Papstberater Scicluna sieht Änderungsbedarf bei der Kirche

"Kultur der Transparenz schaffen"

Welche Folgen hat die jüngst beendete Weltsynode für die Kirche? Geht es nach dem Papstvertrauten Charles Scicluna, gibt es bald Checklisten für die Arbeit von Bischöfen und einen neuen Führungsstil im Vatikan.

Beratungen bei der Weltsynode (Archiv) / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Beratungen bei der Weltsynode (Archiv) / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Der Erzbischof von Malta und Papstvertraute Charles Scicluna hat einen neuen Führungsstil der römischen Kurie gefordert.

"Wir müssen eine Kultur der Transparenz und Rechenschaftspflicht auf allen Ebenen schaffen", sagte Scicluna der Jesuitenzeitung "America" (Montag). Die Kurie könne nach der Weltsynode nicht mehr sagen: "Hier ist das Gesetz festgelegt, und es ist dort draußen zu befolgen", so Scicluna.

Lob für das Abschlusspapier

Er hoffe auf eine neue, inklusivere Haltung. Gesetze sollten im Vatikan nicht nur festgelegt sondern auch befolgt und im Dialog mit der Weltkirche modifiziert werden. Beispielsweise müsse der Veröffentlichung eines Vatikan-Dokuments zukünftig ein transparenter Prozess der Konsultation vorangehen. Ein anderes Vorgehen verstoße gegen das Ethos der Synodalität, so der Erzbischof.

Charles Jude Scicluna, Erzbischof von Malta / © Paul Haring (KNA)
Charles Jude Scicluna, Erzbischof von Malta / © Paul Haring ( KNA )

Scicluna lobte zudem das Abschlusspapier der Weltsynode. Besonders gefalle ihm die Forderung nach verbindlichen Rechenschaftspflichten und Kontrollmechanismen in der Kirche. "Das Konzept der Checklisten hat mir gut gefallen." Ideale und Richtlinien seien sinnlos, wenn es kein System gebe, das eine Überprüfung ermögliche. Auch Arbeit und Führungsstil der Bischöfe müssten verbindlich - im Rahmen der regelmäßigen Ad-Limina-Besuche - durch Checklisten evaluiert werden, so Scicluna.

Geistliches Gespräch nicht immer hilfreich

Scicluna warnte davor, die Methoden des geistlichen Gespräches der Weltsynode - einem Wechsel von Sprechen und Meditation ohne direkte Diskussion - überall in der Kirche einzusetzen: "Wenn ich zum Beispiel mit Finanzexperten für die Prüfung der Erzdiözese Malta zu tun habe, muss ich kein geistliches Gespräch mit ihnen führen." Vielmehr gehe es dann um das klare Wort.

Der 65-jährige Erzbischof und Rechtsexperte Charles Scicluna ist Vorsitzender der Bischofskonferenz auf Malta und beigeordneter Sekretär im vatikanischen Amt für die Glaubenslehre. Dort ist er für die Bearbeitung von Missbrauchsfällen zuständig.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA