DOMRADIO.DE: Ein Münster soll Heimat für junge Menschen werden. Gar nicht so leicht, wenn man bedenkt, dass gerade junge Menschen der Kirche oft den Rücken zukehren. Sie fühlen sich nicht mehr angesprochen. Kann so ein Jugendfestival da entgegenwirken?
Dr. Christian Jasper (Bonner Stadtjugendseelsorger): Die jungen Leute nehmen auf jeden Fall sehr aufmerksam wahr, dass sie ganz explizit in unserem Programm wirklich vorkommen. Es gibt eben nicht nur feierliche Gottesdienste und hochkarätige Kunstausstellungen, sondern auch dieses Festival-Wochenende, was junge Leute einladen soll. Und das kommt zunächst mal positiv an.
DOMRADIO.DE: Schauen wir mal auf die Programmpunkte für das Festival. Das hat die Katholische Jugendagentur Bonn gemeinsam mit der Stadtjugendseelsorge und der Münsterpfarrei auf die Beine gestellt. Was wird da geboten?
Jasper: Am Samstagmorgen fangen wir zunächst mit Workshops an. Die richten sich an Firmbewerberinnen und Firmbewerber, an Jugendgruppenleiter, aber auch sonst an interessierte junge Menschen. Es gibt kreative Schwerpunkte, Sportliches, Glaubensgespräche und eine breite Mischung.
Um 18 Uhr feiern wir dann die erste große Jugendmesse im Bonner Münster und kommen dann also auch in die frisch sanierte Basilika. Danach gibt es wiederum ein Konzert, was noch mal ganz anders junge Leute ansprechen soll. Und man kann auch die ganze Nacht im Bonner Münster verbringen.
DOMRADIO.DE: Wie sind die Formate denn speziell auf Jugendliche zugeschnitten? Was muss man auch in der Vorbereitung vielleicht beachten, damit ein Gottesdienst oder ein Gebet die Menschen in ihrer Lebensrealität abholt?
Jasper: Musik ist sicherlich ein ganz wichtiger Faktor, mit dem man viel ausdrücken kann, an welche Zielgruppe man sich denn wendet und bei dem auch die Sprache eine besondere Rolle spielt. Ich glaube, es ist allen bewusst, dass es in dieser Zeit nicht mehr selbstverständlich ist, zur Kirche zu gehen, sich für diese Themen zu interessieren.
Und da muss man - glaube ich - nächst mal gut zuhören. Was sind denn die Themen, die junge Leute beschäftigen? Wir versuchen da immer auch eine große Offenheit zu haben, dass nicht alles fertig durchstrukturiert ist, sondern junge Leute möglichst früh auch schon in der Planung mit einbezogen worden sind.
DOMRADIO.DE: Es wird musikalisch auch ein Highlight geben. Es kommt sogar ein Star, nämlich der Singer-Songwriter Samuel Rösch. Wie kam es dazu?
Jasper: Wir haben uns überlegt, was man denn schönes musikalisches im Münster machen kann, was für junge Leute attraktiv sein könnte und was gleichzeitig eine gewisse Brücke zum Kirchenraum herstellt, den wir jetzt ja nicht nur als Konzertraum nutzen wollen.
Samuel Rösch, der 2018 "The Voice of Germany" gewonnen und damals ein Millionenpublikum begeistert hat, sodass er, glaube ich, eine gewisse Anziehungskraft hat, wird singen. Gleichzeitig sagt er sehr bewusst, dass er in seiner Musik auch Lebensfragen und Glaubensfragen verarbeitet.
DOMRADIO.DE: Am Sonntag ist das Jugendfestival dann noch lange nicht vorbei. Sie holen ein Stück Taizé nach Bonn.
Jasper: Um 17 Uhr laden wir zum großen Taizégebet als "Nacht der Lichter". Die etwas Älteren unter uns haben immer noch den Weltjugendtag 2005 vor Augen, als das Bonner Münster mit hunderten jungen Menschen gefüllt war, die zum Taizégebet dort waren.
An diese Tradition möchten wir gerne anknüpfen, zumal das Münster jetzt noch ohne Kirchenbänke ausgestattet ist und damit die Gelegenheit bietet, dass man wie in Taizé auf Teppichen auf dem Boden sitzend beten kann. Ich glaube, das wird sehr, sehr schön.
DOMRADIO.DE: Das Jugendfestival ist Auftakt für eine ganze Reihe, die speziell junge Menschen mehr ansprechen will. Wie geht es in Zukunft weiter?
Jasper: Die Stadtjugendseelsorge wird in der Stadt Bonn ein bisschen umziehen und direkt am Bonner Münster in der Fußgängerzone einen Raum bekommen, der wiederum auch für junge Leute ausdrücklich gestaltet wird. So soll deutlich werden, dass unmittelbar in der Stadt am Münster junge Leute willkommen sind.
Fester Programmpunkt ist auf jeden Fall die Messe am Sonntagabend. Ab diesem Wochenende laden wir immer um 18 Uhr zur Messe ins Münster ein, wo Jugendliche, junge erwachsene Studenten ganz besonders willkommen sind.
DOMRADIO.DE: Finden sich da Leute, die das in Zukunft weiterführen und vorbereiten?
Jasper: Wir machen jetzt keinen gänzlichen Neustart, sondern nehmen auch manche mit, die schon jetzt kommen und hoffen aber, dass sich immer wieder auch neue Menschen ansprechen lassen.
DOMRADIO.DE: Was noch geklärt werden muss für dieses Wochenende: Wie sind die Corona-Regeln?
Jasper: Natürlich hätten wir uns ein möglichst ausgelassenes Festival gewünscht. Da mussten wir jetzt manche Abstriche machen. Aber für die Gottesdienste gelten jeweils die 3G-Bedingungen, für Konzerte und Freizeitsachen 2G-Regelungen. Unter diesen Bedingungen mit Maske und ein bisschen Abstand kann man, glaube ich, gut und verantwortlich zusammenkommen.
Das Interview führte Katharina Geiger.