Nach jüdischem Kalender fiel der Gründungstag auf den 5. Tag des Monats Ijjar – in diesem Jahr der 26. April, an dem auch die Feiern zum 75. Unabhängigkeitstag stattfanden.
Die Palästinenser hingegen begehen seit 2004 jeweils am 15. Mai den sogenannten Nakba-Tag als Erinnerung an die mit der Gründung Israels verbundene Vertreibung.
Wie entstand der Staat Israel?
Ende des 19. Jahrhunderts entstand als Reaktion auf den wachsenden Antisemitismus in Europa die zionistische Bewegung. Ziel war die Schaffung eines jüdischen Staates. In ersten Einwanderungswellen nach Palästina gekommene europäische Juden wirkten am Aufbau der Kibbutz-Bewegung im Land mit.
In der Balfour-Erklärung von 1917 sicherten die Briten den Juden eine "nationale Heimstätte" in Palästina zu, das nach dem Ersten Weltkrieg unter britische Verwaltung kam. Im November 1947 suchten die UN mit der Resolution 181 den sich verschärfenden Streit um Palästina zu lösen.
Das britische Mandat sollte beendet, je ein jüdischer und ein arabischer Staat geschaffen und Jerusalem unter internationale Kontrolle gestellt werden. Nach dem Rückzug der Briten verlas David Ben Gurion am 14. Mai 1948 die israelische Unabhängigkeitserklärung. Darauf erklärten mehrere arabische Länder Israel den Krieg - in dem sich der junge Staat behaupten konnte.
Welche Rolle spielt das Judentum?
Die Unabhängigkeitserklärung definiert Israel als "jüdischen Staat im Lande Israel" mit dem Anspruch, Juden aus aller Welt offenzustehen. 1950 verabschiedete Israel das sogenannte Rückkehrgesetz, das jedem Juden das Recht auf Einwanderung und Staatsbürgerschaft einräumt.
Israel entwickelte sich daraufhin zum größten jüdischen Siedlungsraum vor den USA. Von weltweit rund 15,3 Millionen Juden leben nach israelischen Angaben knapp 7,15 Millionen in Israel. Sie stellen damit 46 Prozent der jüdischen Weltbevölkerung und 73,5 Prozent der Einwohner des Staates.
Eine Verfassung hat das Land bis heute nicht. Gesetze definieren den Staat als jüdisch und demokratisch und garantieren Religionsfreiheit. Neben dem Judentum sind Christen, Muslime, Drusen und Bahai als Religionsgruppen anerkannt. Das 2018 verabschiedete sogenannte "Nationalitätengesetz" definiert Israel als jüdischen Nationalstaat und beschränkt das Recht auf nationale Selbstbestimmung auf jüdische Israelis. Gegner des Gesetzes sehen darin eine Diskriminierung von Nichtjuden.
Welche Rolle spielt die arabische Minderheit?
2,05 Millionen der Bewohner sind Araber (21 Prozent), einschließlich arabischer Bewohner Ostjerusalems und der von Israel besetzten Golanhöhen. Die überwältigende Mehrheit von ihnen sind Muslime. Mit rund 150.000 sind die Drusen die zweitstärkste arabische Minderheit im Land.
Ende 2022 waren nach israelischen Angaben 1,9 Prozent der Bevölkerung Christen (182.000), davon gut drei Viertel arabische Christen. Ein Sonderfall sind die rund 350.000 arabischen Bewohner Ostjerusalems, die einen Status als "ständige Einwohner" haben, der nicht der Staatsbürgerschaft entspricht.
Ihre Minderheitenrolle und der palästinensisch-israelische Konflikt verstärken bei vielen arabischen Israelis das Gefühl einer doppelten Identität: Politisch und rechtlich Bürger Israels, fühlen sie sich kulturell und national als Palästinenser. Dem Gesetz nach sind arabische Israelis gleichberechtigte Staatsbürger. Im Parlament sind sie derzeit mit zwei Parteien und insgesamt neun von 120 Abgeordneten vertreten.
Viele arabische Israelis sehen sich als Bürger zweiter Klasse. So hat sich etwa der Anteil von arabischem Landbesitz erheblich verringert, unter anderem durch staatliche Enteignungen, aber auch durch Schwierigkeiten für arabische Bürger, israelisches Land zu erwerben. Gleichzeitig hat sich in anderen Bereichen der Graben zwischen jüdischen und arabischen Israelis verringert. Die arabische Geburtenrate liegt inzwischen unter der jüdischen, die Zahl berufstätiger arabischer Frauen nimmt zu und auch der Bildungsstand hat sich erhöht.
Worum geht es im Konflikt Israels mit den Palästinensern?
Es geht um Land und territoriale Autonomie, das Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge sowie den Status von Jerusalem. Die Nutzung und Verwaltung von Ressourcen wie Wasser ist ein weiterer Aspekt. International gilt eine Zwei-Staaten-Lösung mit der Errichtung eines souveränen palästinensischen Staates als einzige Lösung. Dessen Grenzen sollen sich bei möglichen Gebietstauschen an der sogenannten Grünen Linie von 1967 orientieren.
Der anhaltende israelische Siedlungsbau führt jedoch zu einer territorialen Zerstückelung eines künftigen palästinensischen Staates. Ungelöst ist auch die Jerusalem-Frage. Während Israel die Stadt als "ewige und ungeteilte Hauptstadt" beansprucht, reklamieren die Palästinenser den Ostteil der Stadt als ihre Hauptstadt. Völkerrechtlich ist der Status ungeklärt.
Die meisten Staaten sowie die Vereinten Nationen erkennen die israelische Souveränität über den Osten der Stadt nicht an. Die im Dezember 2017 von US-Präsident Donald Trump ausgesprochene Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt sorgte für scharfe Kritik.
Wie geht es weiter?
Der Friedensprozess gilt als festgefahren. Konkrete Bemühungen um eine Wiederaufnahme der Gespräche zeichnen sich nicht ab. Der Rückhalt für eine Zwei-Staaten-Lösung scheint sowohl auf israelischer wie palästinensischer Seite zu schwinden.
Mit der gegenwärtigen israelischen Regierung, die als rechteste Regierung des Landes seit seiner Gründung gilt, haben sich die Spannungen weiter verschärft. Auf palästinensischer Seite bremst die Spaltung zwischen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und der das Westjordanland regierenden Autonomiebehörde den Friedensprozess. Im April 2021 sagte der palästinensische Präsident die für Mai 2021 angesetzten, ersten demokratischen Wahl seit 15 Jahren ab.