Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, will prüfen lassen, ob künftig Laien Teil des Gremiums werden können. Wörtlich sagte Bätzing am Sonntagmorgen in Rom: "Wie wollen wir das als Konferenz zukünftig handhaben? Bleiben wir unter uns oder öffnen wir zumindest für einen Gaststatus mit Rederecht auch die Bischofskonferenz für Gläubige aus unserem Land?" Das Abschlussdokument der aktuellen Weltsynode ermögliche diese Überlegungen. Bätzing bezeichnete diesen Text als Rückenwind für das deutsche Reformprojekt Synodaler Weg.
Am Samstag endeten in Rom mehrjährige Beratungen zu mehr Mitbestimmung und einem neuen Umgang in der katholischen Kirche. Die Vertreter der sogenannten Weltsynode votierten in ihrem Abschlussdokument für eine Ausweitung der Beteiligung von Katholiken ohne Weihe (Laien) an den Entscheidungsfindungsprozessen der Kirche.
Weltweit sollen beispielsweise Beratungsgremien etabliert werden. Bisher haben nur geweihte Männer in der katholischen Kirche Entscheidungsgewalt, eine rechtlich verbindliche Beratung von Klerikern durch Laien gibt es bis dato nicht.
Zu zaghaft bei Frauenfrage?
Dem deutschen Bischofskonferenz-Vorsitzenden ist die Forderung der Weltsynode in der Frage des Frauendiakonats zu zaghaft. Die Beschlüsse der Weltsynode zum Frauendiakonat seien wichtig, aber nicht ausreichend. Die Entscheidung, die Frage zu einem möglichen Frauendiakonat offenzuhalten, empfinde er als zaghaft, so Bätzing bei der Pressekonferenz in Rom. Immerhin sei aber dieser entscheidende Satz aufgenommen worden. "Das ist das, was wir erbeten haben."
Der Beschluss zum Offenhalten des Frauendiakonats hatte bei der Abstimmung des Schlussdokuments mit 97 die meisten Gegenstimmen und dennoch die notwendige Zweidrittel-Mehrheit erhalten. Dass damit die Frauenfrage als größtes Problem innerhalb der katholischen Kirche interpretiert werden könne, mache ihn traurig, sagte der Limburger Bischof. Denn "das würde die dringende Notwendigkeit, über die Rolle der Frauen in der Kirche zu sprechen und ihnen Beteiligung auf allen Ebenen zu ermöglichen, schwächen". Aber mehr als 72 Prozent hätten auch dafür gestimmt, fügte er hinzu.
Bätzing gab auch Einblicke in die Entstehung des Absatzes. Von allen Punkten im Text sei er am stärksten redaktionell verändert worden. Als die Frauen den ersten Entwurf des Dokuments entgegennahmen, hätten viele sehr enttäuscht reagiert, "dass sich das, was in der Synode gelebt wurde, nicht gespiegelt hat". Das sei aber jetzt der Fall, und er sei sehr dankbar dafür, so Bätzing. Zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema könne die katholische Kirche in Deutschland einen Beitrag leisten, sowohl auf theologischer Ebene als auch aus der Erfahrung vom kirchlichen Leben.
Bischöfe behalten "Letztentscheidungsgewalt"
Der Passauer Bischof Stefan Oster hat hingegen nach Abschluss der Weltsynode in Rom betont, dass Priester und Bischöfe in der katholischen Kirche die Entscheidungsgewalt behalten. Das gehe aus dem Abschlusspapier der Weltsynode hervor. "In diesem Papier ist völlig klar, der 'Decision-Making'-Prozess bezieht möglichst viele ein, aber der 'Decision-Taking'-Prozess bleibt der Hierarchie reserviert", sagte Oster am Sonntagmorgen in Rom. In der katholischen Kirche können nur Männer Priester werden, demnach bliebe Frauen die Letztentscheidungsgewalt in der Kirche verschlossen.
Noch im Arbeitsdokument der Synode seien die entscheidenden Begriffe ineinander verschränkt gewesen, so Oster. "Decision-Making" meint die beratende Entscheidungsfindung, "Decision-Taking" beschreibt hingegen das anschließende Fällen von Entscheidungen. Oster plädierte dafür, nach der passenden Interpretation dieser Synodenentscheidung zu forschen - dies sei eine spirituelle Herangehensweise, so der Bischof.
Abschlussdokument der Weltsynode "interpretationsoffen"
Oster sagte weiter, das Abschlussdokument der Weltsynode sei interpretationsoffen. Dass der Papst das Dokument sofort veröffentlicht habe, mache den weiteren Umgang damit "richtig schwierig". Die Synode sei beim Verfassen davon ausgegangen, dem Papst in dem Dokument Vorschläge zu unterbreiten, aus denen er einen verbindlichen Text mache.
Papst Franziskus kündigte bei der Abschlusssitzung der Versammlung am Samstagabend im Vatikan überraschend an, das von den Synodalen verfasste Abschlussdokument direkt zu veröffentlichen und keinen zusammenfassenden und rechtlich verbindlichen Text zu veröffentlichen: "Das, was wir angenommen haben, ist genug. Das Dokument enthält bereits sehr konkrete Hinweise, die eine Richtschnur für die Mission der Kirchen auf den verschiedenen Kontinenten und in den verschiedenen Kontexten sein können", so Franziskus. Welchen kirchenrechtlichen Status das Dokument hat, sagte Franziskus nicht.
Am Samstag endeten in Rom mehrjährige Beratungen zu mehr Mitbestimmung und einem neuen Umgang in der katholischen Kirche. Die Vertreter der sogenannten Weltsynode votierten in ihrem Abschlussdokument für eine Ausweitung der Beteiligung von Nicht-Priestern in den Entscheidungsfindungsprozessen der katholischen Kirche. Weltweit sollen "synodale Beratungsgremien" etabliert werden.