Hollerich sprach die Geschehnisse auf dem Mittelmeer, in griechischen Flüchtlingslagern und in Bosnien-Herzegowina an. "Die katholische Kirche und die anderen Kirchen in Europa, wir müssen auf diese schlimmen Missstände aufmerksam machen", so Luxemburgs Erzbischof. Die gegenwärtige Situation sei "ein Verrat an den europäischen Werten". Man werde nur dann Frieden und Sicherheit haben, wenn alle Menschen in allen Ländern ein menschenwürdiges Leben führen könnten.
Sorgen bereiten dem COMECE-Chef außerdem die "ultrarechten populistischen" Parteien in Europa. Das betreffe weniger Deutschland, sondern eher Frankreich, wo auch bald gewählt wird. Für ihn sei "ganz klar", dass Rechtspopulismus nichts mit dem Christentum zu tun habe. Die Grundbegriffe der katholischen Soziallehre würden von den entsprechenden Politikern "mit Füßen getreten".
EU ist Erfolgsgeschichte
Trotz aller Probleme hält der Kardinal die Europäische Union für eine "Erfolgsstory". Die Welt sei mit der EU besser dran als ohne sie. Der Europatag am Sonntag erinnert an den sogenannten Schuman-Plan, den der französische Außenminister Robert Schuman am 9. Mai 1950 verkündete. Kernanliegen war, die rüstungswichtige französische und deutsche Kohle- und Stahlproduktion einer gemeinsamen Behörde zu unterstellen, die auch anderen Staaten offenstehen solle. Das Datum wurde zur Geburtsstunde der europäischen Einigung und der Entwicklung hin zur Europäischen Union.