Das schreibt der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die Seelsorge für Menschen mit Behinderung, der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke, in einem am Donnerstag in Bonn vorgelegten Brief.
Er richtet sich an Katholiken mit Behinderung, Angehörige und alle, die sich um Menschen mit Behinderung sorgen. Anlass ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
Physische und psychische Belastungen
Während sich viele Menschen nach vielen Monaten der Corona-Pandemie derzeit über wiedergewonnene "Selbstverständlichkeiten des Alltags" freuten, sei die Lage in den Einrichtungen der Behindertenhilfe besorgniserregend, betont Hauke: "Seien es Vor- und Mehrfacherkrankungen, die eine potenzielle Ansteckung weiterhin zu einem Risiko für Leib und Leben werden lassen, oder auch das Gefühl der Angst - gerade in Zeiten eines Krieges, der sich unweit von uns abspielt -, das vielen Bewohnerinnen und Bewohnern schwer auf der Seele lastet".
Mitarbeiter kritisieren Fachkräftemangel
Viele engagierte Mitarbeiter der Behindertenhilfe hätten mittlerweile "entkräftet" aufgegeben, so der Weihbischof. "Sowohl Beschäftigte als auch Verantwortliche in der Behindertenhilfe beklagen spätestens seit Ausbruch der Pandemie einen Fachkräftemangel." Hauke plädiert insgesamt dafür hinzuhören, "auch wenn die Stimmen leise sein mögen. Ins Gespräch kommen, auch wenn die Umstände erschwerend sind. Und nach den Bedürfnissen fragen, die Menschen mit Behinderung äußern."
Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung findet jährlich am 5. Mai statt. Ziel des Tages ist es, die für eine Gleichstellung behinderter Menschen erforderliche rechtliche Grundlage zu schaffen. Das diesjährige Motto lautet: "Tempo machen für Inklusion - barrierefrei zum Ziel!".