Bonifatiuswerk enthüllt Altarbild in Corvey bei Gottesdienst

"Ein Fenster mit Blick in die Ewigkeit"

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges fehlte in der ehemaligen Abteikirche im Weltkulturerbe Corvey ein Altarbild. Nun hängt dort ein neues Werk, “damit der Krieg nicht das letzte Wort hat”, so Monsignore Georg Austen vom Bonifatiuswerk.

Autor/in:
Tobias Fricke

DOMRADIO.DE: In Corvey haben Sie in einem festlichen Rahmen einen Gottesdienst gefeiert. Auch viele Gästen aus Skandinavien waren dabei, oder?

Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken): Ja, es war uns wichtig. Zum einen haben wir ein Jugend-Vernetzungstreffen, bei dem wir uns fragen, wo wir heute stehen. Wie können wir heute das Evangelium auch in ziemlich säkulare Länder und Welten leben und weitergeben?

Wir hatten Botschafter aus Schweden, aber auch aus dem Baltikum sowie viele Gäste aus Kultur und Politik, die Vorsitzenden der Nordischen und der Lettischen Bischofskonferenz zu Gast. Wir hatten insgesamt einen beeindruckenden Gottesdienst in der ehemaligen Benediktinerabtei. 

Für die Bildenthüllung in der Pfarrkirche waren viele Gäste gekommen / © Theresa Meier/Bonifatiuswerk
Für die Bildenthüllung in der Pfarrkirche waren viele Gäste gekommen / © Theresa Meier/Bonifatiuswerk

DOMRADIO.DE: Das ist ein wunderschöner Ort und Rahmen, aber es gibt noch mehr Gründe, warum Sie sich die Benediktinerabtei ausgesucht haben, oder?

Austen: Im Grunde kann man sagen, sind wir an den Ursprungsort zurückgegangen. Im 9. Jahrhundert lebte und wirkte dort der Heilige Ansgar aus Corbie. Von dort aus hat sich das Evangelium in den Norden und auch in Skandinavien verbreitet.

Es war uns einerseits wichtig, Herkunft und Zukunft zu sehen und uns dessen zu vergewissern. Aber wichtig war auch, mit allen Menschen zu sehen, wo wir heute als Weltkirche stehen. Was macht uns heute aus? Wie möchten wir das Evangelium in die heutige Welt transferieren? Und wie können wir heute die Welt so gestalten, dass Menschen den Mehrwert des Glaubens erkennen, aber auch über die Kirche hinaus sehen, wie wir gemeinsam im europäischen Kontext miteinander leben können? 

Monsignore Georg Austen

"Das ist das Besondere in der barocken Ausstattung, dass man so ein rotierendes Altarbild hat, das immer wieder zu den verschiedenen Jahreszeiten ausgetauscht wird."

DOMRADIO.DE: Was macht denn heute die Hilfe des Bonifatiuswerks aus und welche Leuchtturmprojekte konnten dadurch entstehen? 

Austen: Wir haben verschiedene Leuchtturmprojekte, zum Beispiel das neue Kloster, das in Munkeby (Norwegen, Anm. d. Red.) entstanden ist. In Trondheim gibt es die neue Kirche mit dem Pfarrzentrum. In allen nordischen Ländern bieten wir neben der Bauhilfe auch sehr viel Unterstützung in der katechetischen Arbeit, in der Glaubensbildung, aber auch in der karitativen Arbeit oder in Verkehrshilfe an.

Es ist uns wichtig, dort die Menschen zu unterstützen, aber vor allen Dingen auch in einen Austausch zu kommen. Was können wir voneinander lernen und was können wir auch miteinander lernen, als Weltkirche zu leben? 

Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, mit dem Künstler Thomas Jessen vor dem neuen Hochaltarbild / © Theresa Meier/Bonifatiuswerk
Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, mit dem Künstler Thomas Jessen vor dem neuen Hochaltarbild / © Theresa Meier/Bonifatiuswerk

DOMRADIO.DE: Das Altarbild im Kloster Corvey ist nicht dauerhaft, sondern auswechselbar. Was bedeutet das? 

Austen: Das ist das Besondere in der barocken Ausstattung, dass man so ein rotierendes Altarbild hat, das immer wieder zu den verschiedenen Jahreszeiten ausgetauscht wird. Das Osterbild ist in den letzten Kriegsmonaten (des Zweiten Weltkrieges, Anm. d. Red) zerstört worden. Es war völlig zerfetzt.

Die deutschen Truppen haben an der Weser noch eine Brücke gesprengt und die Detonation hat dafür gesorgt, dass das Bild völlig zerstört worden ist. Es fehlte der Gemeinde und auch der Kirche natürlich seit dieser Zeit. 

DOMRADIO.DE: Sie haben sich dafür stark gemacht, dass es jetzt ein neues Bild gibt. 

Austen: Ja, es ist für uns einerseits ein Zeichen der Versöhnung, aber auch der Hoffnung. Ostern ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Glaubens, dass eben nicht der Tod, nicht die Ungerechtigkeit, nicht der Krieg das letzte Wort hat. Das war uns wichtig, mit der Gemeinde dafür zu sorgen, dass dieses Bild an diesem imposanten und geistlichen Ort mit unserer Osterbotschaft neu im Altar einen Platz finden kann. 

Monsignore Georg Austen

"Es ist für uns einerseits ein Zeichen der Versöhnung, aber auch der Hoffnung."

DOMRADIO.DE: Am Mittwoch hat der Künstler dieses neuen Osterbildes sein Werk erklärt. Sie haben gesagt, dass es zerfetzt wurde. Hat der Künstler das Original nachgemalt oder etwas komplett Neues erschaffen? 

Austen: Nein, es gibt gar keine Aufzeichnungen mehr. Der Künstler hat ein neues Bild gemalt, über vier Meter hoch. Es war eine große Herausforderung. Es musste sich einerseits in diese barocke Altarkomposition einpassen, aber es sollte auch das Neue zu sehen sein. Das Werk ist von heute, es sind auch Gesichter von heute neu zu sehen.

Es ist quasi ein Fenster mit dem Blick in die Ewigkeit, wo Jesus in verschiedenen Komponenten zu sehen ist, fast so wie am See von Tiberias. Die drei Frauen, die auf dem Weg zum Grabe sind, sind zu sehen. Es ist das Osterlamm als Symbol zu sehen. Es ist auch ein bunter Osterstrauß zu sehen.

Jeder muss es natürlich selbst interpretieren, einen Zugang dazu finden, wie dieses Bild auf ihn wirkt und auch in die Gemeinde hinein wirkt. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

Das Bonifatiuswerk wurde 1849 in Regensburg bei der dritten Generalversammlung der Katholischen Vereine Deutschlands – einem Vorläufer der heutigen Katholikentage – als „Bonifacius-Verein für die kirchliche Mission in Deutschland“ gegründet. Namensgeber ist der als Apostel der Deutschen geltende heilige Bonifatius (672/675-754).

Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken (KNA)
Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken ( KNA )
Quelle:
DR