Theologin betont Bedeutung des christlich-jüdischen Dialogs

"Mit unseren jüdischen Geschwistern gemeinsam vorangehen"

Christen dürfen sich im Verhältnis zu den Juden nach den Worten der katholischen Theologin Claudia Lücking-Michel "an keiner Stelle" ausruhen. Vielmehr müssten sich Christen als verlässliche und solidarische Partner erweisen.

Kreuz und Kippa / © Harald Oppitz (KNA)
Kreuz und Kippa / © Harald Oppitz ( KNA )

"Wir wollen mit unseren jüdischen Geschwistern gemeinsam vorangehen", sagte die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Mittwochabend auf einer Online-Diskussion des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES) in Berlin. Die Veranstaltung trug den Titel "Christentum und Antisemitismus".

Es brauche Orte des Gesprächs und der Begegnung, wie es beispielsweise im Gesprächskreis "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der Fall sei, betonte Lücking-Michel. Christen müssten sich als verlässliche und solidarische Partner erweisen.

"Große Schuld" und "klare Zeichen"

Gleichwohl gebe es christliche "Rechtsaußen", bei denen durchaus Ressentiments gegenüber Juden zu finden seien. Insgesamt habe in der gemeinsamen Geschichte von Christen und Juden das Christentum "große Schuld" auf sich geladen, sagte die Theologin. Diese lange Geschichte mit Vorwürfen, Legenden, Verfolgungen und Pogromen sei voller Abgründe - stattdessen hätte man Seite an Seite gehen sollen. Heute gebe es durchaus "klare Zeichen", die nicht mehr in Richtung Abstoßung und Kritik an den Juden zielten, sondern "das Gemeinsame stark machen" wollten.

Das ELES ist das Begabtenförderungswerk der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Benannt ist es nach dem Judaisten und Historiker Ernst Ludwig Ehrlich, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Er war trotz NS-Verfolgung eine der treibenden Kräfte im Dialog zwischen Juden und Christen. Er wirkte im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) als Berater von Kardinal Augustin Bea und war an der Vorbereitung der Erklärung "Nostra aetate" beteiligt, in der die katholische Kirche ihr Verhältnis zu den Juden neu bestimmte. Lange war Ehrlich zudem Mitglied des Gesprächskreises "Juden und Christen" des ZdK.


Claudia Lücking-Michel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Claudia Lücking-Michel / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA