Bedeutung der neuen Corona-Lockerungen für die Kirche

"Chance, Gemeindeleben wieder hochzufahren"

Haben die schrittweise Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen Auswirkungen auf Gottesdienste und Gemeindeleben? Antonius Hamers, Leiter des katholischen Büros NRW, ordnet die Situation ein. Und setzt Hoffnungen in den „Freedom Day“.

3G in Gottesdiensten / © Heide Pinkall (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Schon vor der heutigen Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten war klar, dass es Lockerungen geben würde. Wie beeinflusst das die Corona-Pläne der Kirchen – zum Beispiel mit Blick auf die Maskenpflicht?

Dr. Antonius Hamers (Leiter des Katholischen Büros NRW): Wir haben uns bislang immer an einem Schutzniveau orientiert, das die Coronaschutzverordnung in Nordrhein-Westfalen vorgegeben hat. Und das warte ich jetzt erst mal ab, wie die Coronaschutzverordnung verändert wird.

Für uns ist wichtig, dass in den Kirchen weiterhin auch gesungen werden kann und insofern kann es durchaus sein, dass empfohlen ist, weiter eine Maske zu tragen, wenn denn gesungen wird. Das gehört für uns zur Liturgie mit dazu und ist unverzichtbar. Insofern müssen wir da jetzt schauen.

Und es ist natürlich so: Wir haben große Kirchen wie den Kölner Dom, wir haben aber auch kleine Dorfkirchen, auf die das jetzt so nicht zutrifft. Und dann muss man eben von Ort zu Ort schauen, ob man vielleicht an einigen Stellen, zumindest wenn nicht gesungen wird, auf die Maske verzichten kann. Vielfach ist es allerdings auch so, dass die Leute ein Sicherheitsbedürfnis haben und insofern ganz gerne Maske tragen, um dann gemeinsam Gottesdienst zu feiern und gemeinsam singen zu können.

DOMRADIO.DE: Wir schauen uns auch noch mal die anderen Lockerungen an, die wahrscheinlich ab dem 4. März gelten sollen: Im Einzelhandel fallen alle Maßnahmen, außer die Maskenpflicht und für die Gastro gilt wieder 3G. Jeder kann theoretisch in diesen beiden Bereichen wieder alles machen. Was wird das für die Kirchen bedeuten, die ja immer in eigenem Ermessen die Regelungen festlegen?

Antonius Hamers / © Nicole Cronauge (Katholisches Büro NRW)

Hamers: Im eigenen Ermessen aber eben immer orientiert am Schutzniveau der Coronaschutzverordnung. So haben wir das in Nordrhein-Westfalen mit der Staatskanzlei vereinbart. Und 3G, 2G haben wir sowieso nur bei großen Gottesdiensten gemacht bzw. bei Gottesdiensten, bei denen davon auszugehen war, dass die Plätze alle nachgefragt sind. Also nehmen Sie jetzt sogenannte Kasualien – Beerdigungen, Hochzeiten, etc. – insofern ändert sich da für den normalen Gottesdienst für uns an der Stelle wenig.

DOMRADIO.DE: Die Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Genesene zumindest fallen bald schon komplett. Bisher durfte man sich unter 2G mit maximal zehn Menschen treffen. Für viele Menschen dürfte das wichtiger sein als Shoppen oder Restaurantbesuche, auch was zum Beispiel das Gemeindeleben angeht.

Hamers: Genau das ist der Fall. Es ist so: Gottesdienste sind natürlich wichtig und sind ein ganz wichtiger Aspekt von gemeindlichem Leben, aber es ist eben nicht der einzige Aspekt. Sondern gemeindliches Leben besteht ja auch darin, dass Menschen sich treffen, sei es zum Kaffeetrinken, zu Vorträgen, zu Bibelgesprächen und was auch immer. Insofern begrüße ich das sehr, dass es da wieder zu Lockerungen kommt und dass Menschen wieder zusammenkommen können, weil dieser soziale Austausch auch im religiösen Kontext, auch in der Gemeinde, ein ganz wichtiger Aspekt ist.

Darunter leiden viele Gemeinden unendlich, dass das gesamte gemeindliche Leben oder vieles am gemeindlichen Leben im Moment darniederliegt. Und da erhoffe ich mir, dass die Gemeinden diese Chance nutzen, um dann das gemeindliche Leben neben dem Gottesdienst wieder hochzufahren.

Jugendarbeit hat immer gut funktioniert, aber das übrige gemeindliche Leben, was ja auch dazugehört, da liegt noch vieles im Argen. Da hoffe ich, dass das wieder gut in Fahrt kommt.

DOMRADIO.DE: Der 20. März soll so was wie der deutsche "Freedom Day" sein. Wie schätzen Sie denn diesen "Freedom Day" für alle ein, der ja jetzt auch noch ein gutes Stück in der Zukunft liegt?

Hamers: Ich hoffe, dass das ein wichtiges Signal ist für die Menschen, wieder Mut und Zuversicht zu fassen. Und bei aller Verantwortung und bei aller Achtsamkeit eben auch gesellschaftliches Leben wieder hochzufahren.

Aber es ist so: Die Situation ist von Region zu Region zum Teil sehr unterschiedlich, sodass ich der Meinung bin, dass es immer gut ist, wenn die meisten Regeln oder wenn einige Regeln zumindest auf der Landesebene getroffen werden und nicht alles über einen Leisten geschlagen wird, das halte ich für sehr wichtig.

Und ich hoffe, dass dieser "Freedom Day", dieser "Freiheitstag" auch nachhaltig ist. Und nachhaltig ist er nur dann, wenn wir eine neue Welle vermeiden können. Eine neue Welle können wir nur dann vermeiden, wenn sich möglichst viele Leute impfen lassen. Das auch noch mal der deutliche Appell, das zu tun.

Das Interview führte Michelle Olion.

Aufhebung von Corona-Einschränkungen im "Dreischritt"

Im "Dreischritt" sollen in Deutschland die Corona-Einschränkungen fallen: Bund und Länder haben sich am Mittwoch auf einen Fahrplan für eine schrittweise Rücknahme der Maßnahmen bis zum Frühlingsanfang geeinigt. Damit gilt ab dem 20. März ein Großteil der Regeln nicht mehr. Der Lockerungsplan beruht auf Empfehlungen des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, umsetzen müssen ihn die Bundesländer. Die wichtigsten Beschlüsse:

Eine FFP2-Maske / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine FFP2-Maske / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR
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