Adveniat warnt Lateinamerika vor schwierigen Zeiten wegen Trump

"Es wird für alle schwieriger, die für Menschenrechte einstehen"

Donald Trump könnte mit seiner Rückkehr in die Politik die Beziehungen zu Lateinamerika erneut belasten. Pater Martin Maier von Adveniat spricht über Trumps Rhetorik, die Folgen für Migration und den Einfluss auf soziale Projekte.

Autor/in:
Tobias Fricke
Der Sieg Donald Trumps löst bei einigen auch Ängste aus / © Gabrielle Lurie (dpa)
Der Sieg Donald Trumps löst bei einigen auch Ängste aus / © Gabrielle Lurie ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Umbenennung des Golfs von Mexiko und die Kontrolle über den Panamakanal. Ist das viel Getöse um nichts oder nehmen Sie das ernst? 

Martin Maier / © Julia Steinbrecht (KNA)
Martin Maier / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Pater Martin Maier SJ (Hauptgeschäftsführer von Adveniat): Ich sehe das zuerst mal als verbales Getöse. Trump bedient damit seine Anhänger. Die Aussagen zum Panamakanal sind auf einer wahlkampfähnlichen Veranstaltung gefallen. Ich glaube, das ist ein Ablenkungsmanöver, weil morgen das Strafmaß im Schweigegeld-Prozess gegen Trump verkündet werden soll, in dem er wegen Falschaussage verurteilt wurde.

Es gab eine klare Stellungnahme von der Präsidentin von Mexiko. Sie sagte, dass sie den Süden der USA auch einfach mexikanisches Amerika nennen könne. Der Präsident von Panama hat deutlich gemacht, dass es keine Verhandlungsgrundlage über eine Zukunft des Panamakanals unter Kontrolle der Vereinigten Staaten von Amerika gibt.

DOMRADIO.DE: Anderes Thema: Migration. Da wird Trump den Druck vor allem auf Mexiko und Zentralamerika massiv erhöhen, so wie es auch in seiner ersten Amtszeit war. Welche Folgen erwarten Sie bei dem Thema? 

Maier: Da gibt es tatsächlich die Befürchtung, dass er undokumentierte Migranten massiv ausweisen wird. Aber auch das stellt ihn vor Herausforderungen, die sicher nicht einfach zu bewältigen sind. Einerseits sind sie die Arbeitskräfte, die in den USA benötigt werden, andererseits möchte er die Grenze zu Mexiko dichtmachen. Da gab es schon im November mit der Präsidentin Mexikos Sheinbaum ein Telefongespräch. Dabei ist deutlich geworden, dass es sehr unterschiedliche Interpretationen gegeben hat, was in diesem Telefongespräch besprochen wurde.

Martin Maier

"Er hat den Sozialstaat in Argentinien mit seinem Wahlkampfsymbol, einer Kettensäge, beschnitten."

DOMRADIO.DE: Wir müssen über den argentinischen Präsidenten Javier Milei sprechen. Der betreibt eine radikal libertäre Politik. Er ist gegen Klimaschutz und Minderheitenrechte. Vor allem die Sozialprogramme seines Landes hat er mächtig beschnitten. Hat Milei mit Trump in Washington jetzt einen Verbündeten?

Maier: Milei hat zuerst einmal über den Sieg von Donald Trump gejubelt. Er war auch bei der Siegesfeier in Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida. Er hat den Sozialstaat in Argentinien mit seinem Wahlkampfsymbol, der Kettensäge, beschnitten. Mit dem Ergebnis, dass die Armutsrate in Argentinien von 46 auf 57 Prozent angestiegen ist. In Trump sieht er einen Verbündeten, vor allem aber in seiner ultrarechten Kulturkampf-Agenda.

DOMRADIO.DE: Es gibt drei linke Diktaturen in Lateinamerika: Kuba, Venezuela und Nicaragua. Vor allem Nicaragua verschärft seit Jahren seine Maßnahmen gegen die Kirche. Gläubige werden bespitzelt, Priester und Bischöfe verhaftet oder ausgewiesen. Könnte unter Trump Diktator Ortega möglicherweise ins Wanken geraten? 

Maier: In Nicaragua gibt es eine Verfolgung der Kirche. Einige Priester sitzen im Gefängnis, andere Priester und Bischöfe wurden ausgewiesen. Aber Nicaragua hat für die USA keine große Bedeutung. Von daher rechne ich auch nicht damit, dass Trump sich um Nicaragua kümmern wird.

Martin Maier

"Wir können die Voraussetzungen für Demokratie schaffen."

DOMRADIO.DE: Sie von Adveniat unterstützen zahlreiche Hilfsprojekte auf dem gesamten lateinamerikanischen Kontinent, die sich naturgemäß an die Benachteiligten und Ärmsten richten. Wie blicken Sie auf die kommenden vier Jahre unter Trump? 

Maier: Es wird sicher für alle schwieriger werden, die für Menschenrechte in Lateinamerika eintreten; die sich für den Schutz der Umwelt, besonders in Amazonien engagieren; die für die Demokratie einstehen. Genau da setzen viele Projekte von Adveniat an. Wir können uns nicht unmittelbar in die Politik einmischen, aber wir können die Voraussetzungen für Demokratie schaffen. Dafür ist Bildung wichtig. Dafür ist die kirchliche Medienarbeit wichtig und die Friedensinitiativen, besonders in Kolumbien. Das werden die Felder sein, auf denen wir auch in Zukunft Schwerpunkte setzen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Adveniat

Adveniat ist das Hilfswerk der deutschen Katholiken für die Kirche Lateinamerikas. Der Name leitet sich ab von der lateinischen Vaterunser-Bitte "Adveniat regnum tuum" ("Dein Reich komme"). 

Bischöfliche Aktion Adveniat e. V. (Adveniat)
Bischöfliche Aktion Adveniat e. V. / ( Adveniat )
Quelle:
DR