Gesine Schwan weist Kritik an Festtagsrede zurück

"Verständigung in herausfordernden Zeiten"

Für ihre Festrede zum 75. Jahrestag der Gründung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin wird Gesine Schwan vom Veranstalter kritisiert. Sie verteidigt sich und erläutert die Absprachen.

Prof. Gesine Schwan / © Mensebach (DR)
Prof. Gesine Schwan / © Mensebach ( DR )

Die Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan weist Vorwürfe zu ihrer Festrede bei einer Jubiläumsveranstaltung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin zurück. Die Gesellschaft hatte Schwan vorgeworfen, sich entgegen den Erwartungen bei der Feier am Sonntag nicht nur auf das Jubiläum konzentriert zu haben, sondern ihre Rede in "unangemessener Form" auch auf die aktuelle politische Lage in Israel fokussiert zu haben.

"Als ich im Sommer telefonisch eingeladen wurde, die Festrede zu halten, habe ich gezögert und meine Zusage davon abhängig gemacht, dass ich zuvor besprechen kann, was dabei für mich wichtig sein würde: eine Auseinandersetzung mit dem historischen und dem gegenwärtigen Gebrauch des Wortes 'Antisemitismus'", teilte Schwan der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstagabend mit. Dieses Gespräch habe stattgefunden.

"Daraus ergab sich die Vereinbarung, dass ich einen größeren Teil der Rede der Geschichte der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit widmen würde und dies in einen kleineren Teil der Auseinandersetzung mit dem aktuellen Gebrauch des Wortes Antisemitismus münden lassen würde", so Schwan weiter. Daran habe sie sich gehalten. "Das Thema der Rede: 'Verständigung in herausfordernden Zeiten' ist dann einvernehmlich vereinbart worden."

Veranstalter hatte sich distanziert

Die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Berlin hatte sich am Dienstag von der Festrede Schwans distanziert. "Wir bitten um Entschuldigung für diese unpassende Rede und distanzieren uns von ihr", teilte die Gesellschaft mit. Als Schwan sich sehr kritisch zum Vorgehen der israelischen Regierung gegen die Hamas geäußert habe, hätten einige Teilnehmer den Saal verlassen.

Eigentlich war nach der Rede ein Gespräch zwischen dem evangelischen Bischof von Berlin, Christian Stäblein, dem Rabbiner Andreas Nachama und der Vorsitzenden des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Berlin, Marlies Abmeier, geplant. Dieses fand jedoch nicht mehr statt.

Weiter bereit, ihre Position vorzutragen

Schwan betonte: "Drei oder vier Zuhörer sind während der Rede gegangen, Herr Nachama hat es nach der Rede abgelehnt, auf dem Podium zu diskutieren, nach dem Ende der Veranstaltung sind viele Zuhörer auf mich zu gekommen und haben sich für meine Rede bedankt und mich gebeten, trotz der unfreundlichen Behandlung meine Position weiter vorzutragen und zur Diskussion auch weiterhin bereit zu sein, was ich bin."

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Berlin wurde am 24. November 1949 gegründet.

Koordinierungsrat für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Im Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit sind mehr als 80 regionale Gruppen organisiert. "Zusammen kämpfen wir gegen jede Form von Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Wir treten für den Erhalt einer starken Demokratie ein und stehen solidarisch an der Seite der pluralen jüdischen Gemeinschaft in Deutschland - heute und in Zukunft", heißt es.

Die christlich-jüdische Woche der Brüderlichkeit setzt seit Jahrzehnten ein Zeichen gegen Antisemitismus und Fremdenhass.  / © Tomas Moll (dpa)
Die christlich-jüdische Woche der Brüderlichkeit setzt seit Jahrzehnten ein Zeichen gegen Antisemitismus und Fremdenhass. / © Tomas Moll ( dpa )
Quelle:
KNA