Düsseldorfer Stadtdechant stolz auf Toleranzwagen beim Rosenmontagszug

"Die Stimmung ist wirklich besonders"

An Rosenmontag feiern Tausende Jecken Karneval in Düsseldorf. Auch die Religionsgemeinschaften sind zum vierten Mal mit einem eigenen Wagen vertreten. Wer beim Zoch mitfährt und warum es koschere Kamelle gibt, verrät der Stadtdechant.

Autor/in:
Carsten Döpp
Toleranzwagen auf dem Düsseldorfer Rosenmontagszug / © Simone Walter (DR)
Toleranzwagen auf dem Düsseldorfer Rosenmontagszug / © Simone Walter ( DR )

DOMRADIO.DE: Inmitten der ausgelassenen Karnevalstage gibt es beunruhigende Terrordrohungen. Gleichzeitig richtet sich der besorgte Blick vieler Gläubiger auf den Vatikan und Papst Franziskus. Wie gehen Sie mit diesen gemischten Gefühlen um?

Düsseldorfer Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp (privat)
Düsseldorfer Stadtdechant Pfarrer Frank Heidkamp / ( privat )

Pfarrer Frank Heidkamp (Stadtdechant Düsseldorf): Die Situation in unserer Gesellschaft und auch im Vatikan macht sicherlich nachdenklich. Aber wir verkünden euch eine gute Nachricht und die hat mit Freude zu tun. Gerade an Karneval kommt das besonders zum Ausdruck.

DOMRADIO.DE: Sie haben kürzlich die Rosenmontagswagen in Düsseldorf gesegnet, so wie es in Köln Ihr Kollege Robert Kleine getan hat, trotz der großen Kritik an einem Motivwagen, der den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche thematisiert. Wie nehmen Sie diese Diskussion in Köln aus Düsseldorfer Perspektive wahr?

Motivwagen zum Thema Missbrauch in der Kirche in der Wagenhalle / © Oliver Berg (dpa)
Motivwagen zum Thema Missbrauch in der Kirche in der Wagenhalle / © Oliver Berg ( (Link ist extern)dpa )

Heidkamp: Man kann sicherlich über den Wagen diskutieren, so wie in den vergangenen Jahren über die Wagen von Jacques Tilly in Düsseldorf. Dennoch kann man die Wagen segnen, denn es geht nicht um die Wagen selbst, sondern um die Menschen darauf und die Zuschauer am Straßenrand. Und wir alle können den Segen Gottes gut gebrauchen.

DOMRADIO.DE: Dann werfen wir gemeinsam einen Blick auf den Düsseldorfer Zoch. Mit der Startnummer 53 geht der Toleranzwagen der Religionsgemeinschaften bereits zum vierten Mal auf die Reise. Im Vorfeld hieß es, dass er im Vergleich zum Vorjahr leicht modifiziert wurde. Wie genau?

Heidkamp: Die Modifikation betrifft vor allem die Menschen, die auf dem Wagen stehen. In diesem Jahr ist die alevitische Gemeinde, die koptische Kirche und die Altkatholiken besonders vertreten. Zudem sind die evangelische Freikirchen und die jüdische Gemeinde wieder dabei. Bei den Muslimen ist die Beteiligung etwas geringer, da der Ramadan bereits begonnen hat.

Mottowagen mit einer Darstellung von Bundeskanzler Scholz, Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck vom Rosenmontagszug 2023 / © Oliver Berg (dpa)
Mottowagen mit einer Darstellung von Bundeskanzler Scholz, Finanzminister Lindner und Wirtschaftsminister Habeck vom Rosenmontagszug 2023 / © Oliver Berg ( (Link ist extern)dpa )

DOMRADIO.DE: Wissen Sie, wer alles auf dem Wagen stehen wird?

Heidkamp: Ja, unter den Teilnehmern sind unter anderem die Düsseldorfer Polizeipräsidentin, die Vorsitzenden des Katholikenrats, der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Dr. Horowitz, sowie Pastoren und Mitglieder verschiedener Gemeinden. Eine ganz bunte Truppe.

DOMRADIO.DE: Apropos bunt. Vom Toleranzwagen aus wird ein vielfältiger Mix an Kamelle und Süßigkeiten geworfen. Eine bunte Mischung, die die Vielfalt der teilnehmenden Religionsgemeinschaften widerspiegelt?

Heidkamp: Genau, ein bunter Mix. Wir haben gemeinsam eingekauft. Natürlich ist das koschere Ware. 

Pfarrer Frank Heidkamp

"Wir setzen uns ein für Demokratie, Toleranz und Vielfalt. Es ist schön, das zu erleben."

DOMRADIO.DE: Sie möchten erneut ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen. Warum ist das so wichtig? Und was können wir von diesem Toleranzwagen der Religionsgemeinschaften in Düsseldorf lernen?

Heidkamp: In Düsseldorf können wir wirklich stolz darauf sein, dass so viele Religionen und Religionsgemeinschaften zusammen den Karneval feiern. Für mich ist der Rosenmontag in Düsseldorf der größte Demonstrationszug des Tages. Wir setzen uns für Demokratie, Toleranz und Vielfalt ein. Es ist schön, das zu erleben.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die Stimmung auf dem Toleranzwagen beim Rosenmontagszug erlebt? Was für eine Atmosphäre herrscht dort?

Rosenmontagsumzug in Köln  / © Rolf Vennenbernd (dpa)

Heidkamp: Die Stimmung ist wirklich ganz besonders. Es ist eine Ehre, auf einem Wagen mitzufahren. Das gilt genauso für Köln und andere Städte. Es ist einfach wunderbar, die Menschen zu erleben, die voller Freude sind und diese Freude miteinander teilen wollen. Darauf freue ich mich sehr!

Das Interview führte Carsten Döpp.

"Toleranzwagen" wieder beim Düsseldorfer Rosenmontagszug

In Düsseldorf ist am 1. Februar 2024 der Entwurf eines interreligiösen Wagens für den Rosenmontagszug vorgestellt worden. Diesmal ist kein katholischer Priester abgebildet, sondern eine andere Figur. Auch Orthodoxe und Kopten sind dabei.

Beim Düsseldorfer Rosenmontagszug ist nach längerer Pause wieder ein interreligiöser "Toleranzwagen" dabei. Er zeigt, ähnlich wie 2019 und 2020, eine Polonaise mit christlichen, jüdischen und muslimischen Geistlichen.

Entwurf für den interreligiösen "Toleranzwagen" für den Düsseldorfer Rosenmontagszug mit einer Polonaise mit christlichen, jüdischen und muslimischen Geistlichen - dazu das Motto "Toleranz Wagen", am 1. Februar 2024 in Düsseldorf. / © Alexander Pitz (KNA)
Entwurf für den interreligiösen "Toleranzwagen" für den Düsseldorfer Rosenmontagszug mit einer Polonaise mit christlichen, jüdischen und muslimischen Geistlichen - dazu das Motto "Toleranz Wagen", am 1. Februar 2024 in Düsseldorf. / © Alexander Pitz ( (Link ist extern)KNA )
Quelle:
DR

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