Jugendverband fordert mehr Einfluss und Dezentralisierung der Kirche

"Wo die Kirche nicht frei ist"

Nur zwei Teilnehmende des päpstlichen Reformprojekts sind unter 30 Jahre alt. Das sieht der Bund der Deutschen Katholischen Jugend kritisch. Zugleich hofft der Verband auf Anerkennung von Kernforderungen.

BDKJ-Vorsitzender Podschun im Amt bestätigt / © Julia Steinbrecht (KNA)
BDKJ-Vorsitzender Podschun im Amt bestätigt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Rolle von Frauen in der Kirche werde in vielen informellen Gesprächen thematisiert. Das beobachtet der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der mit vier Vertretern die Weltsynode in Rom verfolgt. 

Gregor Podschun / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gregor Podschun / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Das macht deutlich, dass es sich dabei nicht um ein ausschließlich deutsches Thema handelt, sondern dass es Menschen auf der ganzen Welt bewegt", sagte der BDKJ-Bundesvorsitzende Gregor Podschun dem Portal katholisch.de am Sonntag. Zudem freue es viele zu sehen, dass sich auch junge Menschen für die Kirche einsetzten.

Eine Kernforderung des Verbandes sei, systemische Ursachen von Fällen sexualisierter Gewalt in der Kirche anzuerkennen. "Das hätte viele Folgen, weil diese Ursachen dann auch bearbeitet werden müssten", erklärte Podschun. 

Diese würden allerdings von konservativen Gesprächspartnern, auf die man bewusst zugehe, mitunter geleugnet. "Trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse verweisen sie auf Verfehlungen einzelner oder gar auf Glaubenskrisen. In diesen Fällen fehlt eine Gesprächsgrundlage."

Unterschiedliche Lebensrealitäten anerkennen

In verschiedenen Ländern und Regionen funktioniere die Kirche unterschiedlich, so Podschun. "Das bringt mich immer wieder darauf zurück, dass wir eine Dezentralisierung brauchen. Wir müssen Lebensrealitäten an Orten anerkennen, wo die Kirche nicht frei ist." 

Beratungen bei der Weltsynode / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Beratungen bei der Weltsynode / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Als Beispiel nannte er Uganda. In dem ostafrikanischen Land steht Homosexualität unter Strafe. "Trotzdem gilt: Nur weil Dinge an einigen Orten der Weltkirche nicht sagbar sind, heißt das nicht, dass wir hier in Deutschland keine Veränderungen brauchen."

Der BDKJ hoffe auf einer Anerkennung systemischer Ursachen für Missbrauchsfälle. "Möglicherweise werden wir in Deutschland von den Ergebnissen der Weltsynode enttäuscht sein", sagte Podschun. Trotzdem hoffe er, dass hierzulande Wege zur Beseitigung von Gewalt und zur Beteiligung von Laiinnen und Laien gefunden würden.

Am Montag geht das päpstliche Reformprojekt in seine finale Woche. Der Münsteraner Bischof Felix Genn, der an der Weltsynode teilnimmt, zeigte sich am Wochenende überzeugt, dass der Prozess die Kirche verändern werde. Bei Synodalität gehe es darum, einander zuzuhören und "die Meinung des anderen zu retten". Er sei zuversichtlich, dass dafür prägende Formen gefunden würden.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA