Die als Schwarze Madonna von Tschenstochau bekannte Marienikone von Jasna Góra ist "nicht nur in die Religiosität Polens hineingewachsen, sondern auch in die Kultur und Tradition der Nation; sie vereint und ist ein Sammelpunkt".
Das erklärte Erzbischof Stanisław Gądecki, der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, in einem Interview mit Radio Vatikan zum polnischen Fest der Heiligen Jungfrau Maria von Tschenstochau am 26. August.
Hundertjährige Tradition von Marienkult und Pilgerfahrten
Gądecki betonte die Bedeutung von Jasna Góra als Nationalheiligtum Polens, das verbunden sei mit "einer knapp sechshundertjährigen Tradition und dem örtlichen Marienkult, der bereits vor den polnischen Teilungen stattgefunden, sich aber auch währenddessen entfaltet hatte".
Zudem verwies Gądecki auf Pilgerfahrten zum wundertätigen Gnadenbild der Schwarzen Madonna, die ihren Ursprung bereits vor mehreren hundert Jahren hätten.
Die geheimnisvollen Beichten und Eucharistien von Jasna Góra
"Das Heiligtum von Tschenstochau ist auch eng mit der Spendung des Beichtsakraments verbunden", so Gądecki weiter. Papst Johannes Paul II. habe bei seiner ersten Pilgerreise nach Tschenstochau vom Geheimnis der dortigen Beichtstühle gesprochen.
"Ungemein bedeutsam sind auch die Eucharistien, die hier täglich gefeiert werden, unter anderem in der Kapelle des wundertätigen Gnadenbildes der Muttergottes", sagte er.
Gądecki lobt Arbeit der Paulinerbrüder vor Ort
Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz unterstrich auch die Bedeutung des Beitrags der Paulinerbrüder, die sich um Jasna Góra kümmern.
Schließlich kam Gądecki auf die "Predigten von Jasna Góra" zu sprechen. Als solche definierte der Paulinervater Piotr Polek "von Kardinälen, Bischöfen und Kaplanen gehaltene Predigten, Homilien und Betrachtungen der Appelle von Jasna Góra".
Erstrangige Rolle Mariens auf dem Weg zu Jesus
In Form des Appells von Jasna Góra wird seit 1957 täglich um 21 Uhr die Gottesmutter angerufen. Der Jasna-Góra-Appell wird zudem täglich vom katholischen Fernsehsender TV Trwam übertragen.
"Die Predigten von Jasna Góra verweisen vor allem auf die erstrangige Rolle Mariens auf dem Weg zu Jesus", so Erzbischof Gądecki.
"Das verkündeten auch Papst Johannes Paul II. und der selige Kardinal Stefan Wyszyński in ihren Lehren."
Kontakt zur Gottesmutter ist zu polnischer Gewohnheit geworden
Polens "Primas des Jahrtausends", wie Wyszyński, früher selbst Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz und zwischenzeitlicher Häftling der kommunistischen Regierung, genannt wird, hatte stets die Bedeutung des Heiligtums für das polnische Volk bekräftigt.
Die Polen, so der 1981 verstorbene Wyszyński einst, hätten sich längst daran gewöhnt, die wichtigsten Momente und unzähligen Angelegenheiten ihres Lebens ihrer Mutter im Nationalheiligtum von Jasna Góra vorzutragen.
Jungfrau Maria in Jasna Góra "auf besondere Weise präsent"
"Jener, die hier nicht nur ihr Bild, ihr Antlitz, eines der weltweit meistbekannten und meistverehrten, hat, sondern hier auch auf eine besondere Weise präsent ist – gegenwärtig im Geheimnis Jesu und der Kirche, wie das Konzil es lehrt", betonte Wyszyński.
Gądecki lobte aber auch die Arbeit der Theologen und Mariologen, die der polnische Episkopat immer geschätzt habe. Auch im alltäglichen Gemeindeleben würde die Gottesmutter häufig angerufen.
"Die polnische Seele schwingt stärker in der Begegnung mit der Mutter Gottes als in irgendeiner anderen – das ist das Wesentlichste im Hinblick auf die Bedeutung des Marianischen in unserer religiösen Kultur", schließt Erzbischof Gądecki.