"Es braucht Mut, an die kleinen Schritte im Leben zu glauben, daran, dass Gott aus meiner Kleinheit Großes machen kann und will", sagte Franziskus in seiner improvisierten Ansprache, die parallel ins Madagassische übersetzt wurde. Er ermunterte die Frauen zu gegenseitigem Vertrauen und Transparenz.
Sollten ihnen etwas falsch vorkommen oder verdächtig, sollten sie sofort und rechtzeitig darüber sprechen, denn "der Versucher kann sogar in der Person des geistlichen Begleiters kommen", warnte der Papst.
Sie sollten ihre jeweilige Oberin informieren, auch wenn diese ihnen nicht sympathisch sei. Das doppelte Gitter und ein Vorhang vor der Klausur der kontemplativen Ordensschwestern allein nützten nicht, um Liebe und Heiligkeit im Kloster zu schützen.
Therese von Lisieux als Vorbild
Seine Ansprache kleidete Franziskus in eine Episode aus dem Leben der heiligen Therese von Lisieux (1873-1897). Diese habe als ganz junge Ordensfrau stets eine Ältere begleitet und ihr geholfen, obwohl diese sie ständig zurückwies.
Diese konsequente wie unauffällige Solidarität, Nächstenliebe und Gehorsam der jungen Therese seien die winzigen Schritte, auf die es ankomme. "Heute begleitet die Heilige einen anderen Alten: mich", gestand der Papst am Ende.
Das Leben der französischen Heiligen sei ihm eine große Inspiration, wenn auch er mitunter taub oder bockig sei.
In den Gassen vor dem "Kloster der unbeschuhten Karmelitinnen" war Franziskus zuvor von Hunderten Menschen begeistert empfangen worden. An dem Gebet in der Kapelle des Klosters nahmen auch rund 100 Ordensfrauen aus anderen kontemplativen Klöstern teil.
Treffen mit Bischöfe und Gebet mit jungen Menschen
Das Kloster in Antananarivo wurde 1937 von belgischen Ordensfrauen gegründet, diese 1921 aus Europa nach Madagaskar gekommen waren. Am Nachmittag trifft der Papst die Bischöfe Madagaskars. Für den Abend ist, ähnlich wie bei Weltjugendtagen, eine Gebetsfeier mit jungen Menschen vorgesehen sowie am Sonntagmorgen eine Messe auf demselben Gelände.