Das "Stabat mater" von Gioachino Rossini polarisiert

Zu schöner Schmerz?

Es gilt als sein bedeutendstes geistliches Werk: das "Stabat Mater" für Solisten, Chor und Orchester von Gioachino Rossini. Er deutet die religiösen Worte sehr geschickt durch seinen damals hochmodernen und dramatischen Opernstil.

Pièta von Michelangelo im Petersdom / © Andreas Zerndl (shutterstock)
Pièta von Michelangelo im Petersdom / © Andreas Zerndl ( shutterstock )

Es gibt kirchliche Feste, für die großartige Musik geschrieben wurde, wobei der eigentliche Anlass heutzutage eher fremd wirkt. Am Samstag war das Fest Kreuzerhöhung, zu dem der Gedenktag "Gedächtnis der Schmerzen Mariens“ einen Tag später dazu gehört. Liturgisch wird wegen des Sonntags der Gedenktag in diesem Jahr nicht gefeiert. 

Kreuzigung Christi / © Simon de Vos
Kreuzigung Christi / © Simon de Vos

Bemerkenswert ist, dass zu dem Gedenktag das bekannte lateinische Gedicht "Stabat mater“ als sogenannte Sequenz dazugehört. Dieses Gebet ist in der Musikgeschichte oft und berühmt vertont worden, etwa von Pergolesi, Dvorak oder auch Rossini. 

Nicht nur bei Wagner provozierte der Italiener mit dem Werk Widerspruch, da es einigen als zu weltlich erschien, andererseits gelang es Rossini, den religiösen Inhalt des Gedichtes auf einer emotionalen Ebene zu vermitteln. Die Kritiker in Frankreich und Italien waren begeistert, ebenso die Zuhörer bei der Uraufführung 1842.

Richard Wagner senkt den Daumen!

Vor allem in Deutschland kamen wegen der besagten Opernnähe negative Anmerkungen – niemand geringeres als Richard Wagner sprach von „Opernhafter Oberflächlichkeit“, das „Stabat Mater“ wurde als zu weltlich und schlicht zu schön für den eigentlich erschütternden Text bezeichnet. Wie auch immer: Dem Erfolg der Komposition tat dies keinen Abbruch.

Richard Wagner-Statue auf einer Bank / © Daniel Vogl (dpa)
Richard Wagner-Statue auf einer Bank / © Daniel Vogl ( dpa )

Der Text des "Stabat Mater" ist ein mittelalterliches Gedicht, das die Gottesmutter Maria in ihrem Schmerz um den gekreuzigten Jesus besingt. Der Beter des Textes identifiziert sich mit Maria, die unterm Kreuz steht und den Tod ihres Sohnes beweint. "Lass mich deinem Jammer fühlen, dass ich mit dir trauern kann" - so heißt es im vorletzten Abschnitt des Gedichtes.

Im Laufe der Kirchengeschichte hat sich ergeben, dass dieser Text vor allem am Passionssonntag – also dem Sonntag vor dem Palmsonntag – und am 15. September - dem Gedenktag "Gedächtnis der Schmerzen Mariens“- gebetet wird. Dieses Fest steht im inneren Zusammenhang zum Fest Kreuzerhöhung am 14. September.

Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE am Sonntagabend erklingt die Vertonung des "Stabat Mater" von Gioachino Rossini. Zudem gibt es ein Gespräch mit dem Dirigenten Michael Reif über das Konzert "In terra pax" in der Kölner Philharmonie. 

Quelle:
DR