Jüdischer Sportpräsident fordert lauten Einsatz gegen Antisemitismus

Übergriffe haben "eine neue Dimension"

Der Präsident des jüdischen Sportverbandes Makkabi Deutschland, Alon Meyer, appelliert, sich stärker gegen Antisemitismus zu stellen. Zuletzt fanden israelische Fußballspiele nur noch unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.

(ARCHIV) Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, am 29.08.2021 während einer Rede zum 100-jährigen Jubiläum der Maccabi World Union. / © Fabian Strauch (dpa)
(ARCHIV) Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, am 29.08.2021 während einer Rede zum 100-jährigen Jubiläum der Maccabi World Union. / © Fabian Strauch ( dpa )

"Wir haben ein immenses Problem", hat Alon Meyer am Donnerstag im Radiosender WDR5 gesagt. Der Verbandspräsident verwies auf die hohen Sicherheitsvorkehrungen für das Fußball-Länderspiel Israel gegen Frankreich am Abend in Paris angesichts der jüngsten Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam. Es gelte, aus der "Komfortzone rauszukommen" und lauter zu werden.

Makkabi Deutschland hat Meyer zufolge mittlerweile rund 10.000 Mitglieder. Darunter zähle Makkabi Frankfurt etwa 5.000 Mitglieder, von denen ungefähr 20 Prozent jüdisch seien. Unter den nicht-jüdischen Mitgliedern seien etwa 20 Prozent muslimischen Glaubens. 

Davidstern macht Spieler zur Zielscheibe

Viele von ihnen trauten sich nicht mehr ins Training zu gehen, "weil sie mit einem stilisierten Davidstern auf der Brust auch in die Gesamthaftung genommen werden", erklärte Meyer. 

Stilisierter Davidstern auf Flagge des Fussballvereins Makkabi Frankfurt / © Heike Lyding (epd)
Stilisierter Davidstern auf Flagge des Fussballvereins Makkabi Frankfurt / © Heike Lyding ( epd )

Auch diese muslimischen Mitglieder würden Opfer von antisemitischen Übergriffen. "Das ist unfassbar, aber wahr", sagte der Verbandspräsident. Im Sport verzeichne der Verband fast ausschließlich Übergriffe im Fußball und diese meist von Menschen mit muslimisch-arabischem Hintergrund, sagte Meyer. 

Es gebe auch den steigenden Antisemitismus im Linksradikalismus seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sowie den schon immer in Deutschland vorhandenen Rechtsradikalismus. Die Übergriffe von Menschen mit muslimisch-arabischem Hintergrund seien nun aber "eine neue Dimension".

Religion ist oft nicht Grund für Antisemitismus

Antisemitismus unter Musliminnen und Muslimen in Deutschland ist einer Untersuchung zufolge häufig eher eine Folge konservativ-autoritärer Einstellungen als der Religion an sich. Auch gebe es Hinweise, dass regionale beziehungsweise nationale Diskurse einen stärkeren Einfluss auf negative Einstellungen gegenüber Jüdinnen und Juden hätten als religiöse Zugehörigkeit. So zeigten zum Beispiel auch Menschen christlichen Glaubens entsprechende Ressentiments.

Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert (dpa)
Antisemitismus: Juden in Deutschland sehen wachsende Bedrohung / © Arne Dedert ( dpa )
Quelle:
epd