Jean-Claude Hollerich (66), Erzbischof von Luxemburg, gehört unter den Kardinälen zu den bekanntesten Teilnehmern des Konklaves. Das verdankt der polyglotte Jesuit vor allem zwei wichtigen internationalen kirchlichen Ämtern, die er während des Franziskus-Pontifikates innehatte.
Von 2018 bis 2023 war Hollerich als Nachfolger des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE). In dieser Funktion vertrat er die Interessen der Kirche bei der EU und kam mit fast allen wichtigen Kardinälen in Europa zusammen.
Danach machte ihn Franziskus zum Inhalte-Korordinator bei der sogenannten Weltsynode, die 2023 und 2024 mit zwei Versammlungen ihren vorläufigen Abschluss fand. Zusammen mit dem Malteser Mario Grech dirigierte Hollerich umsichtig und geschickt das kirchenhistorisch einmalige Vorhaben, bei dem erstmals auch Frauen über die Zukunft der Kirche mitberaten und abstimmen durften. In dieser Rolle lernte er fast alle Kardinäle der katholischen Weltkirche kennen - und sie ihn.
Sogar Japanisch
Seine einfühlsame und freundliche Art und sein Talent für Sprachen halfen ihm dabei. Hollerich spricht fließend Französisch, Deutsch, Englisch und Luxemburgisch sowie leidlich Spanisch, Portugiesisch, Italienisch - und sogar Japanisch.
Als Dozent an der Sofia-Universität in Tokio (2002-2011) hat der Jesuit nicht nur die Sprachen, sondern auch die Denkweisen des Fernen Ostens kennengelernt und verinnerlicht. Das Sprechen der Bischöfe bei Synoden verglich er später mit dem Sprechen gebildeter Menschen in der japanischen Kultur: Man nennt die Dinge selten beim Namen und spricht dennoch so, dass jeder im Raum versteht, was gemeint ist.
"Allmählich geöffnet"
Seine Entwicklung in theologischen und moralischen Fragen in der Kirche hat Hollerich einmal als eine dynamische beschrieben: Er habe mit konservativen Positionen begonnen und sich dann allmählich geöffnet. Ein Hirte, der im Kontakt mit seiner Herde ist, verändere sich mit ihr, so seine Selbst-Analyse.
Mit einigen Äußerungen zum Thema Frauenweihe oder Homosexuellen-Rechte in der Kirche hat Hollerich sich seitdem ungewöhnlich weit vorgewagt. Ob er das Zeug zum zweiten Papst aus dem Jesuitenorden hat? Als er vom Tod von Papst Franziskus erfahren hat, zeigte er sich tief betroffen. "Ich habe so etwas wie einen Vater verloren, einen Vater im Glauben. Aber ich bin mir sicher, dass ich jetzt einen Fürsprecher im Himmel habe", sagte er im Interview mit DOMRADIO.DE.