan Christian Jasper erklärt, warum die beiden bis heute Vorbilder sind.

Autor/in:
Carsten Döpp
Skulpturen-Köpfe der Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius / © gumbao (shutterstock)
Skulpturen-Köpfe der Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius / © gumbao ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wer sind die Bonner Stadtpatrone? Was hat es mit denen auf sich? 

Dr. Christian Jasper (Münsterkaplan in Bonn): Wir feiern die Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius, zwei Märtyrer aus der Thebäischen Legion. Die beiden waren Soldaten im römischen Heer und waren schon Christen zu einer Zeit, als das noch nicht selbstverständlich war. Sie wurden wegen ihres Glaubens vom römischen Oberbefehlshaber unter Druck gesetzt. 

Kaplan Dr. Christian Jasper / © Benjamin Westhoff (Katholisches Stadtdekanat Bonn)

Sie sollten dem römischen Götterhimmel opfern oder auch gegen andere Christen kämpfen. Aber sie haben gesagt, dass sie das nicht machen und eher für ihren Glauben und ihre Überzeugungen sterben würden, als dass sie sich innerlich verbiegen lassen.

Dieses Martyrium soll sich genau in Bonn ereignet haben. Deswegen ist das Grab der beiden genau unterhalb des Bonner Münsters. 

Christian Jasper

"Es braucht auch heute Menschen, die für Freiheit und für Selbstbestimmung eintreten."

DOMRADIO.DE: Die Festwoche bei ihnen beginnt an diesem Sonntag mit einem Festhochamt. Wobei es schon gestern am Vorabend den ersten Programmpunkt gab. Was war das? 

Jasper: Gestern Abend hatten wir einen ganz schönen und feierlichen Eventsong, also ein meditatives Abendgebet im Kerzenschein, im Hochchor im Bonner Münster. Heute geht es dann mit dem Festhochamt so richtig los. Die Oberbürgermeisterin und viele Vertreter des kirchlichen und politischen Lebens sind mit dabei. 

DOMRADIO.DE: Sie werden im Bonner Münster die Predigt halten. Was werden Sie den Menschen mitteilen? 

Jasper: Ich werde versuchen zu erklären, wie aktuell die Botschaft von Cassius und Florentius ist, dass es nämlich heute auch Menschen braucht, die für Freiheit, für Selbstbestimmung eintreten. Das Motto unserer ganzen Woche lautet in diesem Jahr "Du hast Würde", weil wir, zumal in Bonn, ja das 75-jährige Jubiläum unseres Grundgesetzes feiern. 

Davon haben wir uns inspirieren lassen, weil auch Cassius und Florentius von diesem Würde-Gedanken und der Freiheit, für die sie eingetreten sind, inspiriert waren. 

Bonner Münster im Portrait / © INTERPIXELS (shutterstock)
Bonner Münster im Portrait / © INTERPIXELS ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie haben die Menschen in Bonn um Spenden gebeten. Wie hilfsbereit sind die Bonner Bürger? 

Jasper: Die Bonner Bürger sind sehr hilfsbereit. Uns war es ein großes Anliegen, dass diese Botschaft "Du hast Würde", nicht nur fromme Worte sind, sondern dass das auch konkret erfahrbar wird.

Wir haben jetzt schon etliche Spenden und Beutel gepackt bekommen, die im Bonner Münster abgegeben wurden. Wir rechnen damit, dass das auch die ganze Woche weitergeht. Dann werden wir die ganz unkompliziert einfach vor dem Münster an aufgestellten Bauzäunen aufhängen, sodass jeder, der meint, dass er Bedarf hat, sich unkompliziert etwas nehmen kann. 

DOMRADIO.DE: Am Sonntagabend um 18 Uhr gibt es dann traditionell noch eine weitere Messe, besonders für junge Leute. Was bieten Sie da an? 

Jasper: Auch bei der "Jungen Messe" stehen die Stadtpatrone im Mittelpunkt. Wir versuchen das noch mal durch etwas jüngere Musik und mit einem Chor auf jugendliche Art und Weise deutlich zu machen. Anschließend laden wir dann wie jeden Sonntagabend auch zum "Get-Together", zur Zusammenkunft, in unser jugendpastorales Zentrum, weil der Austausch mit den jungen Leuten ganz wichtig ist. 

Christian Jasper

"Cassius und Florentius waren selbst Soldaten."

DOMRADIO.DE: Beim Stadtpatrone-Fest vor einem Jahr hat der inzwischen verstorbene Stadtdechant Wolfgang Picken klare Worte zum Terror der Hamas gesprochen. Da war der 7. Oktober gerade ein paar Tage alt. Wird der Nahostkrieg Thema bei Ihnen sein? 

Jasper: Cassius und Florentius waren ja Soldaten, sodass man am Thema Krieg und Frieden beim Blick auf die Stadtpatrone eigentlich gar nicht vorbeikommt. Insofern wird Thema sein.

Gleichzeitig ist mein Eindruck, dass die Lage zwischenzeitlich noch viel verfahrener ist, als wir es vor einem Jahr befürchtet hätten und dass es nicht ganz einfach ist, konkrete Ratschläge zu geben und es gleichzeitig umso wichtiger ist, die Hoffnung auf Frieden wach zu halten. 

Im vergangenen Jahr haben wir eingeladen, Steine rund um die Kerze der Stadtpatrone niederzulegen. Alle mögen die Steine niederlegen und Neues aufbauen, statt sich gegenseitig zu bekämpfen. Das ist auch in diesem Jahr wieder die Botschaft. 

DOMRADIO.DE: Welche besonderen Programmpunkte gibt es ansonsten noch in der Bonner Festwoche bis nächsten Samstag?

Jasper: Wir laden zu einem geistlichen Pilgerweg der Würde ein, wo man an verschiedenen Stationen im Bonner Münster über Menschenwürde, verschiedene Freiheitsrechte, die damit zusammenhängen, nachdenken und sich im Glauben auch austauschen kann. Das läuft die ganze Woche.

Ein weiterer Höhepunkt wird dann sicherlich zum Ende der Stadtpatrone-Woche der Abschlussgottesdienst sein. Der findet am kommenden Samstag um 18 Uhr wieder im Kerzenschein und auch mit einer ganz besonderen Stimmung und einer besonderen musikalischen Gestaltung statt. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Bonner Münster

Bonner Münster / © Saiko3P (shutterstock)

Mitten im Herzen der Stadt Bonn befindet sich an exponierter Stelle das Bonner Münster. Es wurde im 11. Jahrhundert als romanische Stiftskirche St. Cassius und Florentius des Cassius-Stiftes erbaut. Hier fand man die älteste antike Totengedächtnisstätte nördlich der Alpen. Seit dem 13. Jahrhundert, als die Bonner die Münster-Basilika in ihr Stadtsiegel aufnahmen, ist sie das Wahrzeichen der Stadt Bonn. Hier werden seit 1350 Jahren christliche Märtyrer verehrt.

Quelle:
DR