Der Trierer Bischof Stephan Ackermann:
Stephan Ackermann (56) ist seit 2009 Bischof von Trier. Für die Bischofskonferenz übt er seit zehn Jahren das Amt des Missbrauchsbeauftragten aus. Eine schwierige Rolle, in der er unterschiedlichsten Seiten gerecht werden muss. Er betont immer wieder, dass der Schutz der Betroffenen wichtiger sei als der Schutz der Institution Kirche. Auch erklärt er, er habe in seinem Amt in "viele Abgründe" schauen müssen, die seinen Blick auf Kirche verändert hätten.
Als Bischof von Trier zeigt Ackermann, dass er in puncto Seelsorge und religiöses Leben bereit ist, neue Wege zu gehen. Die im Bistum nicht unumstrittene Gemeindereform zielt auf flächendeckend neue Strukturen und wurde unter Beteiligung einer Bistumssynode erarbeitet. Mit Blick auf Leitungsformen, Machtteilung und Frauen in Führungspositionen zeigt sich Ackermann offen für Veränderungen. Zugleich befürwortet er den Zölibat und sprach sich mehrfach gegen Weiheämter für Frauen aus.
Ackermann wurde am 20. März 1963 im rheinland-pfälzischen Mayen geboren. Er studierte Theologie in Trier und Rom und wurde 1987 zum Priester geweiht. Von 2006 bis 2009 war er Weihbischof im Bistum Trier, bevor Papst Benedikt XVI. ihn 2009 zum Bischof von Trier ernannte. Seit 2007 leitet er die Liturgiekommission der Bischofskonferenz. Elf Jahre war er Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing:
Als der Limburger Bischof Georg Bätzing (58) im September 2016 die Nachfolge des 2014 zurückgetretenen Franz-Peter Tebartz-van Elst antrat, stand er vor einer schweren Aufgabe. Die Limburger Bischofsresidenz hatte jahrelang für Negativschlagzeilen gesorgt. Vorangegangen war der Skandal um die Verschleierung der Kosten für den rund 31 Millionen Euro teuren Dienst- und Wohnsitz von Tebartz-van Elst. Viele empfanden Tebartz' Amtsführung als autoritär und stellten das System Kirche in Frage.
Bätzing setzte gleich zu Beginn seiner Amtszeit eigene Akzente: Er wohnt eher bescheiden in einem Einfamilienhaus des Bistums. Sein freundlich-einnehmendes Auftreten hat sich der Westerwälder im Amt bewahrt. Er geht auf die Leute zu und spricht ihre Sprache. Abgehobener "Kirchensprech" liegt ihm nicht, und das, obwohl er ein anerkannter Theologe ist. Als Generalvikar des Bistums Trier hatte Bätzing bereits Erfahrung in Personalführung und im Durchstehen von Konflikten gesammelt.
Den katholischen Reformdialog des Synodalen Weges verteidigte Bätzing massiv gegen Kritiker. Dies sei "kein von langer Hand vorbereiteter 'Aufstand' liberaler Kräfte mit dem Ziel, endlich lange angemahnte Veränderungen durchzudrücken", sagte Bätzing. Kritisch äußerte er sich dazu, dass Frauen in der katholischen Kirche von Weiheämtern ausgeschlossen sind. Er verwies dabei auf eine "gesellschaftliche Umgebung, die Frauen und Männer lange schon in ihren Rechten gleichstellt".
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger:
Stephan Burger (57) ist es wichtig, die gesellschaftlichen und religiösen Umbrüche auch als Chance zu begreifen. Statt im Blick auf sinkende Katholikenzahlen und Priestermangel zu resignieren, wirbt er unermüdlich für neue Strukturen, die kreatives religiöses Leben fördern sollen. Auch als Freiburger Erzbischof ist der Schwarzwälder vor allem Seelsorger geblieben.
Im Austausch zwischen Kirche und Gesellschaft scheut der studierte Kirchenrechtler keine Denkverbote. Er sucht den Dialog mit der Basis genauso wie mit den für mehr Beteiligung demonstrierenden Frauengruppen Maria 2.0.
Kurz nach seiner Wahl zum Erzbischof 2014 wurde Burger Beauftragter der Bischöfe für Entwicklungsfragen - und damit Ansprechpartner für die kirchlichen Hilfswerke Misereor und Caritas international. Regelmäßig reist er in Krisengebiete und Entwicklungsstaaten und engagiert sich für humanitäre und soziale Projekte.
Zugleich ist der aus Löffingen stammende Schwarzwälder sehr heimatverbunden. Wichtig ist ihm das Engagement für Umwelt- und Klimaschutz. Auch hier verweist er auf Papst Franziskus. Als erste deutsche Diözese will Freiburg bis 2030 klimaneutral werden. Kirchliche Einrichtungen sollen vor allem fairtrade und regional einkaufen.
Und zu einem Vorreiter hat sich Burger auch im Umgang mit sexuellem Missbrauch entwickelt. Burger steht hier für Transparenz, unabhängige Aufarbeitung und möglichst breitgefächerte Hilfen für Betroffene.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser:
Helmut Dieser (57) steht erst seit etwas mehr als drei Jahren an der Spitze des Bistums Aachen. Der frühere Trierer Weihbischof hat einen breiten Dialogprozess "Heute bei Dir" über die Zukunft des Bistums gestartet. Der Gesprächsprozess "quer zu den bestehenden Zuständigkeiten" war zunächst auf Bedenken der Verbände gestoßen, wird von ihnen aber mittlerweile unterstützt. Inzwischen haben 13 "Teilprozessgruppen" Analysen zu verschiedenen Themen erstellt. Daraus sollen im kommenden Jahr konkrete Handlungsempfehlungen entstehen. Erst im letzten Schritt geht es um strukturelle Fragen wie den künftigen Zuschnitt von Pfarreien.
Dieser verteidigt die verpflichtende Ehelosigkeit katholischer Priester. Die Priesterweihe von Frauen lehnt er mit Hinweis auf die zwölf männlichen Apostel ab: "Es fällt mir schwer zu sagen, das war ein Betriebsunfall." Der Bischof fordert indes eine moraltheologische Neubewertung von Homosexualität und künstlichen Verhütungsmitteln: "Wenn Eltern von drei Kindern ein viertes nicht verantworten können und zu einer künstlichen Methode greifen, müssen wir das differenzierter als bisher wahrnehmen."
Der Fuldaer Bischof Michael Gerber:
Als er im März 2019 sein Amt antrat, war der Fuldaer Bischof Michael Gerber (50) der jüngste Diözesanbischof Deutschlands. "Das war ich auch mal - das geht vorüber", scherzte Kardinal Reinhard Marx bei Gerbers Amtseinführung. Damals zeigte sich Marx beeindruckt von der "Lebendigkeit", "Offenheit" und "geistlichen Tiefe" des neuen Fuldaer Bischofs. Gerber sei ein Bischof, "der Freude ausstrahlt".
Außerdem ragt Gerber schon durch seine Körpergröße von 1,92 Metern aus jeder Gruppe heraus. Der aus dem Schwarzwaldort Oberkirch stammende katholische Geistliche gilt als naturverbunden und unkonventionell. Er wandert und pilgert gern, er kann gut mit der Jugend. Kürzlich hielt er eine Gastvorlesung an der Kinderuni in Fulda, aus der die teilnehmenden Mädchen und Jungs recht begeistert herausgingen.
Theologisch gilt Gerber als eher konservativ. Die Forderung nach Frauen in kirchlichen Weiheämtern hält er für wenig realistisch. Zugleich betont er: "Wir müssen Frauen in der katholischen Kirche stärker als bisher ein Mitsprache- und Entscheidungsrecht einräumen." Als Diözesanbischof legt er Wert darauf, verschiedene Meinungen anzuhören - auch wenn er sie am Ende nicht teilt.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße:
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße (53) ist seit fast fünf Jahren im Amt. Er leitet die flächenmäßig größte Diözese Deutschlands, deren knapp 400.000 Katholiken aber nur eine Minderheit in der Bevölkerung bilden. Der frühere Kölner Generalvikar versucht, nicht zuletzt wegen rückläufiger Finanzmittel seine Ortskirche neu aufzustellen. Nachdem eine Unternehmensberatung eine bilanzielle Überschuldung von rund 80 Millionen Euro feststellte, kündigte Heße Anfang 2018 die Schließung mehrerer katholischer Schulen an. Das rief viele Proteste hervor. Geplant sind weitere schmerzhafte Sparmaßnahmen, etwa bei Immobilien.
Als Flüchtlingsbischof der Bischofskonferenz fordert Heße klare Verfahrenswege für Asylbewerber, bei denen die Rechte des einzelnen Menschen im Mittelpunkt stehen. Wenn aber jemand nicht in einem Land bleiben könne, "muss auch die Rückführung gut geregelt sein". Heße, der Geistlicher Assistent des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist, befürwortet den Reformdialog "Synodaler Weg". Dieser müsse vor allem das in der Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz aufgedeckte "systemische Versagen" der Kirche aufarbeiten. "Zentrale Herausforderungen liegen im Umgang mit Macht und Gewalt in unserer Kirche", so Heße. Geredet werde müsse aber auch über die Sexualmoral, die Form des priesterlichen Lebens in der heutigen Zeit und über Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche.
Der Würzburger Bischof Franz Jung:
Anpackend, kommunikativ und humorvoll - mit diesen Attributen kam Franz Jung vor gut eineinhalb Jahren als neuer Oberhirte nach Würzburg. Schnell wurde klar: In seiner neuen Diözese wartet jede Menge Arbeit. Ein noch vom Vorgänger angestoßener Prozess der Reform der Seelsorgestrukturen braucht neue Impulse. Dazu bereist der 53 Jahre alte Bischof alle Dekanate und hört viel zu. Schnell wird dem gebürtigen Pfälzer dabei klar: Großpfarreien, wie er sie selbst als Generalvikar im Bistum Speyer mit eingeführt hat, passen nicht nach Würzburg.
Ein schweres Erbe ist für Jung die finanzielle Situation in Würzburg. Schon knapp ein halbes Jahr nach der Weihe stimmte er die Katholiken auf einen Sparkurs ein. Außerdem will er mehr Transparenz herstellen, neue Compliance-Standards einführen. Damit macht er sich in seiner Diözese nicht nur Freunde. Innerhalb der Bischofskonferenz dagegen ist sein Organisationstalent gefragt. Der Würzburger Bischof sitzt als Vertreter der Bischöfe im neu geschaffenen Verbandsrat der Diözesen Deutschlands (VDD) und leitet zudem eine Arbeitsgruppe, die neue Standards für die kirchliche Finanzverwaltung ausarbeiten soll.
Konsequent geht Jung beim kirchlichen Dauerthema Missbrauch vor. Nach der Vorstellung der Missbrauchsstudie kündigt er eine umfassende Kooperation mit den Staatsanwaltschaften an. Anwaltskanzlei durchforsten alte Akten nach Hinweisen auf Missbrauch. Und der Bischof sucht immer wieder das persönliche Gespräch mit Betroffenen.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf:
Vor zweieinhalb Jahren trat der rheinische Maurersohn Peter Kohlgraf (52) ein gewaltiges Erbe an: Er folgte als Bischof von Mainz auf Kardinal Karl Lehmann, der fast 33 Jahre Chef der traditionsreichen Diözese und mehr als zwei Jahrzehnte Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war.
Doch der Kölner nahm sich den Druck: "Ein Bischof bleibt ein normaler Mensch, der Hilfe und Weggefährten braucht", sagte er. Und ein Bischof sei "nicht heiliger" als andere. Zuvor hatte er an der Katholischen Hochschule Mainz Theologe gelehrt. Er befasste sich mit Vergeben und Verzeihen in Paarbeziehungen, Notfallseelsorge und Fragen zur Zukunft christlicher Gemeinden vor dem Hintergrund des Priestermangels.
Seine Grundüberzeugung ist Titel einer Veröffentlichung: "Nur eine dienende Kirche dient der Welt". In den ersten Jahren besuchte er alle 20 Dekanate, wobei er sich ungekünstelt und zugänglich zeigte. Beharrlich warb er dabei für eine menschenfreundliche Kirche, in der "lieblose Urteile und Verurteilungen" keinen Platz hätten. Wie Papst Franziskus will Kohlgraf an die Ränder gehen. "Die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, war nie katholisch." In Mainz ist Kohlgraf, der als freundlich und kommunikativ gilt und über sich selbst lachen kann, nicht selten auf dem Fahrrad zu sehen.
Der Passauer Bischof Stefan Oster:
Neben dem Benediktiner Gregor Maria Hanke ist Stefan Oster (54) einer von zwei Ordensmännern auf einem bayerischen Bischofsstuhl. Seit 2014 steht das Mitglied der Salesianer Don Bosco der Diözese Passau vor. Als Gemeinschaft, die sich vor allem um Kinder und Jugendliche kümmert, lag es nahe, ihm in der Bischofskonferenz das Amt des Vorsitzenden der Jugendkommission zu übertragen. Auch in der eigenen Diözese ist er in der Jugendseelsorge aktiv und wohnt im Bischofshaus in einer WG mit jungen Leuten zusammen.
Oster versteht sich als Brückenbauer, der Gräben überwinden helfen möchte, indem er den Menschen Jesus als Freund nahebringen will. Evangelisierung ist deshalb für ihn ein großes Thema. Dafür war er auch schon zu Gast bei der in Augsburg regelmäßig stattfindenden "Mehr"-Konferenz, die als Treffpunkt für charismatisch orientierte Christen gilt. Als gelernter Journalist, der früher beim Hörfunk arbeitete, versteht er sich auf Kommunikation. So ist er auf Facebook unterwegs und hat seinen eigenen Blog.
Doch auch wenn Oster als konservativer Geist gilt und gegenüber dem Synodalen Weg seine Vorbehalte hat, verweigert er sich nicht der Diskussion. Er kann zuhören und debattieren, wobei er einen klaren Standpunkt hat. Oster studierte zunächst Philosophie und Religionswissenschaften, bevor er endgültig auf Theologie umsattelte und Priester wurde. Dass er mit vielen Bällen jonglieren kann, hat er in früheren Zeiten bei Festen mehrmals unter Beweis gestellt.
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck:
Franz-Josef Overbeck (55) leitet seit zehn Jahren das Bistum Essen und damit nur eine kleine Diözese. Doch wegen zahlreicher "Nebenjobs" hat er eine große mediale Präsenz: Er ist katholischer Militärbischof, Sozialbischof, Bischof des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat sowie Vizepräsident der EU-Bischofskommission COMECE.
In der Debatte um Reformen hat er sich ganz weit aus dem Fenster gelehnt: So müsse die Kirche unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse ihre negative Bewertung der Homosexualität korrigieren. Auch hinter das päpstliche Nein zur Priesterweihe von Frauen macht Overbeck ein großes Fragezeichen. Den Zölibat möchte der Bischof grundsätzlich beibehalten. Wo aber Geistliche fehlen, könne er sich verheiratete Priester vorstellen - wie etwa in Lateinamerika.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer:
Rudolf Voderholzer (60) gilt als einer der konservativsten unter Deutschlands Bischöfen. Zum Auftakt des Synodalen Wegs bezweifelte der frühere Professor für Dogmatik, dass die große Studie über sexuellen Missbrauch im katholischen Klerus in Deutschland überhaupt als Grundlage für die innerkirchliche Reformdebatte tauge. Ein kausaler Zusammenhang von Priesterzölibat und Sexualmoral mit dem Missbrauchsgeschehen sei keineswegs wissenschaftlich bewiesen.
In seiner Herangehensweise an das Thema sexualisierte Gewalt in der Kirche sieht sich Voderholzer - Bischof seit 2013 - bestätigt. Heute werde seinem Bistum attestiert, "ein Leuchtturm zu sein in der Aufarbeitungslandschaft Deutschlands". Zum Abschlussbericht über die Übergriffe bei den Regensburger Domspatzen bekannte er, die Opfer nur in Demut um Entschuldigung bitten zu können.
Im November 2019 distanzierte sich Voderholzer von einer Protestaktion konservativer Christen gegen den Papst. Im Internet riefen diese Franziskus damals zu öffentlicher Buße wegen angeblichen Götzendienstes bei der Amazonas-Synode auf. Im Januar wurde der Beitritt Voderholzers zum Kuratorium des Kongresses "Freude am Glauben" bekannt. Die vom konservativen Forum Deutscher Katholiken organisierte Veranstaltung soll 2021 in Regensburg stattfinden.
Voderholzer ist gebürtiger Münchner. Er folgte als Regensburger Bischof auf Gerhard Ludwig Müller, der zwischenzeitlich Präfekt der Römischen Glaubenskongregation war, deren Mitglied Voderholzer ist. Bei Müller studierte Voderholzer, war Assistent an dessen Münchner Dogmatik-Lehrstuhl, bei ihm erwarb er Promotion und Habilitation. Müller machte seinen Schüler 2008 auch zum Gründungsdirektor des Regensburger Instituts, das die Gesammelten Werke von Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. erstellt.
Der Speyrer Bischof Karl-Heinz Wiesemann:
So schnell geht das: Als Karl-Heinz Wiesemann (59) am 2. März 2008 mit gerade einmal 47 als neuer Bischof von Speyer eingeführt wurde, war er Deutschlands jüngster Ortsbischof. Inzwischen gehört er zum dienstältesten Drittel der katholischen Oberhirten.
Unverändert ist, dass Wiesemann bundesweit wenig Schlagzeilen macht. Ihm sind die Debatten in Kirche und Gesellschaft meist "zu laut und zu hysterisch". Er liebt "die nachdenklichen Töne". Der musikalisch Hochbegabte will neu und anders denken, weil er glaubt, dass auch in der Kirche "das Handwerkszeug von früher heute nicht mehr funktioniert". Er dekretiert keine Patentrezepte, sondern sieht sich als Suchender. Wiesemann steht für eine spirituelle und dienende Kirche und will unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen zusammenführen.
So hielt er es als Jugendbischof der Konferenz und so praktizierte er es als Chef der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Seit einigen Jahren leitet er die in der Bischofskonferenz wichtige Glaubenskommission, und beim Synodalen Weg kümmert er sich gemeinsam mit Claudia Lücking-Michel um das Thema Macht. Es klingt inspiriert von der lateinamerikanischen Befreiungstheologie, wenn Wiesemann formuliert: "Wir alle müssen unsere Macht aus dem Evangelium heraus begreifen und als Dienst im Sinn der Option für die Armen verstehen und leben."
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer:
Heiner Wilmer (58) hat in seiner gut eineinhalb jährigen Amtszeit als Bischof von Hildesheim schon viel Aufmerksamkeit erregt - vor allem mit seinen Aussagen zu den Missbrauchsfällen in der Kirche. Der Satz "Der Missbrauch von Macht steckt in der DNA der Kirche" stieß unter seinen Amtsbrüdern nicht nur auf Begeisterung. Wilmer drängt auf Veränderungen - auf eine Neuverteilung von Macht, auf ein größeres Mitspracherecht der Gläubigen oder eine stärkere Rolle der Frauen. Auch beim Zölibat sieht er Reformbedarf, weil viele Priester vereinsamten.
Der gebürtige Emsländer Wilmer verfügt über viel weltkirchliche Erfahrung: Als 19-Jähriger trat er in den Dehonianer-Orden ein - auch bekannt als Herz-Jesu-Priester - und studierte Theologie, Romanistik und Französische Philosophie in Freiburg, Paris und Rom. Als Lehrer unterrichtete er in der New Yorker Bronx und leitete später das ordenseigene Gymnasium in Handrup im Emsland. 2007 wurde er Provinzial der deutschen Ordensprovinz der Dehonianer, bevor er 2015 als Generaloberer mit weltweiter Verantwortung nach Rom wechselte.