Bischof Fürst sagte im Gottesdienst, das Motto "leben teilen" heiße auch, sich für gegenseitigen Respekt und einen achtsamen Umgang mit der Schöpfung einzusetzen.
In den Fürbitten wurde unter anderem für die Toten des Amoklaufs in Texas gebetet sowie für Opfer von sexualisierter Gewalt und von Kriegen. Eine Ordensfrau trug in ukrainischer Sprache eine Bitte für die Menschen in der Ukraine vor, "deren Leben durch Krieg gekennzeichnet ist".
Fürst sagte weiter, von dem bis Sonntag dauernden Treffen solle ein Signal des Friedens in die Ukraine und alle Krisenherde der Welt ausgehen. Der Impuls zur Veränderung liege immer "direkt rechts und links neben uns".
Bundespräsident wirbt für Reformen
An der Zeremonie bei windigem Wetter nahm auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil, der anschließend auf der Kirchenmeile das Gespräch mit Missbrauchsbetroffenen und katholischen Reformkräften suchte.
"Unsere Gesellschaft braucht eine starke Kirche, die relevant ist. Deshalb hoffe ich, dass Sie in ihren Anstrengungen für Kirchenreformen vorankommen", sagte Steinmeier am zweiten Tag seines Besuchs in Stuttgart. Er ist Mitglied der evangelischen Kirche und betonte, dass er vor einem halben Jahr im Gespräch mit Papst Franziskus in Rom für den Synodalen Weg geworben habe.
Bewegt zeigte sich Steinmeier von den Berichten Stuttgarter Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger. "Sie leisten eine unglaublich wichtige Arbeit. Und ich hoffe, dass Sie nach zwei Jahren Corona-Pandemie auch selbst noch genügend Kraft haben."
Gottesdienst auf dem Schlossplatz
In Anspielung auf den heiligen Martin, der der Legende nach vor 1.700 Jahren seinen Mantel mit einem Bettler teilte, wurde ein 240 Quadratmeter großer Mantel präsentiert. Auf rund 1.100 Stoffstücken hatten sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit dem Leitwort des Katholikentags auseinandergesetzt.
An dem Gottesdienst auf dem Schlossplatz im Herzen der baden-württembergischen Landeshauptstadt nahmen auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Landtagspräsidentin Muhterem Aras sowie die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, teil. Das ZdK ist Veranstalter der Katholikentage.
Debatte von Bischof Bätzing mit Kevin Kühnert
Am Mittag nahm das Christentreffen seine inhaltliche Arbeit auf. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und Bischof Georg Bätzing debattieren über die Frage "Wer braucht noch die Kirche?". Außerdem steht eine Diskussionen mit Steinmeier zu "Klimakrise, Pandemie und Krieg" auf dem Programm.
Krieg und Frieden großes Thema
Das Thema Krieg und Frieden soll am Freitag ein Schwerpunkt werden. Für Freitagmittag ist eine Friedenskundgebung geplant, parallel sollen in allen katholischen Kirchen der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Glocken läuten. Die Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine ist immer wieder Thema. Bei der Eröffnungsfeier war die Bühne in den ukrainischen Landesfarben Blau und Gelb geschmückt.
Der russische Angriffskrieg könnte sich nach Einschätzung des Ukrainischen Weltkongresses noch lange hinziehen. Derzeit erlebe das Land starke Vorstöße russischer Truppen im Osten und Süden, sagte der Leiter des Büros für die Koordinierung humanitärer Initiativen des Weltkongresses, Andrij Waskowycz, vor Journalisten in Stuttgart.
Zugleich sprach sich der ehemalige Caritas-Präsident der Ukraine eindringlich für die Lieferung schwerer Waffen aus. "Die Ukraine kämpft um ihr Überleben", so Waskowycz. "Russland möchte diesen Staat zerstören." Deswegen sei ein Nachgeben für die Ukraine keine Option.