Damian de Veuster kümmerte sich todesmutig um Leprakranke

Tod auf der Insel der Aussätzigen

Heilige scheinen als Glaubensvorbilder unerreichbar und aus einer anderen Zeit zu stammen. Dabei inspirieren sie noch immer. In jedem Monat stellen wir Glaubenspersönlichkeiten vor, im April: Damian de Veuster.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Hafen von Kalaeloa - Moloka'i, Hawaii / © P1 Images (shutterstock)

Am 15. April 1889 starb ein Heiliger, über den der damalige US-Präsident Barack Obama zu seiner Heiligsprechung im Jahr 2009 sagte: "Er hat den Stimmlosen eine Stimme gegeben."  Die Rede ist von Damian de Veuster, der 1840 in Belgien geboren wurde und 1889 auf einer der Hawaii-Inseln an Lepra starb. 

Der Belgier wurde als siebtes Kind einer Bauernfamilie geboren und fasste während einer Volksmission der Redemptoristen mit 18 Jahren den Entschluss, in einen Orden einzutreten. 

Porträt des Heiligen Damian de Veuster, dem "Apostel der Aussätzigen", im Damian-Museum in Tremolo (Belgien). (Aufnahmedatum unbekannt) / © Harald Oppitz (KNA)
Porträt des Heiligen Damian de Veuster, dem "Apostel der Aussätzigen", im Damian-Museum in Tremolo (Belgien). (Aufnahmedatum unbekannt) / © Harald Oppitz ( (Link ist extern)KNA )

Nur ein Jahr später setzte er seinen Plan in die Tat um und trat bei den Arnsteiner Patres, der Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariä und der ewigen Anbetung des Allerheiligsten Altarsakraments, in Löwen in die Gemeinschaft ein. 

Da die Arnsteiner Patres die Seelsorge der Sandwich-Inseln innehatten - das heutige Hawaii -, wurde der junge Bruder dorthin geschickt. 

So erreichte er 1864 mit weiteren Mitbrüdern Honolulu, wo er nach zwei Monaten, am 21. Mai, in der Kathedrale zum Priester geweiht wurde. Zunächst war er dort als Priester tätig. Als der Bischof jedoch einen Seelsorger suchte, der bereit war, auf der Insel Moloka'i zu wirken, ließ Damian sich dorthin versetzen. 

Leben unter Leprakranken 

Das war insofern bemerkenswert, als Moloka'i die Insel der "Aussätzigen" war. Da Lepra im 19. Jahrhundert nicht heilbar war, fühlten sich die Hawaiianer von denjenigen bedroht, die daran erkrankt waren, und deportierten die Infizierten nach Moloka'i. Hier wurden sie ihrem Schicksal überlassen, ohne eine Möglichkeit, die Insel wieder zu verlassen. 

Damian de Veuster handelte also außerordentlich selbstlos, als er sich bereit erklärte, an diesem Ort zu wirken.

Im Mai 1873 kam er auf Moloka'i an und lebte unter den Leprakranken, nachdem er anfängliche Berührungsängste abgelegt hatte. 

Damian de Veuster: Als junger Mann (l.) und als kranker kurz vor seinem Tod (DR)
Damian de Veuster: Als junger Mann (l.) und als kranker kurz vor seinem Tod / ( DR )

Er kümmerte sich um die Infizierten und sorgte für ein menschenwürdiges Leben auf der Insel. Hier kam ihm sicher zu Hilfe, dass er auf einem Bauernhof aufgewachsen war und außerdem vor seinem Ordenseintritt die Handelsschule besucht hatte. 

So legte er mit den Bewohnern Äcker und Gärten an und ersetzte die alten Grashütten durch neue Holzhäuser. Er war Gärtner, Wasser-Ingenieur, Schreiner, Verwalter und Vertreter der Deportierten bei der Inselregierung. 

Er baute ein Waisenhaus, gründete ein Orchester und zimmerte Särge für die Verstorbenen. Dabei scheute er sich nicht, die Kranken zu berühren und mit ihnen zu essen. Darüber hinaus baute er eine Kirche und feierte täglich die Messe. 

Der "Apostel der Aussätzigen" 

Nach elf Jahren als Seelsorger auf der Insel infizierte sich Damian de Veuster selbst mit Lepra; die Krankheit zeichnete sein Äußeres deutlich. Trotzdem arbeitete er noch fünf Jahre mit den Menschen auf Moloka'i, ehe er im April 1889 mit 49 Jahren verstarb. 

1995 wurde de Veuster von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen und 2007 von Papst Benedikt als "Apostel der Aussätzigen" heiliggesprochen. Neben Mutter Teresa wurde der Heilige unter anderem auch von Mahatma Gandhi verehrt. 

Er sagte über de Veuster: "Die Welt derPolitik und der Presse kennt nur wenige Helden, die mit Pater Damian von Moloka'i zu vergleichen sind. Die Mühe lohnt sich, nach der Quelle zu suchen, aus der so viel Heldentum kommt."

Ein Vorbild in Sachen Hingabe 

Der Heilige zeigt bis heute, dass es möglich ist, sich einer Aufgabe ganz und gar hinzugeben. Damian de Veuster schonte sich in seinem Dienst an den Menschen auf Moloka'i nicht, sondern setzte sich mit all seinen Fähigkeiten für sie ein. Das kann ermutigen, sich einer Sache zu verschreiben und nicht lockerzulassen.

De Veuster war ein Mann der Tat, der auch praktisch dafür sorgte, dass es seinen Mitmenschen gut ging. Das setzte voraus, dass er die "Aussätzigen" als Mitmenschen ansah - nicht als wertlose Kranke. 

Heute kann das bedeuten, in jedem Menschen, dem wir begegnen, den Mitmenschen zu sehen. Egal, woher er oder sie kommt und in welcher Situation er oder sie ist. Dann lässt sich auch heute prüfen, welche Fähigkeiten es braucht, um diesen Mitmenschen zu helfen.

Heiligsprechung

Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Nach dieser Kanonisation, die im Rahmen eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden.

Heiligsprechung (dpa)